Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Die verführerische Hab' an die Welt gebracht/ Ach kommt es istnicht zeit Daß Jhr nun kurtzweil treibt. Ach bitters Her- tzeleid! Ach! Ach! und aber ach! Ach möchte doch mein Sterben/ Euch trautsten Kinderen die Freyheit nur erwer- ben? Ach möchte doch mein Leid/ und dieser herbe tod/ Das endlich' Ende seyn von eurer großen Noht! Ach denkt nicht daß ihr seyd von Fürsten herge- kommen/ Der itzge Trauerfall hat alles weggenommen/ Es war euch nicht allein ein hoher Ehrenthron Gesetzt/ besondern auch ein' edle Königskron. Auf euer Haupt bedacht/ nun aber kans geschehen/ Daß Euch kein mächtigs Volk muß zugebote ste- hen/ Vielleicht ein' Herrde Vieh. Ach heisse See- lenpein! Jhr werdet nun vielleicht nur schlechte Scla- ven seyn! Drüm schükkt Euch nur darzu/ und lernet eure Plagen/ Die Rom euch aufferlegt/ mit stillen sinnen tra- gen. Denn kein Kreutz ist so schwer/ das uns wird aufferlegt/ Welchs nicht noch leichter wird'/ imfal mans willig trägt. Tragt alles mit Geduld/ es mag vielleicht Euch nützen/ Offt
Die verfuͤhreriſche Hab’ an die Welt gebracht/ Ach kommt es iſtnicht zeit Daß Jhr nun kurtzweil treibt. Ach bitters Her- tzeleid! Ach! Ach! und aber ach! Ach moͤchte doch mein Sterben/ Euch trautſten Kinderen die Freyheit nur erwer- ben? Ach moͤchte doch mein Leid/ und dieſer herbe tod/ Das endlich’ Ende ſeyn von eurer großen Noht! Ach denkt nicht daß ihr ſeyd von Fuͤrſten herge- kommen/ Der itzge Trauerfall hat alles weggenommen/ Es war euch nicht allein ein hoher Ehrenthron Geſetzt/ beſondern auch ein’ edle Koͤnigskron. Auf euer Haupt bedacht/ nun aber kans geſchehen/ Daß Euch kein maͤchtigs Volk muß zugebote ſte- hen/ Vielleicht ein’ Herrde Vieh. Ach heiſſe See- lenpein! Jhr werdet nun vielleicht nur ſchlechte Scla- ven ſeyn! Druͤm ſchuͤkkt Euch nur darzu/ und lernet eure Plagen/ Die Rom euch aufferlegt/ mit ſtillen ſinnen tra- gen. Denn kein Kreutz iſt ſo ſchwer/ das uns wird aufferlegt/ Welchs nicht noch leichter wird’/ imfal mans willig traͤgt. Tragt alles mit Geduld/ es mag vielleicht Euch nuͤtzen/ Offt
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Die verfuͤhreriſche
Hab’ an die Welt gebracht/ Ach kommt es iſt
nicht zeit
Daß Jhr nun kurtzweil treibt. Ach bitters Her-
tzeleid!
Ach! Ach! und aber ach! Ach moͤchte doch mein
Sterben/
Euch trautſten Kinderen die Freyheit nur erwer-
ben?
Ach moͤchte doch mein Leid/ und dieſer herbe
tod/
Das endlich’ Ende ſeyn von eurer großen
Noht!
Ach denkt nicht daß ihr ſeyd von Fuͤrſten herge-
kommen/
Der itzge Trauerfall hat alles weggenommen/
Es war euch nicht allein ein hoher Ehrenthron
Geſetzt/ beſondern auch ein’ edle Koͤnigskron.
Auf euer Haupt bedacht/ nun aber kans geſchehen/
Daß Euch kein maͤchtigs Volk muß zugebote ſte-
hen/
Vielleicht ein’ Herrde Vieh. Ach heiſſe See-
lenpein!
Jhr werdet nun vielleicht nur ſchlechte Scla-
ven ſeyn!
Druͤm ſchuͤkkt Euch nur darzu/ und lernet eure
Plagen/
Die Rom euch aufferlegt/ mit ſtillen ſinnen tra-
gen.
Denn kein Kreutz iſt ſo ſchwer/ das uns wird
aufferlegt/
Welchs nicht noch leichter wird’/ imfal mans
willig traͤgt.
Tragt alles mit Geduld/ es mag vielleicht Euch
nuͤtzen/
Offt
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