Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652.Wäldchens andere Abtheilung. Soll ich mich schöner Ohrt anietzo von dir reissen?Sol ich ins künfftige dich nimmer wieder sehen Du wehrte Stadt die du den Schlüssel von dem Preussen/ An deiner Seiten trägst? Ach schwerlich wirds geschehn. So hab denn gute Nacht zu hundert tausend malen Sey ewig unbetrübt du hochbeliebte du Gott lasse seine Gunst dir unaufhörlich strahlen Leb allezeit vergnügt in stottzem Fried' und Ruh. Habt tausend gute Nacht ihr vielgeehrte Freunde Du grosser Daffnis du/ und du auch Floridan/ Du ädler Tytirus/ du Schrekken meiner Feinde/ Du wehrter Filidor du tieffgelehrter Mann/ Und wer ihr ferner seyd/ seit allezeit gepriesen/ Von meiner Poesie/ vor eure schöne Gunst Die treu und hertzlich war/ die ihr mir habt erwiesen/ Zum theil bald brüderlich. Jch wil die beste Kunst Gebrauchen die ich kan üm euch nur hoch zu preisen Die ihr es würdig seit. Der ist ein Bösewicht Der sich vor Guttaht kan nicht dankbarlich erweisen. Ein böser Unmensch weiß von keinem Danke nicht. Auch ihr habt hertzlich Dank ihr ädlen Weiße linnen Jhr honigsüsses Volk die ihr an Höfligkeit Geht vielen vielen vor/ habt dank ibr Venusinnen Die ihr so manchesmal/ die liebgewünschte Zeit/ Auf eure Polnisch' Ahrt/ mir habet kurtz gemachet/ Lebt allzeit so erfreut/ ihr ädle Tugendschaar/ Der Himmel/ der allzeit für eure Wohlfahrt wachet Der geb euch zartes Volk viel hundert gute Jahr'/ Auch ihr habt gute Nacht ihr wunderschönen Gärten Jhr Oerter meiner Freud'/ ihr Plätze meiner Lust/ Mein Hertz erstarret fast/ die Zunge wil verhärten/ Wenn ich den öfftern Schertz/ der/ Himmel dir bewust/ Bey mir betrübt erweg'/ ich bin vor grossen Leiden Jetzund fast nicht mein selbst/ daß ich/ ihr schönen Plätz? Auch Przischek und Slavkow' hinfüro so muß meiden/ Die ich was Lust bebtrifft/ fast gleich dem Tempe schätz'. Und du mein Strömchen du fliess' ewig unbetrubet/ Welchs meinem Tytirus und mir allein bekandt Welchs
Waͤldchens andere Abtheilung. Soll ich mich ſchoͤner Ohrt anietzo von dir reiſſen?Sol ich ins kuͤnfftige dich nimmer wieder ſehen Du wehrte Stadt die du den Schluͤſſel von dem Preuſſen/ An deiner Seiten traͤgſt? Ach ſchwerlich wirds geſchehn. So hab denn gute Nacht zu hundert tauſend malen Sey ewig unbetruͤbt du hochbeliebte du Gott laſſe ſeine Gunſt dir unaufhoͤrlich ſtrahlen Leb allezeit vergnuͤgt in ſtottzem Fried’ und Ruh. Habt tauſend gute Nacht ihr vielgeehrte Freunde Du groſſer Daffnis du/ und du auch Floridan/ Du aͤdler Tytirus/ du Schrekken meiner Feinde/ Du wehrter Filidor du tieffgelehrter Mann/ Und wer ihr ferner ſeyd/ ſeit allezeit geprieſen/ Von meiner Poeſie/ vor eure ſchoͤne Gunſt Die treu und hertzlich war/ die ihr mir habt erwieſen/ Zum theil bald bruͤderlich. Jch wil die beſte Kunſt Gebrauchen die ich kan uͤm euch nur hoch zu preiſen Die ihr es wuͤrdig ſeit. Der iſt ein Boͤſewicht Der ſich vor Guttaht kan nicht dankbarlich erweiſen. Ein boͤſer Unmenſch weiß von keinem Danke nicht. Auch ihr habt hertzlich Dank ihr aͤdlen Weiße linnen Jhr honigſuͤſſes Volk die ihr an Hoͤfligkeit Geht vielen vielen vor/ habt dank ibr Venuſinnen Die ihr ſo manchesmal/ die liebgewuͤnſchte Zeit/ Auf eure Polniſch’ Ahrt/ mir habet kurtz gemachet/ Lebt allzeit ſo erfreut/ ihr aͤdle Tugendſchaar/ Der Himmel/ der allzeit fuͤr eure Wohlfahrt wachet Der geb euch zartes Volk viel hundert gute Jahr’/ Auch ihr habt gute Nacht ihr wunderſchoͤnen Gaͤrten Jhr Oerter meiner Freud’/ ihr Plaͤtze meiner Luſt/ Mein Hertz erſtarret faſt/ die Zunge wil verhaͤrten/ Wenn ich den oͤfftern Schertz/ der/ Himmel dir bewuſt/ Bey mir betruͤbt erweg’/ ich bin vor groſſen Leiden Jetzund faſt nicht mein ſelbſt/ daß ich/ ihr ſchoͤnen Plaͤtz? Auch Prziſchek und Slavkow’ hinfuͤro ſo muß meiden/ Die ich was Luſt bebtrifft/ faſt gleich dem Tempe ſchaͤtz’. Und du mein Stroͤmchen du flieſſ’ ewig unbetrubet/ Welchs meinem Tytirus und mir allein bekandt Welchs
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Waͤldchens andere Abtheilung.
Soll ich mich ſchoͤner Ohrt anietzo von dir reiſſen?
Sol ich ins kuͤnfftige dich nimmer wieder ſehen
Du wehrte Stadt die du den Schluͤſſel von dem Preuſſen/
An deiner Seiten traͤgſt? Ach ſchwerlich wirds geſchehn.
So hab denn gute Nacht zu hundert tauſend malen
Sey ewig unbetruͤbt du hochbeliebte du
Gott laſſe ſeine Gunſt dir unaufhoͤrlich ſtrahlen
Leb allezeit vergnuͤgt in ſtottzem Fried’ und Ruh.
Habt tauſend gute Nacht ihr vielgeehrte Freunde
Du groſſer Daffnis du/ und du auch Floridan/
Du aͤdler Tytirus/ du Schrekken meiner Feinde/
Du wehrter Filidor du tieffgelehrter Mann/
Und wer ihr ferner ſeyd/ ſeit allezeit geprieſen/
Von meiner Poeſie/ vor eure ſchoͤne Gunſt
Die treu und hertzlich war/ die ihr mir habt erwieſen/
Zum theil bald bruͤderlich. Jch wil die beſte Kunſt
Gebrauchen die ich kan uͤm euch nur hoch zu preiſen
Die ihr es wuͤrdig ſeit. Der iſt ein Boͤſewicht
Der ſich vor Guttaht kan nicht dankbarlich erweiſen.
Ein boͤſer Unmenſch weiß von keinem Danke nicht.
Auch ihr habt hertzlich Dank ihr aͤdlen Weiße linnen
Jhr honigſuͤſſes Volk die ihr an Hoͤfligkeit
Geht vielen vielen vor/ habt dank ibr Venuſinnen
Die ihr ſo manchesmal/ die liebgewuͤnſchte Zeit/
Auf eure Polniſch’ Ahrt/ mir habet kurtz gemachet/
Lebt allzeit ſo erfreut/ ihr aͤdle Tugendſchaar/
Der Himmel/ der allzeit fuͤr eure Wohlfahrt wachet
Der geb euch zartes Volk viel hundert gute Jahr’/
Auch ihr habt gute Nacht ihr wunderſchoͤnen Gaͤrten
Jhr Oerter meiner Freud’/ ihr Plaͤtze meiner Luſt/
Mein Hertz erſtarret faſt/ die Zunge wil verhaͤrten/
Wenn ich den oͤfftern Schertz/ der/ Himmel dir bewuſt/
Bey mir betruͤbt erweg’/ ich bin vor groſſen Leiden
Jetzund faſt nicht mein ſelbſt/ daß ich/ ihr ſchoͤnen Plaͤtz?
Auch Prziſchek und Slavkow’ hinfuͤro ſo muß meiden/
Die ich was Luſt bebtrifft/ faſt gleich dem Tempe ſchaͤtz’.
Und du mein Stroͤmchen du flieſſ’ ewig unbetrubet/
Welchs meinem Tytirus und mir allein bekandt
Welchs
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