Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.Schaar umringte mich, sank um mich her Soll ich noch erst sagen, wie tief mich Schaar umringte mich, ſank um mich her Soll ich noch erſt ſagen, wie tief mich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0170" n="166"/> Schaar umringte mich, ſank um mich her<lb/> auf die Kniee und hob gleichſam anbetende<lb/> Haͤnde zu mir empor. „Gloria dem Koͤnig<lb/> von Preuſſen!‟ rief der Eine: — „Heil<lb/> ihm!‟ der Andre — „Heil fuͤr die ſtrenge<lb/> Gerechtigkeit!‟ und die volle Menge ſetzte<lb/> ſchwaͤrmeriſch hinzu: „Leuchtendes Beiſpiel<lb/> fuͤr alle Regenten der Erde! Heil ihm!‟ —<lb/> Mit jedem Augenblicke vermehrte ſich das<lb/> Geſchrei und Getuͤmmel.</p><lb/> <p>Soll ich noch erſt ſagen, wie tief mich<lb/> dieſer Auftritt erſchuͤtterte? Die Thraͤnen<lb/> draͤngten ſich mir unaufhaltſam aus den<lb/> Augen. Jch neigte mich rings herum; ich<lb/> legte die Hand auf’s Herz; ich dankte ſtam-<lb/> melnd und ſuchte einen Ausweg durch die<lb/> immer gedraͤngter zuſammenſtuͤrzende Menge.<lb/> Zwar machten ſie mir willig Platz: aber ſie<lb/> folgten mir auch mit anhaltendem Freuden-<lb/> geſchrei: „Vlvat der gerechte Koͤnig!‟ Jn<lb/> der That, nie in meinem Leben fuͤhlte ich<lb/> mich geehrter und gluͤcklicher, ein Unterthan<lb/> des großen Friedrichs zu ſeyn, als in dieſem<lb/> Augenblicke! Mein Herz ward mir zu<lb/> ſchwer; ich ſchwankte, konnte nicht weiter und<lb/> mußte mich erſchoͤpft an eine Straßenecke<lb/> lehnen. Nur meine erhobenen Haͤnde, die<lb/> ich unwillkuͤhrlich, wie zum Segnen, nach<lb/> dem Volke ausſtreckte, vermochten meinen<lb/> Dank auszuſprechen; und es ſchien mir auch<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [166/0170]
Schaar umringte mich, ſank um mich her
auf die Kniee und hob gleichſam anbetende
Haͤnde zu mir empor. „Gloria dem Koͤnig
von Preuſſen!‟ rief der Eine: — „Heil
ihm!‟ der Andre — „Heil fuͤr die ſtrenge
Gerechtigkeit!‟ und die volle Menge ſetzte
ſchwaͤrmeriſch hinzu: „Leuchtendes Beiſpiel
fuͤr alle Regenten der Erde! Heil ihm!‟ —
Mit jedem Augenblicke vermehrte ſich das
Geſchrei und Getuͤmmel.
Soll ich noch erſt ſagen, wie tief mich
dieſer Auftritt erſchuͤtterte? Die Thraͤnen
draͤngten ſich mir unaufhaltſam aus den
Augen. Jch neigte mich rings herum; ich
legte die Hand auf’s Herz; ich dankte ſtam-
melnd und ſuchte einen Ausweg durch die
immer gedraͤngter zuſammenſtuͤrzende Menge.
Zwar machten ſie mir willig Platz: aber ſie
folgten mir auch mit anhaltendem Freuden-
geſchrei: „Vlvat der gerechte Koͤnig!‟ Jn
der That, nie in meinem Leben fuͤhlte ich
mich geehrter und gluͤcklicher, ein Unterthan
des großen Friedrichs zu ſeyn, als in dieſem
Augenblicke! Mein Herz ward mir zu
ſchwer; ich ſchwankte, konnte nicht weiter und
mußte mich erſchoͤpft an eine Straßenecke
lehnen. Nur meine erhobenen Haͤnde, die
ich unwillkuͤhrlich, wie zum Segnen, nach
dem Volke ausſtreckte, vermochten meinen
Dank auszuſprechen; und es ſchien mir auch
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