Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Sofonisbe. Nu aber mein Gemahl entzeptert und entthrö-net/ Und dein Gefangner ist/ bin ich dein' arme Magd/ Die dir in diesem Staub' ihr heisses Leiden klagt. Wie wunder-wunderlich kan sichs mit Menschen schikken Wenn ihr Verhengnüß tobt/ wenn Glükk mit seinen Tükken Auf sie ergrimmet ist! wer grossem Glükke traut/ Der hat auf anders nichts/ als Schnee und Sand gebaut. Weil dir es denn geglükkt und Gott es nach ge- geben/ Daß du das Feld erhieltst/ so laß mich dieß er- leben/ Daß ich befreyet sey (6) vor jener grossen Pracht/ Die alle Welt fast siht bey eurer Römschen Macht. Jhr habet den Gebrauch daß ihr der hohen Kronen Und großer Landesherrn nicht pfleget zu ver- schonen; Jhr macht sie fesselfest und führt sie allge- mach/ Die Gassen auf und ab zu ihrer großen Schmach/ Und das (ach Hertzeleid!) so ferne sie geschla- gen/ Und nicht gesinnet sind das Römsche Joch zu tragen. Drüm l v
Sofoniſbe. Nu aber mein Gemahl entzeptert und entthroͤ-net/ Und dein Gefangner iſt/ bin ich dein’ arme Magd/ Die dir in dieſem Staub’ ihr heiſſes Leiden klagt. Wie wunder-wunderlich kan ſichs mit Menſchen ſchikken Wenn ihr Verhengnuͤß tobt/ wenn Gluͤkk mit ſeinen Tuͤkken Auf ſie ergrimmet iſt! wer groſſem Gluͤkke traut/ Der hat auf anders nichts/ als Schnee und Sand gebaut. Weil dir es denn gegluͤkkt und Gott es nach ge- geben/ Daß du das Feld erhieltſt/ ſo laß mich dieß er- leben/ Daß ich befreyet ſey (6) vor jener groſſen Pracht/ Die alle Welt faſt ſiht bey eurer Roͤmſchen Macht. Jhr habet den Gebrauch daß ihr der hohen Kronen Und großer Landesherꝛn nicht pfleget zu ver- ſchonen; Jhr macht ſie feſſelfeſt und fuͤhrt ſie allge- mach/ Die Gaſſen auf und ab zu ihrer großen Schmach/ Und das (ach Hertzeleid!) ſo ferne ſie geſchla- gen/ Und nicht geſinnet ſind das Roͤmſche Joch zu tragen. Druͤm l v
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Sofoniſbe.
Nu aber mein Gemahl entzeptert und entthroͤ-
net/
Und dein Gefangner iſt/ bin ich dein’ arme
Magd/
Die dir in dieſem Staub’ ihr heiſſes Leiden
klagt.
Wie wunder-wunderlich kan ſichs mit Menſchen
ſchikken
Wenn ihr Verhengnuͤß tobt/ wenn Gluͤkk mit
ſeinen Tuͤkken
Auf ſie ergrimmet iſt! wer groſſem Gluͤkke
traut/
Der hat auf anders nichts/ als Schnee und
Sand gebaut.
Weil dir es denn gegluͤkkt und Gott es nach ge-
geben/
Daß du das Feld erhieltſt/ ſo laß mich dieß er-
leben/
Daß ich befreyet ſey
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vor jener groſſen
Pracht/
Die alle Welt faſt ſiht bey eurer Roͤmſchen
Macht.
Jhr habet den Gebrauch daß ihr der hohen
Kronen
Und großer Landesherꝛn nicht pfleget zu ver-
ſchonen;
Jhr macht ſie feſſelfeſt und fuͤhrt ſie allge-
mach/
Die Gaſſen auf und ab zu ihrer großen
Schmach/
Und das (ach Hertzeleid!) ſo ferne ſie geſchla-
gen/
Und nicht geſinnet ſind das Roͤmſche Joch zu
tragen.
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