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Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

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Fryne-Bozene.
Daß keiner seines Volks/ in dem er hurtig jug/
An ihm das möchte sehn/ was er im Hertzen
trug/

Achates underdeß geht mit verwirten Sinnen/
Und weis nicht wie das Werck recht klüglich zu
beginnen/

Er kennt die hofsche Ahrt/ er weis wol wie die
Leut'/

Alda erfüllet sind mit bittrem Haß und Neid.
Drüm hält er diß vor gut/ daß er ihm müss' er-
wehlen/

Ein Pahr vertraute Freund' und ihnen solchs
erzehlen/

Und machen in Geheim nur bloß ein blind Ge-
schrey/

Zu sehn was doch hievon des Volkes Meynung
sey.

Darauf so gehet Er gar bald zu zwey Bekanten/
Die sich des Landesherrn getreue Diener nanten/
Er merket aber bald daß einer solches lobt/
Der Ander' aber nicht/ und sehr dawieder tobt.
Der erste der beginnt den Fürsten hoch zu preisen/
Daß er dem armen Stand' ein solches wil erweisen.
Er sprach: Da Adam hakkt' und Eva saß und
spann/

Wo war zur selben Zeit ein großer Edelmann?
Wir sind vom höchsten Gott aus einer Erd' er-
schaffen.

Warüm denn soll ein Furst nicht können Freude
raffen

Da/ wo sein Hertz hinhängt? Das ist ein groß
Verdruß/

Wenn ein noch junger Mensch gezwungen
freyen muß.

Die
f vj
Fryne-Bozene.
Daß keiner ſeines Volks/ in dem er hurtig jug/
An ihm das moͤchte ſehn/ was er im Hertzen
trug/

Achates underdeß geht mit verwirten Sinnen/
Und weis nicht wie das Werck recht kluͤglich zu
beginnen/

Er kennt die hofſche Ahrt/ er weis wol wie die
Leut’/

Alda erfuͤllet ſind mit bittrem Haß und Neid.
Druͤm haͤlt er diß vor gut/ daß er ihm muͤſſ’ er-
wehlen/

Ein Pahr vertraute Freund’ und ihnen ſolchs
erzehlen/

Und machen in Geheim nur bloß ein blind Ge-
ſchrey/

Zu ſehn was doch hievon des Volkes Meynung
ſey.

Darauf ſo gehet Er gar bald zu zwey Bekanten/
Die ſich des Landesherꝛn getreue Diener nanten/
Er merket aber bald daß einer ſolches lobt/
Der Ander’ aber nicht/ und ſehr dawieder tobt.
Der erſte der beginnt den Fuͤrſten hoch zu preiſen/
Daß er dem armẽ Stand’ ein ſolches wil erweiſen.
Er ſprach: Da Adam hakkt’ und Eva ſaß und
ſpann/

Wo war zur ſelben Zeit ein großer Edelmann?
Wir ſind vom hoͤchſten Gott aus einer Erd’ er-
ſchaffen.

Waruͤm denn ſoll ein Fůrſt nicht koͤnnen Freude
raffen

Da/ wo ſein Hertz hinhaͤngt? Das iſt ein groß
Verdruß/

Wenn ein noch junger Menſch gezwungen
freyen muß.

Die
f vj
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[131/0191] Fryne-Bozene. Daß keiner ſeines Volks/ in dem er hurtig jug/ An ihm das moͤchte ſehn/ was er im Hertzen trug/ Achates underdeß geht mit verwirten Sinnen/ Und weis nicht wie das Werck recht kluͤglich zu beginnen/ Er kennt die hofſche Ahrt/ er weis wol wie die Leut’/ Alda erfuͤllet ſind mit bittrem Haß und Neid. Druͤm haͤlt er diß vor gut/ daß er ihm muͤſſ’ er- wehlen/ Ein Pahr vertraute Freund’ und ihnen ſolchs erzehlen/ Und machen in Geheim nur bloß ein blind Ge- ſchrey/ Zu ſehn was doch hievon des Volkes Meynung ſey. Darauf ſo gehet Er gar bald zu zwey Bekanten/ Die ſich des Landesherꝛn getreue Diener nanten/ Er merket aber bald daß einer ſolches lobt/ Der Ander’ aber nicht/ und ſehr dawieder tobt. Der erſte der beginnt den Fuͤrſten hoch zu preiſen/ Daß er dem armẽ Stand’ ein ſolches wil erweiſen. Er ſprach: Da Adam hakkt’ und Eva ſaß und ſpann/ Wo war zur ſelben Zeit ein großer Edelmann? Wir ſind vom hoͤchſten Gott aus einer Erd’ er- ſchaffen. Waruͤm denn ſoll ein Fůrſt nicht koͤnnen Freude raffen Da/ wo ſein Hertz hinhaͤngt? Das iſt ein groß Verdruß/ Wenn ein noch junger Menſch gezwungen freyen muß. Die f vj

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/191>, abgerufen am 12.05.2024.