Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.

Bild:
<< vorherige Seite



Ansehen*) daran schuld gewesen, würde Herr
Caspar Lavater am sichersten berichten können, wenn
er den Generalsuperintendenten Stauzius gesehen
hätte.

Der Erfolg schien indessen, wenigstens anfänglich,
das Mißtrauen des Majors gar nicht zu rechtfertigen.
Stauzius nahm den Sebaldus mit sich in die
fürstliche Residenzstadt zurück. Er hätte ihn in sein
Haus aufgenommen, aber Sebaldus wolte nirgend,
als bey seinem Freunde Hieronymus, abtreten. Jn-
zwischen erwies ihm Stauzius alle mögliche Höf-
lichkeiten und er ward von demselben sowohl, als von
dem Präsidenten nicht selten zu Gaste geladen; son-
derlich nachdem der fremde Oberste, dem er sein Em-
pfelungsschreiben überreicht hatte, sich öffentlich für
seinen Beschützer erklärt, und ihn dem Präsidenten
ausdrücklich zu einer baldigen Wiederbeförderung em-
pfolen hatte. Er ward auch wirklich in den nächsten
drey Monaten, zu den zweyen im Lande vacant ge-
wordenen Pfarren vorgeschlagen. Nur war unglück-
licher Weise, auf die eine schon vorher einem andern
die Anwartschaft gegeben worden, und die andere hielt
der Präsident zu wenig einträglich, obgleich Se-
baldus
meinte, sie sey einträglicher als seine verlassene

Pfarre.
*) S. Ehendas. S. 36.



Anſehen*) daran ſchuld geweſen, wuͤrde Herr
Caſpar Lavater am ſicherſten berichten koͤnnen, wenn
er den Generalſuperintendenten Stauzius geſehen
haͤtte.

Der Erfolg ſchien indeſſen, wenigſtens anfaͤnglich,
das Mißtrauen des Majors gar nicht zu rechtfertigen.
Stauzius nahm den Sebaldus mit ſich in die
fuͤrſtliche Reſidenzſtadt zuruͤck. Er haͤtte ihn in ſein
Haus aufgenommen, aber Sebaldus wolte nirgend,
als bey ſeinem Freunde Hieronymus, abtreten. Jn-
zwiſchen erwies ihm Stauzius alle moͤgliche Hoͤf-
lichkeiten und er ward von demſelben ſowohl, als von
dem Praͤſidenten nicht ſelten zu Gaſte geladen; ſon-
derlich nachdem der fremde Oberſte, dem er ſein Em-
pfelungsſchreiben uͤberreicht hatte, ſich oͤffentlich fuͤr
ſeinen Beſchuͤtzer erklaͤrt, und ihn dem Praͤſidenten
ausdruͤcklich zu einer baldigen Wiederbefoͤrderung em-
pfolen hatte. Er ward auch wirklich in den naͤchſten
drey Monaten, zu den zweyen im Lande vacant ge-
wordenen Pfarren vorgeſchlagen. Nur war ungluͤck-
licher Weiſe, auf die eine ſchon vorher einem andern
die Anwartſchaft gegeben worden, und die andere hielt
der Praͤſident zu wenig eintraͤglich, obgleich Se-
baldus
meinte, ſie ſey eintraͤglicher als ſeine verlaſſene

Pfarre.
*) S. Ehendaſ. S. 36.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0183" n="157"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><hi rendition="#fr">An&#x017F;ehen</hi><note place="foot" n="*)">S. Ehenda&#x017F;. S. 36.</note> daran &#x017F;chuld gewe&#x017F;en, wu&#x0364;rde Herr<lb/><hi rendition="#fr">Ca&#x017F;par Lavater</hi> am &#x017F;icher&#x017F;ten berichten ko&#x0364;nnen, wenn<lb/>
er den General&#x017F;uperintendenten <hi rendition="#fr">Stauzius</hi> ge&#x017F;ehen<lb/>
ha&#x0364;tte.</p><lb/>
          <p>Der Erfolg &#x017F;chien inde&#x017F;&#x017F;en, wenig&#x017F;tens anfa&#x0364;nglich,<lb/>
das Mißtrauen des Majors gar nicht zu rechtfertigen.<lb/><hi rendition="#fr">Stauzius</hi> nahm den <hi rendition="#fr">Sebaldus</hi> mit &#x017F;ich in die<lb/>
fu&#x0364;r&#x017F;tliche Re&#x017F;idenz&#x017F;tadt zuru&#x0364;ck. Er ha&#x0364;tte ihn in &#x017F;ein<lb/>
Haus aufgenommen, aber <hi rendition="#fr">Sebaldus</hi> wolte nirgend,<lb/>
als bey &#x017F;einem Freunde <hi rendition="#fr">Hieronymus,</hi> abtreten. Jn-<lb/>
zwi&#x017F;chen erwies ihm <hi rendition="#fr">Stauzius</hi> alle mo&#x0364;gliche Ho&#x0364;f-<lb/>
lichkeiten und er ward von dem&#x017F;elben &#x017F;owohl, als von<lb/>
dem Pra&#x0364;&#x017F;identen nicht &#x017F;elten zu Ga&#x017F;te geladen; &#x017F;on-<lb/>
derlich nachdem der fremde Ober&#x017F;te, dem er &#x017F;ein Em-<lb/>
pfelungs&#x017F;chreiben u&#x0364;berreicht hatte, &#x017F;ich o&#x0364;ffentlich fu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;einen Be&#x017F;chu&#x0364;tzer erkla&#x0364;rt, und ihn dem Pra&#x0364;&#x017F;identen<lb/>
ausdru&#x0364;cklich zu einer baldigen Wiederbefo&#x0364;rderung em-<lb/>
pfolen hatte. Er ward auch wirklich in den na&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
drey Monaten, zu den zweyen im Lande vacant ge-<lb/>
wordenen Pfarren vorge&#x017F;chlagen. Nur war unglu&#x0364;ck-<lb/>
licher Wei&#x017F;e, auf die eine &#x017F;chon vorher einem andern<lb/>
die Anwart&#x017F;chaft gegeben worden, und die andere hielt<lb/>
der Pra&#x0364;&#x017F;ident zu wenig eintra&#x0364;glich, obgleich <hi rendition="#fr">Se-<lb/>
baldus</hi> meinte, &#x017F;ie &#x017F;ey eintra&#x0364;glicher als &#x017F;eine verla&#x017F;&#x017F;ene<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Pfarre.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[157/0183] Anſehen *) daran ſchuld geweſen, wuͤrde Herr Caſpar Lavater am ſicherſten berichten koͤnnen, wenn er den Generalſuperintendenten Stauzius geſehen haͤtte. Der Erfolg ſchien indeſſen, wenigſtens anfaͤnglich, das Mißtrauen des Majors gar nicht zu rechtfertigen. Stauzius nahm den Sebaldus mit ſich in die fuͤrſtliche Reſidenzſtadt zuruͤck. Er haͤtte ihn in ſein Haus aufgenommen, aber Sebaldus wolte nirgend, als bey ſeinem Freunde Hieronymus, abtreten. Jn- zwiſchen erwies ihm Stauzius alle moͤgliche Hoͤf- lichkeiten und er ward von demſelben ſowohl, als von dem Praͤſidenten nicht ſelten zu Gaſte geladen; ſon- derlich nachdem der fremde Oberſte, dem er ſein Em- pfelungsſchreiben uͤberreicht hatte, ſich oͤffentlich fuͤr ſeinen Beſchuͤtzer erklaͤrt, und ihn dem Praͤſidenten ausdruͤcklich zu einer baldigen Wiederbefoͤrderung em- pfolen hatte. Er ward auch wirklich in den naͤchſten drey Monaten, zu den zweyen im Lande vacant ge- wordenen Pfarren vorgeſchlagen. Nur war ungluͤck- licher Weiſe, auf die eine ſchon vorher einem andern die Anwartſchaft gegeben worden, und die andere hielt der Praͤſident zu wenig eintraͤglich, obgleich Se- baldus meinte, ſie ſey eintraͤglicher als ſeine verlaſſene Pfarre. *) S. Ehendaſ. S. 36.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker01_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker01_1773/183
Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker01_1773/183>, abgerufen am 12.05.2024.