Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652.Poetisch- und Musikalisches Lust- 3. Ein Tugendliebendes Gemühte/Sucht ihm ein Seelchen daß ihm gleicht/ Das nicht aus seinen Schranken weicht/ Ob schon es nicht aus dem Geblüte/ Welchs mit scheinädlen Titteln prangt Und grosses Ansehn hat erlangt. 4. Ein hoher Sinn ist wol vergnüget/Jmfall ihm solch ein liebes Kind Da Schönheit sich bey Tugend findt/ Wird von dem Himmel beygefüget/ Erlanget dieß ein ädler Muht/ So fragt Er nichts nach Geld und Gut. 5. Er siehet nicht nach großem Stande/Wie ungemenschte Menschen nun Bey diesen bösen Zeiten thun/ Er achtet es vor keine Schande Wenn Er ein schlechtes Mägdchen liebt/ Die ihm ihr keusches Hertze giebt. 6. Jst Er nur sonst von gutem Adel/Jch meine nicht den Stamm allein. Die Sinnen müssen Edel sein/ Und das Gemühte sonder Tadel/ Es bleibt sein Adel unbeflekkt Und durch die Lieb' unangestekkt. 7. Darüm hinweg ihr junge Frauen/Mit [eu]rer ausgeputzten Zier/ Und ihr geschminkte Jungfern ihr/ Hinweg ihr aufgeblasne Pfauen/ Jch frage nichts nach eurem Pracht/ Der keuschen Sinnen Ekel macht. Mein
Poetiſch- und Muſikaliſches Luſt- 3. Ein Tugendliebendes Gemuͤhte/Sucht ihm ein Seelchen daß ihm gleicht/ Das nicht aus ſeinen Schranken weicht/ Ob ſchon es nicht aus dem Gebluͤte/ Welchs mit ſcheinaͤdlen Titteln prangt Und groſſes Anſehn hat erlangt. 4. Ein hoher Sinn iſt wol vergnuͤget/Jmfall ihm ſolch ein liebes Kind Da Schoͤnheit ſich bey Tugend findt/ Wird von dem Himmel beygefuͤget/ Erlanget dieß ein aͤdler Muht/ So fragt Er nichts nach Geld und Gut. 5. Er ſiehet nicht nach großem Stande/Wie ungemenſchte Menſchen nun Bey dieſen boͤſen Zeiten thun/ Er achtet es vor keine Schande Wenn Er ein ſchlechtes Maͤgdchen liebt/ Die ihm ihr keuſches Hertze giebt. 6. Jſt Er nur ſonſt von gutem Adel/Jch meine nicht den Stamm allein. Die Sinnen muͤſſen Edel ſein/ Und das Gemuͤhte ſonder Tadel/ Es bleibt ſein Adel unbeflekkt Und durch die Lieb’ unangeſtekkt. 7. Daruͤm hinweg ihr junge Frauen/Mit [eu]rer ausgeputzten Zier/ Und ihr geſchminkte Jungfern ihr/ Hinweg ihr aufgeblaſne Pfauen/ Jch frage nichts nach eurem Pracht/ Der keuſchen Sinnen Ekel macht. Mein
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Poetiſch- und Muſikaliſches Luſt-
3.
Ein Tugendliebendes Gemuͤhte/
Sucht ihm ein Seelchen daß ihm gleicht/
Das nicht aus ſeinen Schranken weicht/
Ob ſchon es nicht aus dem Gebluͤte/
Welchs mit ſcheinaͤdlen Titteln prangt
Und groſſes Anſehn hat erlangt.
4.
Ein hoher Sinn iſt wol vergnuͤget/
Jmfall ihm ſolch ein liebes Kind
Da Schoͤnheit ſich bey Tugend findt/
Wird von dem Himmel beygefuͤget/
Erlanget dieß ein aͤdler Muht/
So fragt Er nichts nach Geld und Gut.
5.
Er ſiehet nicht nach großem Stande/
Wie ungemenſchte Menſchen nun
Bey dieſen boͤſen Zeiten thun/
Er achtet es vor keine Schande
Wenn Er ein ſchlechtes Maͤgdchen liebt/
Die ihm ihr keuſches Hertze giebt.
6.
Jſt Er nur ſonſt von gutem Adel/
Jch meine nicht den Stamm allein.
Die Sinnen muͤſſen Edel ſein/
Und das Gemuͤhte ſonder Tadel/
Es bleibt ſein Adel unbeflekkt
Und durch die Lieb’ unangeſtekkt.
7.
Daruͤm hinweg ihr junge Frauen/
Mit eurer ausgeputzten Zier/
Und ihr geſchminkte Jungfern ihr/
Hinweg ihr aufgeblaſne Pfauen/
Jch frage nichts nach eurem Pracht/
Der keuſchen Sinnen Ekel macht.
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