selbst das Hemde vom Leibe; wickelte es so fest zusammen, als mir möglich war, und suchte dem Unheil vorläufig damit abzuhel- fen. Doch wie ich nun auf das Deck kam nahm ich wahr, daß das Boot fast bis zum Sinken tief lag und das eingedrungene Was- ser es binnen der kurzen Zeit schier bis oben erfüllt hatte. Noch empfindlicher aber ward mir dies Unglück in der Betrachtung, daß ich so eben erst mein Schiff verlassen hatte und nun mein noch vollständiger Vor- rath von Handelswaaren durchnäßt und nur zu gewiß verdorben worden. An die Fort- setzung des Gefechts war unter diesen Um- ständen nicht mehr zu denken; und alle unsre schon erlangten Vortheile mußten aufgegeben werden.
Jch entfernte mich also mit großem Schaden von dem Kampfplatze. Dreiviertel Meilen weiter von hier, unter dem Winde, nahm ich ein Schiff vor Anker wahr, auf welches ich zusegelte, bis ich neben demsel- ben gleichfalls den Anker fallen ließ, um mein eingedrungenes Wasser auszupumpen. Der Kapitain jenes Schiffes kam in seiner Schaluppe zu mir an Bord, weil er wahr- genommen, daß ich bei jenem ober Windes liegenden Fahrzeuge geschossen, und er zu wissen wünschte, was dies zu bedeuten ge- habt? -- Mein Bericht setzte ihn eben so
sehr
ſelbſt das Hemde vom Leibe; wickelte es ſo feſt zuſammen, als mir moͤglich war, und ſuchte dem Unheil vorlaͤufig damit abzuhel- fen. Doch wie ich nun auf das Deck kam nahm ich wahr, daß das Boot faſt bis zum Sinken tief lag und das eingedrungene Waſ- ſer es binnen der kurzen Zeit ſchier bis oben erfuͤllt hatte. Noch empfindlicher aber ward mir dies Ungluͤck in der Betrachtung, daß ich ſo eben erſt mein Schiff verlaſſen hatte und nun mein noch vollſtaͤndiger Vor- rath von Handelswaaren durchnaͤßt und nur zu gewiß verdorben worden. An die Fort- ſetzung des Gefechts war unter dieſen Um- ſtaͤnden nicht mehr zu denken; und alle unſre ſchon erlangten Vortheile mußten aufgegeben werden.
Jch entfernte mich alſo mit großem Schaden von dem Kampfplatze. Dreiviertel Meilen weiter von hier, unter dem Winde, nahm ich ein Schiff vor Anker wahr, auf welches ich zuſegelte, bis ich neben demſel- ben gleichfalls den Anker fallen ließ, um mein eingedrungenes Waſſer auszupumpen. Der Kapitain jenes Schiffes kam in ſeiner Schaluppe zu mir an Bord, weil er wahr- genommen, daß ich bei jenem ober Windes liegenden Fahrzeuge geſchoſſen, und er zu wiſſen wuͤnſchte, was dies zu bedeuten ge- habt? — Mein Bericht ſetzte ihn eben ſo
ſehr
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ſelbſt das Hemde vom Leibe; wickelte es ſo
feſt zuſammen, als mir moͤglich war, und
ſuchte dem Unheil vorlaͤufig damit abzuhel-
fen. Doch wie ich nun auf das Deck kam
nahm ich wahr, daß das Boot faſt bis zum
Sinken tief lag und das eingedrungene Waſ-
ſer es binnen der kurzen Zeit ſchier bis
oben erfuͤllt hatte. Noch empfindlicher aber
ward mir dies Ungluͤck in der Betrachtung,
daß ich ſo eben erſt mein Schiff verlaſſen
hatte und nun mein noch vollſtaͤndiger Vor-
rath von Handelswaaren durchnaͤßt und nur
zu gewiß verdorben worden. An die Fort-
ſetzung des Gefechts war unter dieſen Um-
ſtaͤnden nicht mehr zu denken; und alle unſre
ſchon erlangten Vortheile mußten aufgegeben
werden.
Jch entfernte mich alſo mit großem
Schaden von dem Kampfplatze. Dreiviertel
Meilen weiter von hier, unter dem Winde,
nahm ich ein Schiff vor Anker wahr, auf
welches ich zuſegelte, bis ich neben demſel-
ben gleichfalls den Anker fallen ließ, um
mein eingedrungenes Waſſer auszupumpen.
Der Kapitain jenes Schiffes kam in ſeiner
Schaluppe zu mir an Bord, weil er wahr-
genommen, daß ich bei jenem ober Windes
liegenden Fahrzeuge geſchoſſen, und er zu
wiſſen wuͤnſchte, was dies zu bedeuten ge-
habt? — Mein Bericht ſetzte ihn eben ſo
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/68>, abgerufen am 16.02.2025.
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