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Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

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Es steht gleichfals zu betrachten/ was in den
Küch-gärten grünet/

Wie doch alles was gepflantzet zum Confect und
Essen dienet

Man kan auch mit Lust ansehen/ wie die Lotte sich
ergießet/

Und mit ihrem Strohm geschlängelt/ üm den
frohen Garten fliesset/

Wie in ihrem Fluß die Schmerlen oft sich hin
und wieder krümmen/

Auch zur Zeit auf ihrem Rükken die schnee-weiße
Schwanen schwimmen:

Wenn ein Regen unversehens/ oder sonst ein Wet-
ter sturmet/

Jst man in dem Gartenhause von dergleichen
Sturm beschirmet/

Da man sich kan unter dessen/ mit Gesprächen er-
lustiren/

Oder in den Büchern lesen/ auch bißweilen musi-
ciren/

Welch' Ergetzung in dem Zimmer mehrmals nach
belieben gehet/

Und den wol-erkandtein Freunden zu Gebot und
Diensten stehet.

Summa/ hier in diesem Garten ist zu spühren und
zu finden/

Daß der Nutz und die Ergetzung sich gewünscht
zusammen binden.

Nun muß alles dieß vergehen alles dieses endlich
stirbet/

Und als ein vergänglichs Wesen/ mit der Folge-
zeit verdirbet.

Aber dieses schöne Schriftwerk/ dieser angelegte
Garten/

Den
Es ſteht gleichfals zu betrachten/ was in den
Kuͤch-gaͤrten gruͤnet/

Wie doch alles was gepflantzet zum Confect und
Eſſen dienet

Man kan auch mit Luſt anſehen/ wie die Lotte ſich
ergießet/

Und mit ihrem Strohm geſchlaͤngelt/ uͤm den
frohen Garten flieſſet/

Wie in ihrem Fluß die Schmerlen oft ſich hin
und wieder kruͤmmen/

Auch zur Zeit auf ihrem Ruͤkken die ſchnee-weiße
Schwanen ſchwimmen:

Wenn ein Regen unverſehens/ oder ſonſt ein Wet-
ter ſtůrmet/

Jſt man in dem Gartenhauſe von dergleichen
Sturm beſchirmet/

Da man ſich kan unter deſſen/ mit Geſpraͤchen er-
luſtiren/

Oder in den Buͤchern leſen/ auch bißweilen muſi-
ciren/

Welch’ Ergetzung in dem Zim̃er mehrmals nach
belieben gehet/

Und den wol-erkandtein Freunden zu Gebot und
Dienſten ſtehet.

Summa/ hier in dieſem Garten iſt zu ſpuͤhren und
zu finden/

Daß der Nutz und die Ergetzung ſich gewuͤnſcht
zuſammen binden.

Nun muß alles dieß vergehen alles dieſes endlich
ſtirbet/

Und als ein vergaͤnglichs Weſen/ mit der Folge-
zeit verdirbet.

Aber dieſes ſchoͤne Schriftwerk/ dieſer angelegte
Garten/

Den
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[0030] Es ſteht gleichfals zu betrachten/ was in den Kuͤch-gaͤrten gruͤnet/ Wie doch alles was gepflantzet zum Confect und Eſſen dienet Man kan auch mit Luſt anſehen/ wie die Lotte ſich ergießet/ Und mit ihrem Strohm geſchlaͤngelt/ uͤm den frohen Garten flieſſet/ Wie in ihrem Fluß die Schmerlen oft ſich hin und wieder kruͤmmen/ Auch zur Zeit auf ihrem Ruͤkken die ſchnee-weiße Schwanen ſchwimmen: Wenn ein Regen unverſehens/ oder ſonſt ein Wet- ter ſtůrmet/ Jſt man in dem Gartenhauſe von dergleichen Sturm beſchirmet/ Da man ſich kan unter deſſen/ mit Geſpraͤchen er- luſtiren/ Oder in den Buͤchern leſen/ auch bißweilen muſi- ciren/ Welch’ Ergetzung in dem Zim̃er mehrmals nach belieben gehet/ Und den wol-erkandtein Freunden zu Gebot und Dienſten ſtehet. Summa/ hier in dieſem Garten iſt zu ſpuͤhren und zu finden/ Daß der Nutz und die Ergetzung ſich gewuͤnſcht zuſammen binden. Nun muß alles dieß vergehen alles dieſes endlich ſtirbet/ Und als ein vergaͤnglichs Weſen/ mit der Folge- zeit verdirbet. Aber dieſes ſchoͤne Schriftwerk/ dieſer angelegte Garten/ Den

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/30>, abgerufen am 27.04.2024.