Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>


der Kirche erregt werden möchten, und daß
man in verschiedenen Meinungen, Abwei-
chungen von den allgemeinen symbolischen
Büchern, und von den besondern formulis
committendi einzelner Kirchen entdecken
könnte. Man wird vielleicht daraus schlies-
sen, daß der Verfasser das Staatsrecht nicht
verstehe, und daß er im Kirchenrechte gefähr-
liche Neuerungen einzuführen zur Absicht
habe. Man wird sich vielleicht ins Ohr rau-
nen, daß er verschiedene Gelehrsamkeit nicht
für Gelehrsamkeit, verschiedene Gelehrten nicht
für gelehrt, und verschledene berühmte Leute
nicht für berühmt halte u. s. w.

Man könnte ihn sonach etwa zum Schei-
terhaufen verdammen, in den Bann thun,
in eine Vestung schicken, oder auch ein Buch
wider ihn schreiben, ein Pasquill wider ihn
machen, oder ihm in einer Recension bewei-
sen, daß er kein gutes Herz habe, sondern ein
hämischer und boshafter Mensch sey.

Doch


der Kirche erregt werden moͤchten, und daß
man in verſchiedenen Meinungen, Abwei-
chungen von den allgemeinen ſymboliſchen
Buͤchern, und von den beſondern formulis
committendi einzelner Kirchen entdecken
koͤnnte. Man wird vielleicht daraus ſchlieſ-
ſen, daß der Verfaſſer das Staatsrecht nicht
verſtehe, und daß er im Kirchenrechte gefaͤhr-
liche Neuerungen einzufuͤhren zur Abſicht
habe. Man wird ſich vielleicht ins Ohr rau-
nen, daß er verſchiedene Gelehrſamkeit nicht
fuͤr Gelehrſamkeit, verſchiedene Gelehrten nicht
fuͤr gelehrt, und verſchledene beruͤhmte Leute
nicht fuͤr beruͤhmt halte u. ſ. w.

Man koͤnnte ihn ſonach etwa zum Schei-
terhaufen verdammen, in den Bann thun,
in eine Veſtung ſchicken, oder auch ein Buch
wider ihn ſchreiben, ein Paſquill wider ihn
machen, oder ihm in einer Recenſion bewei-
ſen, daß er kein gutes Herz habe, ſondern ein
haͤmiſcher und boshafter Menſch ſey.

Doch
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface" n="1">
        <p><pb facs="#f0019"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
der Kirche erregt werden mo&#x0364;chten, und daß<lb/>
man in ver&#x017F;chiedenen Meinungen, Abwei-<lb/>
chungen von den allgemeinen &#x017F;ymboli&#x017F;chen<lb/>
Bu&#x0364;chern, und von den be&#x017F;ondern <hi rendition="#aq">formulis<lb/>
committendi</hi> einzelner Kirchen entdecken<lb/>
ko&#x0364;nnte. Man wird vielleicht daraus &#x017F;chlie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, daß der Verfa&#x017F;&#x017F;er das Staatsrecht nicht<lb/>
ver&#x017F;tehe, und daß er im Kirchenrechte gefa&#x0364;hr-<lb/>
liche Neuerungen einzufu&#x0364;hren zur Ab&#x017F;icht<lb/>
habe. Man wird &#x017F;ich vielleicht ins Ohr rau-<lb/>
nen, daß er ver&#x017F;chiedene Gelehr&#x017F;amkeit nicht<lb/>
fu&#x0364;r Gelehr&#x017F;amkeit, ver&#x017F;chiedene Gelehrten nicht<lb/>
fu&#x0364;r gelehrt, und ver&#x017F;chledene beru&#x0364;hmte Leute<lb/>
nicht fu&#x0364;r beru&#x0364;hmt halte u. &#x017F;. w.</p><lb/>
        <p>Man ko&#x0364;nnte ihn &#x017F;onach etwa zum Schei-<lb/>
terhaufen verdammen, in den Bann thun,<lb/>
in eine Ve&#x017F;tung &#x017F;chicken, oder auch ein Buch<lb/>
wider ihn &#x017F;chreiben, ein Pa&#x017F;quill wider ihn<lb/>
machen, oder ihm in einer Recen&#x017F;ion bewei-<lb/>
&#x017F;en, daß er kein gutes Herz habe, &#x017F;ondern ein<lb/><hi rendition="#fr">ha&#x0364;mi&#x017F;cher</hi> und boshafter Men&#x017F;ch &#x017F;ey.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Doch</fw><lb/>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0019] der Kirche erregt werden moͤchten, und daß man in verſchiedenen Meinungen, Abwei- chungen von den allgemeinen ſymboliſchen Buͤchern, und von den beſondern formulis committendi einzelner Kirchen entdecken koͤnnte. Man wird vielleicht daraus ſchlieſ- ſen, daß der Verfaſſer das Staatsrecht nicht verſtehe, und daß er im Kirchenrechte gefaͤhr- liche Neuerungen einzufuͤhren zur Abſicht habe. Man wird ſich vielleicht ins Ohr rau- nen, daß er verſchiedene Gelehrſamkeit nicht fuͤr Gelehrſamkeit, verſchiedene Gelehrten nicht fuͤr gelehrt, und verſchledene beruͤhmte Leute nicht fuͤr beruͤhmt halte u. ſ. w. Man koͤnnte ihn ſonach etwa zum Schei- terhaufen verdammen, in den Bann thun, in eine Veſtung ſchicken, oder auch ein Buch wider ihn ſchreiben, ein Paſquill wider ihn machen, oder ihm in einer Recenſion bewei- ſen, daß er kein gutes Herz habe, ſondern ein haͤmiſcher und boshafter Menſch ſey. Doch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker01_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker01_1773/19
Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker01_1773/19>, abgerufen am 27.04.2024.