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Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599.

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Der Ander Theil deß Frewden Spiegels.
Creutz hält/ vnd mit Widerwärtigkeit heimsucht/ sondern
befördert damit das gantze Werck der heylsamen Wider-
geburt/ daß es nemlich in vollem schwang gehe/ vnd zum
Ende gebracht werde.

Zeugnuß der
Schrifft.
Jerem. 30.

Dann erstlich führet er sie hiedurch zur Erkänntnuß jrer
Sünden/ wie er selbst spricht: Züchtigen wil ich dich mit
Maß/ daß du dich nicht für vnschüldig haltest. Deßgleichen
Psal 90.sagt Dauid: Das macht dein Zorn/ daß wir so vergehen/ vnd
dein Grimm/ daß wir so plötzlich dahin müssen. Denn vn-
sere Missethat stellestu für dich/ vnsere vnerkandte Sün-
de ins Liecht für deinem Angesicht: Darnach stärckt vnd
probiert er hierdurch den Glauben/ wie geschrieben steht:
Esa. 48.Jch wil dich läutern/ etc. vnd außerwehlt machen im Ofen
Psal. 66.deß Elendts: Gott (spricht Dauid) du hast vns versucht/
vnd geläutert/ wie das Silber geläutert wirt. Folgends zum
dritten reitzet er sie damit zum Gebett/ als Esaias sagt: Herr/
Jesa. 26.Wenn Trübsal da ist/ so sucht man dich/ wenn du sie züch-
tigest/ so ruffen sie ängstiglich: Ferrner zum vierdten/ ist
das Creutz eine heylsame Praeseruatiff wider die sündtli-
che Lüste: Denn wenn wir gerichtet werden/ so werden wir
Rom. 6.vom Herrn gezüchtiget/ auff daß wir nicht sampt der
Welt verdampt werden. Vnd vnser alter Mensch wirdt
gecreutzigt/ auff daß der sündtliche Leib auffhöre/ daß wir
hinfort der Sünd nicht dienen. Vber das alles zum fünfften
Rom. 5.bringt Trübsal Gedult/ Gedult aber bringt Erfahrung/
Erfahrung aber bringt Hoffnung/ Hoffnung aber läßt nit
zu schanden werden.

Die stebende
Eygenschafft
der Widerge-
burt ist die Voll-
bereitung.

Endtlich zum siebenden gehöret zum Werck der Wi-
dergeburt/ auch die Vollbereitung/ daß Gott nicht allein
den Anfang machet mit der Bekehrung vnd neuwen Geburt
seiner Christen/ sondern vollendet auch das gantze Werck/
wo man nur allein seiner offenbarter Ordnung folget.

Jhr

Der Ander Theil deß Frewden Spiegels.
Creutz hält/ vnd mit Widerwärtigkeit heimſucht/ ſondern
befördert damit das gantze Werck der heylſamen Wider-
geburt/ daß es nemlich in vollem ſchwang gehe/ vnd zum
Ende gebracht werde.

Zeugnuß der
Schrifft.
Jerem. 30.

Dann erſtlich führet er ſie hiedurch zur Erkäñtnuß jrer
Sünden/ wie er ſelbſt ſpricht: Züchtigen wil ich dich mit
Maß/ daß du dich nicht für vnſchüldig halteſt. Deßgleichen
Pſal 90.ſagt Dauid: Das macht dein Zorn/ daß wir ſo vergehen/ vnd
dein Grim̃/ daß wir ſo plötzlich dahin müſſen. Denn vn-
ſere Miſſethat ſtelleſtu für dich/ vnſere vnerkandte Sün-
de ins Liecht für deinem Angeſicht: Darnach ſtärckt vnd
probiert er hierdurch den Glauben/ wie geſchrieben ſteht:
Eſa. 48.Jch wil dich läutern/ ꝛc. vnd außerwehlt machen im Ofen
Pſal. 66.deß Elendts: Gott (ſpricht Dauid) du haſt vns verſucht/
vnd geläutert/ wie das Silber geläutert wirt. Folgends zum
drittẽ reitzet er ſie damit zum Gebett/ als Eſaias ſagt: Herr/
Jeſa. 26.Wenn Trübſal da iſt/ ſo ſucht man dich/ wenn du ſie züch-
tigeſt/ ſo ruffen ſie ängſtiglich: Ferrner zum vierdten/ iſt
das Creutz eine heylſame Præſeruatiff wider die ſündtli-
che Lüſte: Denn wenn wir gerichtet werden/ ſo werden wir
Rom. 6.vom Herrn gezüchtiget/ auff daß wir nicht ſampt der
Welt verdampt werden. Vnd vnſer alter Menſch wirdt
gecreutzigt/ auff daß der ſündtliche Leib auffhöre/ daß wir
hinfort der Sünd nicht dienen. Vber das alles zum fünfften
Rom. 5.bringt Trübſal Gedult/ Gedult aber bringt Erfahrung/
Erfahrung aber bringt Hoffnung/ Hoffnung aber läßt nit
zu ſchanden werden.

Die ſtebende
Eygenſchafft
der Widerge-
burt iſt die Voll-
bereitung.

Endtlich zum ſiebenden gehöret zum Werck der Wi-
dergeburt/ auch die Vollbereitung/ daß Gott nicht allein
den Anfang machet mit der Bekehrung vnd neuwen Geburt
ſeiner Chriſten/ ſondern vollendet auch das gantze Werck/
wo man nur allein ſeiner offenbarter Ordnung folget.

Jhr
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[260/0278] Der Ander Theil deß Frewden Spiegels. Creutz hält/ vnd mit Widerwärtigkeit heimſucht/ ſondern befördert damit das gantze Werck der heylſamen Wider- geburt/ daß es nemlich in vollem ſchwang gehe/ vnd zum Ende gebracht werde. Dann erſtlich führet er ſie hiedurch zur Erkäñtnuß jrer Sünden/ wie er ſelbſt ſpricht: Züchtigen wil ich dich mit Maß/ daß du dich nicht für vnſchüldig halteſt. Deßgleichen ſagt Dauid: Das macht dein Zorn/ daß wir ſo vergehen/ vnd dein Grim̃/ daß wir ſo plötzlich dahin müſſen. Denn vn- ſere Miſſethat ſtelleſtu für dich/ vnſere vnerkandte Sün- de ins Liecht für deinem Angeſicht: Darnach ſtärckt vnd probiert er hierdurch den Glauben/ wie geſchrieben ſteht: Jch wil dich läutern/ ꝛc. vnd außerwehlt machen im Ofen deß Elendts: Gott (ſpricht Dauid) du haſt vns verſucht/ vnd geläutert/ wie das Silber geläutert wirt. Folgends zum drittẽ reitzet er ſie damit zum Gebett/ als Eſaias ſagt: Herr/ Wenn Trübſal da iſt/ ſo ſucht man dich/ wenn du ſie züch- tigeſt/ ſo ruffen ſie ängſtiglich: Ferrner zum vierdten/ iſt das Creutz eine heylſame Præſeruatiff wider die ſündtli- che Lüſte: Denn wenn wir gerichtet werden/ ſo werden wir vom Herrn gezüchtiget/ auff daß wir nicht ſampt der Welt verdampt werden. Vnd vnſer alter Menſch wirdt gecreutzigt/ auff daß der ſündtliche Leib auffhöre/ daß wir hinfort der Sünd nicht dienen. Vber das alles zum fünfften bringt Trübſal Gedult/ Gedult aber bringt Erfahrung/ Erfahrung aber bringt Hoffnung/ Hoffnung aber läßt nit zu ſchanden werden. Pſal 90. Eſa. 48. Pſal. 66. Jeſa. 26. Rom. 6. Rom. 5. Endtlich zum ſiebenden gehöret zum Werck der Wi- dergeburt/ auch die Vollbereitung/ daß Gott nicht allein den Anfang machet mit der Bekehrung vnd neuwen Geburt ſeiner Chriſten/ ſondern vollendet auch das gantze Werck/ wo man nur allein ſeiner offenbarter Ordnung folget. Jhr

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Zitationshilfe: Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_freuden_1599/278>, abgerufen am 16.07.2024.