merke ich, was, meines Wissens, Andre noch nicht angezeigt haben, daß, wenn man sich von der Küste von Guinea etwa zehn oder mehr Meilen entfernt hat, sich das See- wasser plötzlich verändert. Es wird klarer, blauer und durchsichtiger. Giebt es nun zugleich eine vollkommene Meerstille, wie sie in diesem Striche nicht ungewöhnlich ist, und ebnet sich dann die Fluth zu einer Spiegelfläche; so giebt es einen unbeschreib- lich wunderbaren Anblick, in das krystall- helle Gewässer, wie in einen dichteren Him- mel unter sich, zu schauen und es von un- zähligen Fischen und Seegeschöpfen in tau- send verschiedenen Richtungen wimmeln zu sehen. Man fängt Jhrer auch von allen Arten, soviel man will: doch haben sie, den fliegenden Fisch ausgenommen, alle ein har- tes unschmackhaftes Fleisch und werden für wenig gesund gehalten.
Die Sklavenschiffe beobachten auf dieser Ueberfahrt die Gewohnheit, das Boot, wo- mit sie den Nebenhandel auf der afrikani- schen Küste betrieben haben, nicht wieder einzunehmen und auf's Deck zu setzen, weil es dort den Raum für die Neger zu sehr beengen würde. Wenn es daher die Witte- rung nur irgend gestattet, fährt es fort, neben dem Schiffe her zu kreuzen und wird gebraucht, mit den Schiffen, die auf dem
merke ich, was, meines Wiſſens, Andre noch nicht angezeigt haben, daß, wenn man ſich von der Kuͤſte von Guinea etwa zehn oder mehr Meilen entfernt hat, ſich das See- waſſer ploͤtzlich veraͤndert. Es wird klarer, blauer und durchſichtiger. Giebt es nun zugleich eine vollkommene Meerſtille, wie ſie in dieſem Striche nicht ungewoͤhnlich iſt, und ebnet ſich dann die Fluth zu einer Spiegelflaͤche; ſo giebt es einen unbeſchreib- lich wunderbaren Anblick, in das kryſtall- helle Gewaͤſſer, wie in einen dichteren Him- mel unter ſich, zu ſchauen und es von un- zaͤhligen Fiſchen und Seegeſchoͤpfen in tau- ſend verſchiedenen Richtungen wimmeln zu ſehen. Man faͤngt Jhrer auch von allen Arten, ſoviel man will: doch haben ſie, den fliegenden Fiſch ausgenommen, alle ein har- tes unſchmackhaftes Fleiſch und werden fuͤr wenig geſund gehalten.
Die Sklavenſchiffe beobachten auf dieſer Ueberfahrt die Gewohnheit, das Boot, wo- mit ſie den Nebenhandel auf der afrikani- ſchen Kuͤſte betrieben haben, nicht wieder einzunehmen und auf’s Deck zu ſetzen, weil es dort den Raum fuͤr die Neger zu ſehr beengen wuͤrde. Wenn es daher die Witte- rung nur irgend geſtattet, faͤhrt es fort, neben dem Schiffe her zu kreuzen und wird gebraucht, mit den Schiffen, die auf dem
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merke ich, was, meines Wiſſens, Andre noch
nicht angezeigt haben, daß, wenn man ſich
von der Kuͤſte von Guinea etwa zehn oder
mehr Meilen entfernt hat, ſich das See-
waſſer ploͤtzlich veraͤndert. Es wird klarer,
blauer und durchſichtiger. Giebt es nun
zugleich eine vollkommene Meerſtille, wie ſie
in dieſem Striche nicht ungewoͤhnlich iſt,
und ebnet ſich dann die Fluth zu einer
Spiegelflaͤche; ſo giebt es einen unbeſchreib-
lich wunderbaren Anblick, in das kryſtall-
helle Gewaͤſſer, wie in einen dichteren Him-
mel unter ſich, zu ſchauen und es von un-
zaͤhligen Fiſchen und Seegeſchoͤpfen in tau-
ſend verſchiedenen Richtungen wimmeln zu
ſehen. Man faͤngt Jhrer auch von allen
Arten, ſoviel man will: doch haben ſie, den
fliegenden Fiſch ausgenommen, alle ein har-
tes unſchmackhaftes Fleiſch und werden fuͤr
wenig geſund gehalten.
Die Sklavenſchiffe beobachten auf dieſer
Ueberfahrt die Gewohnheit, das Boot, wo-
mit ſie den Nebenhandel auf der afrikani-
ſchen Kuͤſte betrieben haben, nicht wieder
einzunehmen und auf’s Deck zu ſetzen, weil
es dort den Raum fuͤr die Neger zu ſehr
beengen wuͤrde. Wenn es daher die Witte-
rung nur irgend geſtattet, faͤhrt es fort,
neben dem Schiffe her zu kreuzen und wird
gebraucht, mit den Schiffen, die auf dem
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/96>, abgerufen am 21.07.2024.
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