Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

Bild:
<< vorherige Seite
Die verführerische
Sie fügt sich an das Bett'/ entblösset ihre
Brust/

Sie setzt den Korb vor sich/ und sagt mit lauter
Lust:

Mein Thierchen bistu da? Jch warte mit Ver-
langen/

Du solst noch diese Stund' an diesen Brüsten
hangen/

Du kanst/ du solst und must jetzund in kurtzer
Zeit/

Das endlich' Ende seyn von meiner Trau-
rigkeit.

Wolan! so fang es an. Wie ligstu doch so stille?
Von dir gebissen seyn ist mein beliedter Wille.
Stich meine Brüste durch und blaß dein Gift
hinein/

Das/ was ein Andrer hasst/ sol meine Wol-
that seyn.

Jch scheue mich nun nicht/ daß ich so muß ver-
derben

Durch deine schnelle Zung'/ ich muß doch einmal
sterben.

Der Tod ist dem ein Trost der in Betrübnüß
lebt/

Der hier nur allezeit in Noht und Jammer
schwebt.

Stich hier in diesen Leib/ an welchem Der zu rüsten
Und auszuruhen pflag/ der meine geile Lüsten
Oft freundlich hat gestillt. Stich hier in diesen
Arm/

Jn welchem oftermals Antonius fein warm
Und sanft geruhet hat/ laß sich mit einem zischen
Dein starkes Aspengift mit meinem Blute mi-
schen/

Der
Die verfuͤhreriſche
Sie fuͤgt ſich an das Bett’/ entbloͤſſet ihre
Bruſt/

Sie ſetzt den Korb vor ſich/ und ſagt mit lauter
Luſt:

Mein Thierchen biſtu da? Jch warte mit Ver-
langen/

Du ſolſt noch dieſe Stund’ an dieſen Bruͤſten
hangen/

Du kanſt/ du ſolſt und muſt jetzund in kurtzer
Zeit/

Das endlich’ Ende ſeyn von meiner Trau-
rigkeit.

Wolan! ſo fang es an. Wie ligſtu doch ſo ſtille?
Von dir gebiſſen ſeyn iſt mein beliedter Wille.
Stich meine Bruͤſte durch und blaß dein Gift
hinein/

Das/ was ein Andrer haſſt/ ſol meine Wol-
that ſeyn.

Jch ſcheue mich nun nicht/ daß ich ſo muß ver-
derben

Durch deine ſchnelle Zung’/ ich muß doch einmal
ſterben.

Der Tod iſt dem ein Troſt der in Betruͤbnuͤß
lebt/

Der hier nur allezeit in Noht und Jammer
ſchwebt.

Stich hier in dieſen Leib/ an welchem Der zu ruͤſten
Und auszuruhen pflag/ der meine geile Luͤſten
Oft freundlich hat geſtillt. Stich hier in dieſen
Arm/

Jn welchem oftermals Antonius fein warm
Und ſanft geruhet hat/ laß ſich mit einem ziſchen
Dein ſtarkes Aſpengift mit meinem Blute mi-
ſchen/

Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0288" n="218"/>
            <fw place="top" type="header">Die verfu&#x0364;hreri&#x017F;che</fw><lb/>
            <l>Sie fu&#x0364;gt &#x017F;ich an das Bett&#x2019;/ entblo&#x0364;&#x017F;&#x017F;et ihre<lb/><hi rendition="#et">Bru&#x017F;t/</hi></l><lb/>
            <l>Sie &#x017F;etzt den Korb vor &#x017F;ich/ und &#x017F;agt mit lauter<lb/><hi rendition="#et">Lu&#x017F;t:</hi></l><lb/>
            <l>Mein Thierchen bi&#x017F;tu da? Jch warte mit Ver-<lb/><hi rendition="#et">langen/</hi></l><lb/>
            <l>Du &#x017F;ol&#x017F;t noch die&#x017F;e Stund&#x2019; an die&#x017F;en Bru&#x0364;&#x017F;ten<lb/><hi rendition="#et">hangen/</hi></l><lb/>
            <l>Du kan&#x017F;t/ du &#x017F;ol&#x017F;t und mu&#x017F;t jetzund in kurtzer<lb/><hi rendition="#et">Zeit/</hi></l><lb/>
            <l>Das endlich&#x2019; Ende &#x017F;eyn von meiner Trau-<lb/><hi rendition="#et">rigkeit.</hi></l><lb/>
            <l>Wolan! &#x017F;o fang es an. Wie lig&#x017F;tu doch &#x017F;o &#x017F;tille?</l><lb/>
            <l>Von dir gebi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn i&#x017F;t mein beliedter Wille.</l><lb/>
            <l>Stich meine Bru&#x0364;&#x017F;te durch und blaß dein Gift<lb/><hi rendition="#et">hinein/</hi></l><lb/>
            <l>Das/ was ein Andrer ha&#x017F;&#x017F;t/ &#x017F;ol meine Wol-<lb/><hi rendition="#et">that &#x017F;eyn.</hi></l><lb/>
            <l>Jch &#x017F;cheue mich nun nicht/ daß ich &#x017F;o muß ver-<lb/><hi rendition="#et">derben</hi></l><lb/>
            <l>Durch deine &#x017F;chnelle Zung&#x2019;/ ich muß doch einmal<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;terben.</hi></l><lb/>
            <l>Der Tod i&#x017F;t dem ein Tro&#x017F;t der in Betru&#x0364;bnu&#x0364;ß<lb/><hi rendition="#et">lebt/</hi></l><lb/>
            <l>Der hier nur allezeit in Noht und Jammer<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chwebt.</hi></l><lb/>
            <l>Stich hier in die&#x017F;en Leib/ an welchem Der zu ru&#x0364;&#x017F;ten</l><lb/>
            <l>Und auszuruhen pflag/ der meine geile Lu&#x0364;&#x017F;ten</l><lb/>
            <l>Oft freundlich hat ge&#x017F;tillt. Stich hier in die&#x017F;en<lb/><hi rendition="#et">Arm/</hi></l><lb/>
            <l>Jn welchem oftermals Antonius fein warm</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;anft geruhet hat/ laß &#x017F;ich mit einem zi&#x017F;chen</l><lb/>
            <l>Dein &#x017F;tarkes A&#x017F;pengift mit meinem Blute mi-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chen/</hi></l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[218/0288] Die verfuͤhreriſche Sie fuͤgt ſich an das Bett’/ entbloͤſſet ihre Bruſt/ Sie ſetzt den Korb vor ſich/ und ſagt mit lauter Luſt: Mein Thierchen biſtu da? Jch warte mit Ver- langen/ Du ſolſt noch dieſe Stund’ an dieſen Bruͤſten hangen/ Du kanſt/ du ſolſt und muſt jetzund in kurtzer Zeit/ Das endlich’ Ende ſeyn von meiner Trau- rigkeit. Wolan! ſo fang es an. Wie ligſtu doch ſo ſtille? Von dir gebiſſen ſeyn iſt mein beliedter Wille. Stich meine Bruͤſte durch und blaß dein Gift hinein/ Das/ was ein Andrer haſſt/ ſol meine Wol- that ſeyn. Jch ſcheue mich nun nicht/ daß ich ſo muß ver- derben Durch deine ſchnelle Zung’/ ich muß doch einmal ſterben. Der Tod iſt dem ein Troſt der in Betruͤbnuͤß lebt/ Der hier nur allezeit in Noht und Jammer ſchwebt. Stich hier in dieſen Leib/ an welchem Der zu ruͤſten Und auszuruhen pflag/ der meine geile Luͤſten Oft freundlich hat geſtillt. Stich hier in dieſen Arm/ Jn welchem oftermals Antonius fein warm Und ſanft geruhet hat/ laß ſich mit einem ziſchen Dein ſtarkes Aſpengift mit meinem Blute mi- ſchen/ Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/288
Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/288>, abgerufen am 22.11.2024.