Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652.Poetisch- und Musikalisches Lust- Als es am H. Ostertage fast unauffhör- lich regnete. BEtrübter Himmel sag was du doch damit meinest/ Daß du so mildiglich an diesem Feste weinest? Daß auch dein Föbus selbst ein graugewölktes Kleid Um sich gehüllet hat vor grosser Traurigkeit? Dann ist die Noht erst groß wenn Götter trauren müssen! Wie ietzt dein Föbus thut. Drüm laß es mich doch wissen Was dein Betrübnüß sey. Es steht ja alle Welt Jn voller Fröligkeit/ weil Christus unser Held Aus seinem finstern Grab' ist wieder aufferstanden/ Und also auffgelöst des Todes Todtenbanden; Heut hat Er uns geschenkt Ergetzligkeit für Noht; Für Schrekken Freud' und Trost/ das Leben für den Tod; Er hat uns Sterblichen die hohen Himmelsthüren Eröffnet Angelweit wodurch Er uns wil führen Jn sein ererbtes Reich. Und heut' ist dieß geschehn. Wer wolte denn wie du in solchem Leide stehn? Doch halt! ich weiß woher die milden Thränen rinnen/ Die du so heuffig weinst. Vielleicht weil wir nicht können/ (Doch was nicht können! ja/ wir wollen leider nicht) Mit Dank erkennen das/ was unser Seelenliecht Der grosse Siegesfürst uns diesen Tag erwiesen/ Wofür Er billich solt' im Hertzen seyn gepriesen/ Weil sag' ich mancher mehr an dieser Osterzeit/ Auff schnöde Luft bedacht als auff die Seligkeit. Drüm ist kein Wunder nicht/ weil wir ja so verblendet/ Und hart verstokket sind/ daß die Natur sich wendet Daß sich der Himmel selbst hierüber so entsetzt/ Und die verboste Welt mit vielen Zähren netzt. An Herrn Michael Weissen/ Pfarrherrn zu S. Katharinen in Dantzig/ seinen hoch- und hertzgeliebten Freund/ auff dessen schö- nes Christlich historisches Werkchen/ die Sionitische Wallfahrt genant. Weg
Poetiſch- und Muſikaliſches Luſt- Als es am H. Oſtertage faſt unauffhoͤr- lich regnete. BEtruͤbter Himmel ſag was du doch damit meineſt/ Daß du ſo mildiglich an dieſem Feſte weineſt? Daß auch dein Foͤbus ſelbſt ein graugewoͤlktes Kleid Um ſich gehuͤllet hat vor groſſer Traurigkeit? Dann iſt die Noht erſt groß wenn Goͤtter trauren muͤſſen! Wie ietzt dein Foͤbus thut. Druͤm laß es mich doch wiſſen Was dein Betruͤbnuͤß ſey. Es ſteht ja alle Welt Jn voller Froͤligkeit/ weil Chriſtus unſer Held Aus ſeinem finſtern Grab’ iſt wieder aufferſtanden/ Und alſo auffgeloͤſt des Todes Todtenbanden; Heut hat Er uns geſchenkt Ergetzligkeit fuͤr Noht; Fuͤr Schrekken Freud’ und Troſt/ das Leben fuͤr den Tod; Er hat uns Sterblichen die hohen Himmelsthuͤren Eroͤffnet Angelweit wodurch Er uns wil fuͤhren Jn ſein ererbtes Reich. Und heut’ iſt dieß geſchehn. Wer wolte denn wie du in ſolchem Leide ſtehn? Doch halt! ich weiß woher die milden Thraͤnen rinnen/ Die du ſo heuffig weinſt. Vielleicht weil wir nicht koͤnnen/ (Doch was nicht koͤnnen! ja/ wir wollen leider nicht) Mit Dank erkennen das/ was unſer Seelenliecht Der groſſe Siegesfuͤrſt uns dieſen Tag erwieſen/ Wofuͤr Er billich ſolt’ im Hertzen ſeyn geprieſen/ Weil ſag’ ich mancher mehr an dieſer Oſterzeit/ Auff ſchnoͤde Luft bedacht als auff die Seligkeit. Druͤm iſt kein Wunder nicht/ weil wir ja ſo verblendet/ Und hart verſtokket ſind/ daß die Natur ſich wendet Daß ſich der Himmel ſelbſt hieruͤber ſo entſetzt/ Und die verboſte Welt mit vielen Zaͤhren netzt. An Herrn Michael Weiſſen/ Pfarrherrn zu S. Katharinen in Dantzig/ ſeinen hoch- und hertzgeliebten Freund/ auff deſſen ſchoͤ- nes Chriſtlich hiſtoriſches Werkchen/ die Sionitiſche Wallfahrt genant. Weg
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Poetiſch- und Muſikaliſches Luſt-
Als es am H. Oſtertage faſt unauffhoͤr-
lich regnete.
BEtruͤbter Himmel ſag was du doch damit meineſt/
Daß du ſo mildiglich an dieſem Feſte weineſt?
Daß auch dein Foͤbus ſelbſt ein graugewoͤlktes Kleid
Um ſich gehuͤllet hat vor groſſer Traurigkeit?
Dann iſt die Noht erſt groß wenn Goͤtter trauren muͤſſen!
Wie ietzt dein Foͤbus thut. Druͤm laß es mich doch wiſſen
Was dein Betruͤbnuͤß ſey. Es ſteht ja alle Welt
Jn voller Froͤligkeit/ weil Chriſtus unſer Held
Aus ſeinem finſtern Grab’ iſt wieder aufferſtanden/
Und alſo auffgeloͤſt des Todes Todtenbanden;
Heut hat Er uns geſchenkt Ergetzligkeit fuͤr Noht;
Fuͤr Schrekken Freud’ und Troſt/ das Leben fuͤr den Tod;
Er hat uns Sterblichen die hohen Himmelsthuͤren
Eroͤffnet Angelweit wodurch Er uns wil fuͤhren
Jn ſein ererbtes Reich. Und heut’ iſt dieß geſchehn.
Wer wolte denn wie du in ſolchem Leide ſtehn?
Doch halt! ich weiß woher die milden Thraͤnen rinnen/
Die du ſo heuffig weinſt. Vielleicht weil wir nicht koͤnnen/
(Doch was nicht koͤnnen! ja/ wir wollen leider nicht)
Mit Dank erkennen das/ was unſer Seelenliecht
Der groſſe Siegesfuͤrſt uns dieſen Tag erwieſen/
Wofuͤr Er billich ſolt’ im Hertzen ſeyn geprieſen/
Weil ſag’ ich mancher mehr an dieſer Oſterzeit/
Auff ſchnoͤde Luft bedacht als auff die Seligkeit.
Druͤm iſt kein Wunder nicht/ weil wir ja ſo verblendet/
Und hart verſtokket ſind/ daß die Natur ſich wendet
Daß ſich der Himmel ſelbſt hieruͤber ſo entſetzt/
Und die verboſte Welt mit vielen Zaͤhren netzt.
An Herrn Michael Weiſſen/ Pfarrherrn
zu S. Katharinen in Dantzig/ ſeinen hoch-
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