Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599.Der Ander Theil deß Frewden Spiegels. Leben/ denn zu einem ewigen Leben der ewigen Liebe: Vnd dißEnde der allerseligsten Schöpffung/ gibt Moses deutlich zu verstehen/ da er schreibt/ daß Gott den Menschen nach sei- nem Bilde formiert vnd geschaffen habe. Gottes Bild vnd Wesen ist die Liebe selbst. DAnn lieber/ was ist Gottes Bild/ Gottes Ge-1. Johan. 4. Auch sollen wir vnter allen Eygenschafften Gottes/Vnter allen Das
Der Ander Theil deß Frewden Spiegels. Leben/ denn zu einem ewigen Leben der ewigen Liebe: Vnd dißEnde der allerſeligſten Schöpffung/ gibt Moſes deutlich zu verſtehen/ da er ſchreibt/ daß Gott den Menſchen nach ſei- nem Bilde formiert vnd geſchaffen habe. Gottes Bild vnd Weſen iſt die Liebe ſelbſt. DAnn lieber/ was iſt Gottes Bild/ Gottes Ge-1. Johan. 4. Auch ſollen wir vnter allen Eygenſchafften Gottes/Vnter allen Das
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0193" n="175"/><fw place="top" type="header">Der Ander Theil deß Frewden Spiegels.</fw><lb/> Leben/ denn zu einem ewigen Leben der ewigen Liebe: Vnd diß<lb/> Ende der allerſeligſten Schöpffung/ gibt Moſes deutlich zu<lb/> verſtehen/ da er ſchreibt/ daß Gott den Menſchen nach ſei-<lb/> nem Bilde formiert vnd geſchaffen habe.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>Gottes Bild vnd Weſen iſt die Liebe ſelbſt.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>Ann lieber/ was iſt Gottes Bild/ Gottes Ge-<note place="right">1. Johan. 4.</note><lb/> ſtalt/ vnd das Weſen Gottes? Hie antwortet S. Jo-<lb/> hannes/ vber auß tröſtlich/ vnd malet Gott eigentlich<lb/> ab mit lebendiger Farbe/ da er ſpricht: Gott iſt die Liebe.<lb/> Welche eigentliche Art zu reden/ wir jhm ablernen/ vnd fleiſ-<lb/> ſig behalten ſollen/ nachdemmahl ſie wunderfreundlich lau-<lb/> tet/ vñ groſſen Troſt gebieret/ wie wir darnach hören werden.</p><lb/> <p>Auch ſollen wir vnter allen Eygenſchafften Gottes/<note place="right">Vnter allen<lb/> Eygenſchaffte<lb/> Gottes/ iſt die<lb/> Liebe die erſte<lb/> vnd fürnembſte/<lb/> darunter alle<lb/> andere mit be-<lb/> grieffen wer-<lb/> den.</note><lb/> die Liebe für die allerfürnembſte halten/ alſo/ daß die andern<lb/> Eygenſchafften alle/ vnter die Liebe begrieffen vnnd verſtan-<lb/> den werden/ Denn es werden Gott/ neben dem (daß er iſt die<lb/> Liebe ſelbſt) auch ſonſt mancherley <hi rendition="#aq">Idiomata</hi> oder Eygen-<lb/> ſchafften zugeſchrieben/ als ewige Gerechtigkeit/ ewige vn-<lb/> endliche Weißheit/ Heyligkeit/ Allmacht/ Barmhertzigkeit/<lb/> Warheit vnd dergleichen. Vnnd wirdt recht geſagt/ Gott iſt<lb/> die Allmacht ſelbſt/ die Warheit ſelbſt/ die Barmhertzigkeit<lb/> ſelbſt/ die Geꝛechtigkeit ſelbſt/ die Weißheit ſelbſt/ ꝛc. Denn es<lb/> iſt kein Eygenſchafft deß Göttlichen Weſens/ die nicht<lb/> das Weſen ſelbeſt ſey: Aber doch hat die Liebe vnter<lb/> allen Eygenſchafften den Vorzug/ vnnd iſt wie ein Cir-<lb/> ckel/ die alle andere Eygenſchafften vmbſchreibet vnd in ſich<lb/> faſſet/ dieweil alles auß der Liebe herfleuſt/ was Gott thut<lb/> vnnd wircket/ auch wenn er ſchon nach ſeiner Gerech-<lb/> tigkeit zürnet/ blitzet vnnd donnert/ wie Doctor Martinus<lb/> Luther fein deutlich in ſeinem Sermon von der Liebe/ er-<lb/> kläret.</p> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [175/0193]
Der Ander Theil deß Frewden Spiegels.
Leben/ denn zu einem ewigen Leben der ewigen Liebe: Vnd diß
Ende der allerſeligſten Schöpffung/ gibt Moſes deutlich zu
verſtehen/ da er ſchreibt/ daß Gott den Menſchen nach ſei-
nem Bilde formiert vnd geſchaffen habe.
Gottes Bild vnd Weſen iſt die Liebe ſelbſt.
DAnn lieber/ was iſt Gottes Bild/ Gottes Ge-
ſtalt/ vnd das Weſen Gottes? Hie antwortet S. Jo-
hannes/ vber auß tröſtlich/ vnd malet Gott eigentlich
ab mit lebendiger Farbe/ da er ſpricht: Gott iſt die Liebe.
Welche eigentliche Art zu reden/ wir jhm ablernen/ vnd fleiſ-
ſig behalten ſollen/ nachdemmahl ſie wunderfreundlich lau-
tet/ vñ groſſen Troſt gebieret/ wie wir darnach hören werden.
1. Johan. 4.
Auch ſollen wir vnter allen Eygenſchafften Gottes/
die Liebe für die allerfürnembſte halten/ alſo/ daß die andern
Eygenſchafften alle/ vnter die Liebe begrieffen vnnd verſtan-
den werden/ Denn es werden Gott/ neben dem (daß er iſt die
Liebe ſelbſt) auch ſonſt mancherley Idiomata oder Eygen-
ſchafften zugeſchrieben/ als ewige Gerechtigkeit/ ewige vn-
endliche Weißheit/ Heyligkeit/ Allmacht/ Barmhertzigkeit/
Warheit vnd dergleichen. Vnnd wirdt recht geſagt/ Gott iſt
die Allmacht ſelbſt/ die Warheit ſelbſt/ die Barmhertzigkeit
ſelbſt/ die Geꝛechtigkeit ſelbſt/ die Weißheit ſelbſt/ ꝛc. Denn es
iſt kein Eygenſchafft deß Göttlichen Weſens/ die nicht
das Weſen ſelbeſt ſey: Aber doch hat die Liebe vnter
allen Eygenſchafften den Vorzug/ vnnd iſt wie ein Cir-
ckel/ die alle andere Eygenſchafften vmbſchreibet vnd in ſich
faſſet/ dieweil alles auß der Liebe herfleuſt/ was Gott thut
vnnd wircket/ auch wenn er ſchon nach ſeiner Gerech-
tigkeit zürnet/ blitzet vnnd donnert/ wie Doctor Martinus
Luther fein deutlich in ſeinem Sermon von der Liebe/ er-
kläret.
Vnter allen
Eygenſchaffte
Gottes/ iſt die
Liebe die erſte
vnd fürnembſte/
darunter alle
andere mit be-
grieffen wer-
den.
Das
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_freuden_1599 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_freuden_1599/193 |
Zitationshilfe: | Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_freuden_1599/193>, abgerufen am 16.07.2024. |