Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652.An den Edlen/ berühmten und Rechtsge- lehrten Herrn Georg Neumarken/ etc. Seinen vielgeehrten und hertzwehrten Freund/ Als derselbe sein schönes Poetisch und Mu- sikalisches Lustwäldchen dem Drukk untergab. Georgius Neumark Versetzt und mit zugesetztem H Kom sag: ei grüne Ruh! JHr ädlen Geister auf/ auff die ihr die Gedanken/ Voll himmlischer Begier nicht in die engen Schranken Der schnöden Eitelkeit euch lasset schliessen ein/ Auf/ ich beschwer' euch itzt/ läst hören was soll sein/ Der Zweg/ das rechte Ziehl des vorgesetzten Lebens So euch im Sinne liegt? Jch such' es nicht vergebens. Denn hier ist solch ein Sinn der noch im suchen ist/ Und gäntzlich euer Ziehl zu seinem Zwek erkiest; Der sich dem Tugendzwang in allem untergiebet Und nichtes ausser ihr/ und ihrer Hoffstadt liebet; Ein Geist da Feuer ist/ da sich der Himmel regt/ Der/ was ihm wiedrig fällt/ zu grund und boden schlägt. Mir dencht ich höre schon mit gleichen Stimmen sagen; Der Berge reiches Mark/ das völlige Behagen/ Des der nur irrdisch ist/ wird nicht von Euch erwählt/ Auch nicht die Herrengunst/ die mancher Mensche zählt Bey sein gantz höchstes Glük; Wiewol es solche Gaben Die wehrt und theuer sind/ die sie auch gerne haben. Die Ehre thut es nicht/ darnach so mancher strebt Der lieber ohne Gott als grosses Ansehn lebt. Es ist was bessers noch das kluge Sinnen lieben/ Um welches sie vorauß sich in der Tugend üben: Die Ruhe des Gemühts; Dleß ist das rechte Ziehl Worauf ein ädler Geist sich endlich legen wil. Wo ):( vj
An den Edlen/ beruͤhmten und Rechtsge- lehrten Herrn Georg Neumarken/ etc. Seinen vielgeehrten und hertzwehrten Freund/ Als derſelbe ſein ſchoͤnes Poetiſch und Mu- ſikaliſches Luſtwaͤldchen dem Drukk untergab. Georgius Neumark Verſetzt und mit zugeſetztem H Kom ſag: ei gruͤne Ruh! JHr aͤdlen Geiſter auf/ auff die ihr die Gedanken/ Voll himmliſcher Begier nicht in die engen Schranken Der ſchnoͤden Eitelkeit euch laſſet ſchlieſſen ein/ Auf/ ich beſchwer’ euch itzt/ laͤſt hoͤren was ſoll ſein/ Der Zweg/ das rechte Ziehl des vorgeſetzten Lebens So euch im Sinne liegt? Jch ſuch’ es nicht vergebens. Denn hier iſt ſolch ein Sinn der noch im ſuchen iſt/ Und gaͤntzlich euer Ziehl zu ſeinem Zwek erkieſt; Der ſich dem Tugendzwang in allem untergiebet Und nichtes auſſer ihr/ und ihrer Hoffſtadt liebet; Ein Geiſt da Feuer iſt/ da ſich der Himmel regt/ Der/ was ihm wiedrig faͤllt/ zu grund und bodẽ ſchlaͤgt. Mir dencht ich hoͤre ſchon mit gleichen Stimmen ſagen; Der Berge reiches Mark/ das voͤllige Behagen/ Des der nur irrdiſch iſt/ wird nicht von Euch erwaͤhlt/ Auch nicht die Herrengunſt/ die mancher Menſche zaͤhlt Bey ſein gantz hoͤchſtes Gluͤk; Wiewol es ſolche Gaben Die wehrt und theuer ſind/ die ſie auch gerne haben. Die Ehre thut es nicht/ darnach ſo mancher ſtrebt Der lieber ohne Gott als groſſes Anſehn lebt. Es iſt was beſſers noch das kluge Sinnen lieben/ Um welches ſie vorauß ſich in der Tugend uͤben: Die Ruhe des Gemuͤhts; Dleß iſt das rechte Ziehl Worauf ein aͤdler Geiſt ſich endlich legen wil. Wo ):( vj
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ſikaliſches Luſtwaͤldchen dem Drukk
untergab.
Georgius Neumark
Verſetzt und mit zugeſetztem H
Kom ſag: ei gruͤne Ruh!
JHr aͤdlen Geiſter auf/ auff die ihr die Gedanken/
Voll himmliſcher Begier nicht in die engen Schranken
Der ſchnoͤden Eitelkeit euch laſſet ſchlieſſen ein/
Auf/ ich beſchwer’ euch itzt/ laͤſt hoͤren was ſoll ſein/
Der Zweg/ das rechte Ziehl des vorgeſetzten Lebens
So euch im Sinne liegt? Jch ſuch’ es nicht vergebens.
Denn hier iſt ſolch ein Sinn der noch im ſuchen iſt/
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Der ſich dem Tugendzwang in allem untergiebet
Und nichtes auſſer ihr/ und ihrer Hoffſtadt liebet;
Ein Geiſt da Feuer iſt/ da ſich der Himmel regt/
Der/ was ihm wiedrig faͤllt/ zu grund und bodẽ ſchlaͤgt.
Mir dencht ich hoͤre ſchon mit gleichen Stimmen ſagen;
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Des der nur irrdiſch iſt/ wird nicht von Euch erwaͤhlt/
Auch nicht die Herrengunſt/ die mancher Menſche zaͤhlt
Bey ſein gantz hoͤchſtes Gluͤk; Wiewol es ſolche Gaben
Die wehrt und theuer ſind/ die ſie auch gerne haben.
Die Ehre thut es nicht/ darnach ſo mancher ſtrebt
Der lieber ohne Gott als groſſes Anſehn lebt.
Es iſt was beſſers noch das kluge Sinnen lieben/
Um welches ſie vorauß ſich in der Tugend uͤben:
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