Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Kleopatra. Kein Nördlicher Magnet kan so das Eysen zie-hen/ Wie groß er immer ist/ als Sie mit ihrem fliehen Jhn nach und zu sich zeucht; auch keine Schwefelkertz/ Zieht so das Feur nach sich/ als sie sein tapfres Hertz. Drauf werden Schiff' und Knecht' erstiegen und erschlagen/ Man sieht das Römsche Volk die schöne Beute tragen/ (27) Augustus hat gesiegt. Seht welch ein schöner Fürst/ Der aus der Schlacht entleufft/ und nach der Liebe dürst! Was denket Er doch nun/ wenn Er es überleget Der gute Kriegesmann/ wenn Er es wol erweget? Er hats wol ausgericht; Mein! seht da sitzt er nun/ Und wil vor grossem Spott' ihm selber Leid anthun. Er wil sich/ als es scheint/ von allen Menschen trennen/ Und aus Verzweifelung in eine Wildnüß ren- nen/ Da Bär- und Leuen sind/ Sie aber/ die es merkt. Hat durch versüste Kunst ihn wiederüm ge- sterkt. Sie tröstet Jhn sehr schön in seinem großen Lei- den/ Sie reitzt ihn wiederüm zu allerhanden Freuden/ Sie beut ihm willig an ihr fett Aegypten Land/ Und fechelt wieder auf den alten Liebesbrand. Augu- i v
Kleopatra. Kein Noͤrdlicher Magnet kan ſo das Eyſen zie-hen/ Wie groß er immer iſt/ als Sie mit ihrem fliehen Jhn nach und zu ſich zeucht; auch keine Schwefelkertz/ Zieht ſo das Feur nach ſich/ als ſie ſein tapfres Hertz. Drauf werden Schiff’ und Knecht’ erſtiegen und erſchlagen/ Man ſieht das Roͤmſche Volk die ſchoͤne Beute tragen/ (27) Auguſtus hat geſiegt. Seht welch ein ſchoͤner Fuͤrſt/ Der aus der Schlacht entleufft/ und nach der Liebe duͤrſt! Was denket Er doch nun/ wenn Er es uͤberleget Der gute Kriegesmann/ wenn Er es wol erweget? Er hats wol ausgericht; Mein! ſeht da ſitzt er nun/ Und wil vor groſſem Spott’ ihm ſelber Leid anthun. Er wil ſich/ als es ſcheint/ von allen Menſchen trennen/ Und aus Verzweifelung in eine Wildnuͤß ren- nen/ Da Baͤr- und Leuen ſind/ Sie aber/ die es merkt. Hat durch verſuͤſte Kunſt ihn wiederuͤm ge- ſterkt. Sie troͤſtet Jhn ſehr ſchoͤn in ſeinem großen Lei- den/ Sie reitzt ihn wiederuͤm zu allerhanden Freuden/ Sie beut ihm willig an ihr fett Aegypten Land/ Und fechelt wieder auf den alten Liebesbrand. Augu- i v
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Kleopatra.
Kein Noͤrdlicher Magnet kan ſo das Eyſen zie-
hen/
Wie groß er immer iſt/ als Sie mit ihrem fliehen
Jhn nach und zu ſich zeucht; auch keine
Schwefelkertz/
Zieht ſo das Feur nach ſich/ als ſie ſein tapfres
Hertz.
Drauf werden Schiff’ und Knecht’ erſtiegen und
erſchlagen/
Man ſieht das Roͤmſche Volk die ſchoͤne Beute
tragen/
⁽²⁷⁾
Auguſtus hat geſiegt. Seht welch ein
ſchoͤner Fuͤrſt/
Der aus der Schlacht entleufft/ und nach der
Liebe duͤrſt!
Was denket Er doch nun/ wenn Er es uͤberleget
Der gute Kriegesmann/ wenn Er es wol erweget?
Er hats wol ausgericht; Mein! ſeht da ſitzt er
nun/
Und wil vor groſſem Spott’ ihm ſelber Leid
anthun.
Er wil ſich/ als es ſcheint/ von allen Menſchen
trennen/
Und aus Verzweifelung in eine Wildnuͤß ren-
nen/
Da Baͤr- und Leuen ſind/ Sie aber/ die es
merkt.
Hat durch verſuͤſte Kunſt ihn wiederuͤm ge-
ſterkt.
Sie troͤſtet Jhn ſehr ſchoͤn in ſeinem großen Lei-
den/
Sie reitzt ihn wiederuͤm zu allerhanden Freuden/
Sie beut ihm willig an ihr fett Aegypten Land/
Und fechelt wieder auf den alten Liebesbrand.
Augu-
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