Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Kleopatra. Sie lest sich überal die Göttin (22) Jsts heissen/Lest Opferblut und Fleisch auf ihren Altar schmeis- sen: O Göttin/ schreyt das Volk/ sey unsre Zuver- sicht/ Verbleib uns doch geneigt und laß uns Arme nicht; Gib deinen reichen trost/ gib deinen reichen Se- gen/ Du große Göttin du/ auf allen unsren Wegen/ Behüte doch das Land vor schaden alle Tag'/ Auf daß es seine Frucht mit Freuden bringen mag. Da das Gerüchte nun dorthin nach Rom ge- kommen/ War es von Jederman gar übel aufgenommen; Es ist kein Rahtsherr nicht/ der diese Schand- that rühmt/ Die einem schlechten Kerl' und keinem Feld- herrn ziehmt. Er aber wil mit List die Schwenderey beschönen/ Wil mit Entschuldigung den Römschen Raht versöhnen/ Verneinet daß der Ruhm und Glantz von ei- nem Stand'/ Auff großen Schätzen steh'/ auch nicht auff vielem Land'; Er sagt daß Er beruh' in keinem-auszuweichen/ Und in der Mildigkeit/ und nicht in Königrei- chen; Spricht daß ein tapfrer Held von hoh- und äd- ler Ahrt/ Als Er/ nicht soll allein mit Einer seyn ge- paart. Da- i ij
Kleopatra. Sie leſt ſich uͤberal die Goͤttin (22) Jſts heiſſen/Leſt Opferblut und Fleiſch auf ihren Altar ſchmeiſ- ſen: O Goͤttin/ ſchreyt das Volk/ ſey unſre Zuver- ſicht/ Verbleib uns doch geneigt und laß uns Arme nicht; Gib deinen reichen troſt/ gib deinen reichen Se- gen/ Du große Goͤttin du/ auf allen unſren Wegen/ Behuͤte doch das Land vor ſchaden alle Tag’/ Auf daß es ſeine Frucht mit Freuden bringen mag. Da das Geruͤchte nun dorthin nach Rom ge- kommen/ War es von Jederman gar uͤbel aufgenommen; Es iſt kein Rahtsherr nicht/ der dieſe Schand- that ruͤhmt/ Die einem ſchlechten Kerl’ und keinem Feld- herrn ziehmt. Er aber wil mit Liſt die Schwenderey beſchoͤnen/ Wil mit Entſchuldigung den Roͤmſchen Raht verſoͤhnen/ Verneinet daß der Ruhm und Glantz von ei- nem Stand’/ Auff großen Schaͤtzen ſteh’/ auch nicht auff vielem Land’; Er ſagt daß Er beruh’ in keinem-auszuweichen/ Und in der Mildigkeit/ und nicht in Koͤnigrei- chen; Spricht daß ein tapfrer Held von hoh- und aͤd- ler Ahrt/ Als Er/ nicht ſoll allein mit Einer ſeyn ge- paart. Da- i ij
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Kleopatra.
Sie leſt ſich uͤberal die Goͤttin
⁽²²⁾
Jſts heiſſen/
Leſt Opferblut und Fleiſch auf ihren Altar ſchmeiſ-
ſen:
O Goͤttin/ ſchreyt das Volk/ ſey unſre Zuver-
ſicht/
Verbleib uns doch geneigt und laß uns Arme
nicht;
Gib deinen reichen troſt/ gib deinen reichen Se-
gen/
Du große Goͤttin du/ auf allen unſren Wegen/
Behuͤte doch das Land vor ſchaden alle Tag’/
Auf daß es ſeine Frucht mit Freuden bringen
mag.
Da das Geruͤchte nun dorthin nach Rom ge-
kommen/
War es von Jederman gar uͤbel aufgenommen;
Es iſt kein Rahtsherr nicht/ der dieſe Schand-
that ruͤhmt/
Die einem ſchlechten Kerl’ und keinem Feld-
herrn ziehmt.
Er aber wil mit Liſt die Schwenderey beſchoͤnen/
Wil mit Entſchuldigung den Roͤmſchen Raht
verſoͤhnen/
Verneinet daß der Ruhm und Glantz von ei-
nem Stand’/
Auff großen Schaͤtzen ſteh’/ auch nicht auff
vielem Land’;
Er ſagt daß Er beruh’ in keinem-auszuweichen/
Und in der Mildigkeit/ und nicht in Koͤnigrei-
chen;
Spricht daß ein tapfrer Held von hoh- und aͤd-
ler Ahrt/
Als Er/ nicht ſoll allein mit Einer ſeyn ge-
paart.
Da-
i ij
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