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Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

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Erklährung über die verständige Abigail.
Albanern geschehen/ da die drey Brüder Horatii im Nahmen
des Römischen Kriegsheeres/ mit den Albanischen Curiatien
auch dreyen Brüdern/ allein üm den allgemeinen Sieg ge-
kämpfet/ daß nemlich alhie auch der Uberwundene nicht allein
erleget; Sondern auch das gantze Volk/ dem Uberwinder un-
terthänig und dienstbar seyn solte/ der großen Einbildung/
weil ihm Riemand an Grösse und Stärke unter dem Jüdi-
schen Kriegsvolke gleich/ den Sieg und also über gantz Js-
rael die Herrschaft davon zu tragen: Der allerhöchste GOtt
aber/ der an dieses stoltzen Prahlers Hochmuht/ und vermein-
ter Tapferkeit nicht Lust/ hat seine Gnade/ auf den kleinen
und vor aller Welt unansehnlichen David gewendet/ und ih-
me/ zu des gantzen Jsraelitischen Volkes Erlösung/ den Sieg
verliehen/ in dem itzt bemeldeter David nur mit einer Stein-
schleuder/ den ungeheuren Riesen gefället/ und ihm mit seinem
eigenem Schwerte/ den Kopf abgehauen/ darauf die flüchtige
Philister/ mit dem gantzen Jsraelitischen Volke/ verfolget/
ihnen die Beute abgenommen/ das Läger geplündert/ und als
ein tapferer triumphirender Siegesfürst zu Jerusalem einge-
zogen/ dahero die Frauen und Jungfrauen in dem gantzen
Lande ihn öffentlich/ und zwar vielmehr/ als den König Saul
selbst gerühmet/ und wie einen großen Siegreichen Herrn an-
gesungen. Wie solches weiter zu vernehmen/ im ersten Buch
Sam. am 17 und 18 Capitel.
i Abiathar. Als Saul zu Robe/ den Priester des
HErrn Ahimelech neben allen andern daselbst sich befindenden
Priestern/ wegen deß/ daß Ahimelech dem flüchtigen David
Brodt und das Schwert Goliaths gereichet/ durch den Ver-
rähter Doeg tyrannischer weise tödten laßen/ ist Abiathar
Ahimelechs Sohn allein entronnen/ und zu dem David nach
Kegila kommen/ da Er denn ihm den jämmerlichen Mord-
handel/ und alles was sich zu Nobe zugetragen/ erzehlet/ ist
darauf bey David/ in wehrender seiner Verfolgung/ allezeit
geblieben/ und gleichsam sein Feldprediger die Zeit über
gewesen. Hiervon liß mit mehrerm das 22
und 23 Cap. des 1 Buchs
Sam.
Erklaͤhrung uͤber die verſtaͤndige Abigail.
Albanern geſchehen/ da die drey Bruͤder Horatii im Nahmen
des Roͤmiſchen Kriegsheeres/ mit den Albaniſchen Curiatien
auch dreyen Bruͤdern/ allein uͤm den allgemeinen Sieg ge-
kaͤmpfet/ daß nemlich alhie auch der Uberwundene nicht allein
erleget; Sondern auch das gantze Volk/ dem Uberwinder un-
terthaͤnig und dienſtbar ſeyn ſolte/ der großen Einbildung/
weil ihm Riemand an Groͤſſe und Staͤrke unter dem Juͤdi-
ſchen Kriegsvolke gleich/ den Sieg und alſo uͤber gantz Jſ-
rael die Herꝛſchaft davon zu tragen: Der allerhoͤchſte GOtt
aber/ der an dieſes ſtoltzen Prahlers Hochmuht/ und vermein-
ter Tapferkeit nicht Luſt/ hat ſeine Gnade/ auf den kleinen
und vor aller Welt unanſehnlichen David gewendet/ und ih-
me/ zu des gantzen Jſraelitiſchen Volkes Erloͤſung/ den Sieg
verliehen/ in dem itzt bemeldeter David nur mit einer Stein-
ſchleuder/ den ungeheuren Rieſen gefaͤllet/ und ihm mit ſeinem
eigenem Schwerte/ den Kopf abgehauen/ darauf die fluͤchtige
Philiſter/ mit dem gantzen Jſraelitiſchen Volke/ verfolget/
ihnen die Beute abgenommen/ das Laͤger gepluͤndert/ und als
ein tapferer triumphirender Siegesfuͤrſt zu Jeruſalem einge-
zogen/ dahero die Frauen und Jungfrauen in dem gantzen
Lande ihn oͤffentlich/ und zwar vielmehr/ als den Koͤnig Saul
ſelbſt geruͤhmet/ und wie einen großen Siegreichen Herrn an-
geſungen. Wie ſolches weiter zu vernehmen/ im erſten Buch
Sam. am 17 und 18 Capitel.
i Abiathar. Als Saul zu Robe/ den Prieſter des
HErꝛn Ahimelech neben allen andern daſelbſt ſich befindenden
Prieſtern/ wegen deß/ daß Ahimelech dem fluͤchtigen David
Brodt und das Schwert Goliaths gereichet/ durch den Ver-
raͤhter Doeg tyranniſcher weiſe toͤdten laßen/ iſt Abiathar
Ahimelechs Sohn allein entronnen/ und zu dem David nach
Kegila kommen/ da Er denn ihm den jaͤmmerlichen Mord-
handel/ und alles was ſich zu Nobe zugetragen/ erzehlet/ iſt
darauf bey David/ in wehrender ſeiner Verfolgung/ allezeit
geblieben/ und gleichſam ſein Feldprediger die Zeit uͤber
geweſen. Hiervon liß mit mehrerm das 22
und 23 Cap. des 1 Buchs
Sam.
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[86/0142] Erklaͤhrung uͤber die verſtaͤndige Abigail. h Albanern geſchehen/ da die drey Bruͤder Horatii im Nahmen des Roͤmiſchen Kriegsheeres/ mit den Albaniſchen Curiatien auch dreyen Bruͤdern/ allein uͤm den allgemeinen Sieg ge- kaͤmpfet/ daß nemlich alhie auch der Uberwundene nicht allein erleget; Sondern auch das gantze Volk/ dem Uberwinder un- terthaͤnig und dienſtbar ſeyn ſolte/ der großen Einbildung/ weil ihm Riemand an Groͤſſe und Staͤrke unter dem Juͤdi- ſchen Kriegsvolke gleich/ den Sieg und alſo uͤber gantz Jſ- rael die Herꝛſchaft davon zu tragen: Der allerhoͤchſte GOtt aber/ der an dieſes ſtoltzen Prahlers Hochmuht/ und vermein- ter Tapferkeit nicht Luſt/ hat ſeine Gnade/ auf den kleinen und vor aller Welt unanſehnlichen David gewendet/ und ih- me/ zu des gantzen Jſraelitiſchen Volkes Erloͤſung/ den Sieg verliehen/ in dem itzt bemeldeter David nur mit einer Stein- ſchleuder/ den ungeheuren Rieſen gefaͤllet/ und ihm mit ſeinem eigenem Schwerte/ den Kopf abgehauen/ darauf die fluͤchtige Philiſter/ mit dem gantzen Jſraelitiſchen Volke/ verfolget/ ihnen die Beute abgenommen/ das Laͤger gepluͤndert/ und als ein tapferer triumphirender Siegesfuͤrſt zu Jeruſalem einge- zogen/ dahero die Frauen und Jungfrauen in dem gantzen Lande ihn oͤffentlich/ und zwar vielmehr/ als den Koͤnig Saul ſelbſt geruͤhmet/ und wie einen großen Siegreichen Herrn an- geſungen. Wie ſolches weiter zu vernehmen/ im erſten Buch Sam. am 17 und 18 Capitel. i Abiathar. Als Saul zu Robe/ den Prieſter des HErꝛn Ahimelech neben allen andern daſelbſt ſich befindenden Prieſtern/ wegen deß/ daß Ahimelech dem fluͤchtigen David Brodt und das Schwert Goliaths gereichet/ durch den Ver- raͤhter Doeg tyranniſcher weiſe toͤdten laßen/ iſt Abiathar Ahimelechs Sohn allein entronnen/ und zu dem David nach Kegila kommen/ da Er denn ihm den jaͤmmerlichen Mord- handel/ und alles was ſich zu Nobe zugetragen/ erzehlet/ iſt darauf bey David/ in wehrender ſeiner Verfolgung/ allezeit geblieben/ und gleichſam ſein Feldprediger die Zeit uͤber geweſen. Hiervon liß mit mehrerm das 22 und 23 Cap. des 1 Buchs Sam.

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/142>, abgerufen am 27.11.2024.