Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.Wenige Tage später befand ich mich vor Ein paar hundert Klafter mocht' ich strom- *) Der dort übliche Name einer jungen Sklavinn,
die noch nicht Mutter geworden. Wenige Tage ſpaͤter befand ich mich vor Ein paar hundert Klafter mocht’ ich ſtrom- *) Der dort uͤbliche Name einer jungen Sklavinn,
die noch nicht Mutter geworden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0048" n="44"/> <p>Wenige Tage ſpaͤter befand ich mich vor<lb/> der Muͤndung eines kleinen Fluſſes, genannt<lb/> Rio de St. Paul, aus welchem zwei Neger<lb/> in einem Kanot zu mir herankamen, um<lb/> mir den Kauf von zwei Sklaven und einer<lb/> Kackebobe <note place="foot" n="*)">Der dort uͤbliche Name einer jungen Sklavinn,<lb/> die noch nicht Mutter geworden.</note> anzubieten, die ſie daheim be-<lb/> wahrten und wohlfeilen Preiſes loszuſchlagen<lb/> gedaͤchten. Doch war die Bedingung, daß<lb/> ich mit dem Boote zu ihnen in den Strom<lb/> kommen muͤßte, weil ſie mit ihren Nachbarn<lb/> am andern Ufer in offner Fehde begriffen<lb/> waͤren, die ſie ſonſt mit ihrer Waare nicht<lb/> ungehindert paſſiren laſſen moͤchten. Wie<lb/> mißlich mir auch dieſer Antrag daͤuchte, ſo<lb/> uͤberwog doch endlich die Betrachtung, daß<lb/> ich bereits ſeit mehreren Tagen zu gar<lb/> keinem Handel hatte kommen koͤnnen und<lb/> daß hier ſchon einmal etwas gewagt ſeyn<lb/> wolle. Nachdem ich alſo meine kleinen Poͤller<lb/> geladen, die Gewehre zur Hand genommen<lb/> und mich in gehoͤrige Verfaſſung geſetzt hatte,<lb/> ruderte ich getroſt auf den Ausfluß zu, waͤh-<lb/> rend die beiden Schwarzen bei mir im Fahr-<lb/> zeuge verblieben.</p><lb/> <p>Ein paar hundert Klafter mocht’ ich ſtrom-<lb/> aufwaͤrts gekommen ſeyn, wo ich beide Ufer<lb/> dicht mit Gebuͤſch verwachſen fand und der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [44/0048]
Wenige Tage ſpaͤter befand ich mich vor
der Muͤndung eines kleinen Fluſſes, genannt
Rio de St. Paul, aus welchem zwei Neger
in einem Kanot zu mir herankamen, um
mir den Kauf von zwei Sklaven und einer
Kackebobe *) anzubieten, die ſie daheim be-
wahrten und wohlfeilen Preiſes loszuſchlagen
gedaͤchten. Doch war die Bedingung, daß
ich mit dem Boote zu ihnen in den Strom
kommen muͤßte, weil ſie mit ihren Nachbarn
am andern Ufer in offner Fehde begriffen
waͤren, die ſie ſonſt mit ihrer Waare nicht
ungehindert paſſiren laſſen moͤchten. Wie
mißlich mir auch dieſer Antrag daͤuchte, ſo
uͤberwog doch endlich die Betrachtung, daß
ich bereits ſeit mehreren Tagen zu gar
keinem Handel hatte kommen koͤnnen und
daß hier ſchon einmal etwas gewagt ſeyn
wolle. Nachdem ich alſo meine kleinen Poͤller
geladen, die Gewehre zur Hand genommen
und mich in gehoͤrige Verfaſſung geſetzt hatte,
ruderte ich getroſt auf den Ausfluß zu, waͤh-
rend die beiden Schwarzen bei mir im Fahr-
zeuge verblieben.
Ein paar hundert Klafter mocht’ ich ſtrom-
aufwaͤrts gekommen ſeyn, wo ich beide Ufer
dicht mit Gebuͤſch verwachſen fand und der
*) Der dort uͤbliche Name einer jungen Sklavinn,
die noch nicht Mutter geworden.
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