Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.gar keine einzige Art von Kunstfleiß hatten, so war freilich unter ihnen wenig Geld. Es reichte kaum zu, die Röcke und die Strümpfe zu bezahlen, die die Hand- werker eines benachbarten Herzogthums, aus der Wolle die in diesem kleinen Fürstenthum sehr wohl- feil verkauft ward, webten, und alsdenn in dasselbe wieder einführten. Es war also kein Wunder, daß bisher noch kein Buchhändler in diesem Ländchen hatte Bücher verkaufen können. Hieronymus, war der erste, der sich unterstand Bücher darin einzuführen. Er sahe aber auch nicht so genau darauf, ob er eben baar Geld erhielt. Er verkaufte mehrmahls Z. B. das Juristische Oraculum in sechzehn Foliobänden für einen fetten Ochsen, Leopolds Landwirth- schaftsbuch für sechs Scheffel Roggen, und Rie- gers Herzpostill, oder Cardilucii Kunst-Arzney- Natur- und Nahrungspostill für ein paar Schock Eyer, ja er gab noch wohl Mürdelii süsse Geistes- erquickungen, oder Meletaons Tugendschul in den Kauf. Hierdurch machte er sich besonders bey den Pre- schatz, B 4
gar keine einzige Art von Kunſtfleiß hatten, ſo war freilich unter ihnen wenig Geld. Es reichte kaum zu, die Roͤcke und die Struͤmpfe zu bezahlen, die die Hand- werker eines benachbarten Herzogthums, aus der Wolle die in dieſem kleinen Fuͤrſtenthum ſehr wohl- feil verkauft ward, webten, und alsdenn in daſſelbe wieder einfuͤhrten. Es war alſo kein Wunder, daß bisher noch kein Buchhaͤndler in dieſem Laͤndchen hatte Buͤcher verkaufen koͤnnen. Hieronymus, war der erſte, der ſich unterſtand Buͤcher darin einzufuͤhren. Er ſahe aber auch nicht ſo genau darauf, ob er eben baar Geld erhielt. Er verkaufte mehrmahls Z. B. das Juriſtiſche Oraculum in ſechzehn Foliobaͤnden fuͤr einen fetten Ochſen, Leopolds Landwirth- ſchaftsbuch fuͤr ſechs Scheffel Roggen, und Rie- gers Herzpoſtill, oder Cardilucii Kunſt-Arzney- Natur- und Nahrungspoſtill fuͤr ein paar Schock Eyer, ja er gab noch wohl Muͤrdelii ſuͤſſe Geiſtes- erquickungen, oder Meletaons Tugendſchul in den Kauf. Hierdurch machte er ſich beſonders bey den Pre- ſchatz, B 4
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gar keine einzige Art von Kunſtfleiß hatten, ſo war
freilich unter ihnen wenig Geld. Es reichte kaum zu,
die Roͤcke und die Struͤmpfe zu bezahlen, die die Hand-
werker eines benachbarten Herzogthums, aus der
Wolle die in dieſem kleinen Fuͤrſtenthum ſehr wohl-
feil verkauft ward, webten, und alsdenn in daſſelbe
wieder einfuͤhrten. Es war alſo kein Wunder, daß
bisher noch kein Buchhaͤndler in dieſem Laͤndchen
hatte Buͤcher verkaufen koͤnnen. Hieronymus, war
der erſte, der ſich unterſtand Buͤcher darin einzufuͤhren.
Er ſahe aber auch nicht ſo genau darauf, ob er eben
baar Geld erhielt. Er verkaufte mehrmahls Z. B.
das Juriſtiſche Oraculum in ſechzehn Foliobaͤnden
fuͤr einen fetten Ochſen, Leopolds Landwirth-
ſchaftsbuch fuͤr ſechs Scheffel Roggen, und Rie-
gers Herzpoſtill, oder Cardilucii Kunſt-Arzney-
Natur- und Nahrungspoſtill fuͤr ein paar Schock
Eyer, ja er gab noch wohl Muͤrdelii ſuͤſſe Geiſtes-
erquickungen, oder Meletaons Tugendſchul
in den Kauf.
Hierdurch machte er ſich beſonders bey den Pre-
digern in Staͤdten Flecken und Doͤrfern ſehr be-
liebt, die gern etwas von ihren Zehenden oder von
ihrem Naturaldeputat daran wagten, um ſich Krau-
ſens evangeliſchen und epiſtoliſchen Prediger-
ſchatz,
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