ten hier abgenommene Eid und die wieder- holte Aussage über den Vorgang mit dem portugiesischen Schiffe nur eine Cerimonie, und das, was geschehen sollte, schon während der Nacht völlig vorbereitet. Es standen nemlich bereits zwei Kanots fertig, in deren Jedes 25 Soldaten und 20 Ruderer einge- schifft wurden, und die unmittelbar darauf, hinten und vorn mit der holländischen Flagge geschmückt, unter Trommel- und Trompeten- Klang in See stachen, um das angefochtene portugiesische Schiff aufzusuchen und nach St. George de la Mina zu bringen. Nichts setzte mich hierbei mehr in Erstaunen, als diese Kanots, welche bei einer Länge, die über 50 Fuß hinausreichte, und bei einer Breite von 6 bis 61/2 Fuß, aus einem einzigen Bau- me, wiewohl von weichem und leichtem Holze, gehauen waren. Man sagte mir, daß diese Riesenbäume mehrere Meilen landeinwärts angetroffen würden, wohin Unser Einer frei- lich nicht zu kommen pflegt.
Mit dem ausgezogenen Staatsrocke war der Gouverneur auch wieder, wie zuvor, mein Freund und Gönner geworden und be- hielt mich unausgesetzt in seiner Nähe. Von ihm erhielt ich nun aber auch nähern Auf- schluß über alle jene Dinge, die mir bisher so wunderseltsam vorgekommen waren. Er erzählte mir, daß das Fort St. Georg und
ten hier abgenommene Eid und die wieder- holte Ausſage uͤber den Vorgang mit dem portugieſiſchen Schiffe nur eine Cerimonie, und das, was geſchehen ſollte, ſchon waͤhrend der Nacht voͤllig vorbereitet. Es ſtanden nemlich bereits zwei Kanots fertig, in deren Jedes 25 Soldaten und 20 Ruderer einge- ſchifft wurden, und die unmittelbar darauf, hinten und vorn mit der hollaͤndiſchen Flagge geſchmuͤckt, unter Trommel- und Trompeten- Klang in See ſtachen, um das angefochtene portugieſiſche Schiff aufzuſuchen und nach St. George de la Mina zu bringen. Nichts ſetzte mich hierbei mehr in Erſtaunen, als dieſe Kanots, welche bei einer Laͤnge, die uͤber 50 Fuß hinausreichte, und bei einer Breite von 6 bis 6½ Fuß, aus einem einzigen Bau- me, wiewohl von weichem und leichtem Holze, gehauen waren. Man ſagte mir, daß dieſe Rieſenbaͤume mehrere Meilen landeinwaͤrts angetroffen wuͤrden, wohin Unſer Einer frei- lich nicht zu kommen pflegt.
Mit dem ausgezogenen Staatsrocke war der Gouverneur auch wieder, wie zuvor, mein Freund und Goͤnner geworden und be- hielt mich unausgeſetzt in ſeiner Naͤhe. Von ihm erhielt ich nun aber auch naͤhern Auf- ſchluß uͤber alle jene Dinge, die mir bisher ſo wunderſeltſam vorgekommen waren. Er erzaͤhlte mir, daß das Fort St. Georg und
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0027"n="23"/>
ten hier abgenommene Eid und die wieder-<lb/>
holte Ausſage uͤber den Vorgang mit dem<lb/>
portugieſiſchen Schiffe nur eine Cerimonie,<lb/>
und das, was geſchehen ſollte, ſchon waͤhrend<lb/>
der Nacht voͤllig vorbereitet. Es ſtanden<lb/>
nemlich bereits zwei Kanots fertig, in deren<lb/>
Jedes 25 Soldaten und 20 Ruderer einge-<lb/>ſchifft wurden, und die unmittelbar darauf,<lb/>
hinten und vorn mit der hollaͤndiſchen Flagge<lb/>
geſchmuͤckt, unter Trommel- und Trompeten-<lb/>
Klang in See ſtachen, um das angefochtene<lb/>
portugieſiſche Schiff aufzuſuchen und nach<lb/>
St. George de la Mina zu bringen. Nichts<lb/>ſetzte mich hierbei mehr in Erſtaunen, als<lb/>
dieſe Kanots, welche bei einer Laͤnge, die uͤber<lb/>
50 Fuß hinausreichte, und bei einer Breite<lb/>
von 6 bis 6½ Fuß, aus einem einzigen Bau-<lb/>
me, wiewohl von weichem und leichtem Holze,<lb/>
gehauen waren. Man ſagte mir, daß dieſe<lb/>
Rieſenbaͤume mehrere Meilen landeinwaͤrts<lb/>
angetroffen wuͤrden, wohin Unſer Einer frei-<lb/>
lich nicht zu kommen pflegt.</p><lb/><p>Mit dem ausgezogenen Staatsrocke war<lb/>
der Gouverneur auch wieder, wie zuvor,<lb/>
mein Freund und Goͤnner geworden und be-<lb/>
hielt mich unausgeſetzt in ſeiner Naͤhe. Von<lb/>
ihm erhielt ich nun aber auch naͤhern Auf-<lb/>ſchluß uͤber alle jene Dinge, die mir bisher<lb/>ſo wunderſeltſam vorgekommen waren. Er<lb/>
erzaͤhlte mir, daß das Fort St. Georg und<lb/></p></div></body></text></TEI>
[23/0027]
ten hier abgenommene Eid und die wieder-
holte Ausſage uͤber den Vorgang mit dem
portugieſiſchen Schiffe nur eine Cerimonie,
und das, was geſchehen ſollte, ſchon waͤhrend
der Nacht voͤllig vorbereitet. Es ſtanden
nemlich bereits zwei Kanots fertig, in deren
Jedes 25 Soldaten und 20 Ruderer einge-
ſchifft wurden, und die unmittelbar darauf,
hinten und vorn mit der hollaͤndiſchen Flagge
geſchmuͤckt, unter Trommel- und Trompeten-
Klang in See ſtachen, um das angefochtene
portugieſiſche Schiff aufzuſuchen und nach
St. George de la Mina zu bringen. Nichts
ſetzte mich hierbei mehr in Erſtaunen, als
dieſe Kanots, welche bei einer Laͤnge, die uͤber
50 Fuß hinausreichte, und bei einer Breite
von 6 bis 6½ Fuß, aus einem einzigen Bau-
me, wiewohl von weichem und leichtem Holze,
gehauen waren. Man ſagte mir, daß dieſe
Rieſenbaͤume mehrere Meilen landeinwaͤrts
angetroffen wuͤrden, wohin Unſer Einer frei-
lich nicht zu kommen pflegt.
Mit dem ausgezogenen Staatsrocke war
der Gouverneur auch wieder, wie zuvor,
mein Freund und Goͤnner geworden und be-
hielt mich unausgeſetzt in ſeiner Naͤhe. Von
ihm erhielt ich nun aber auch naͤhern Auf-
ſchluß uͤber alle jene Dinge, die mir bisher
ſo wunderſeltſam vorgekommen waren. Er
erzaͤhlte mir, daß das Fort St. Georg und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/27>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.