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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775.

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die Gelegenheit, da der Major heiteres Gemüths,
und sie beide allein waren, und that, nach vorgängi-
ger Entschuldigung, eine Frage, die ihm schon lange
auf dem Herzen gelegen hatte, nehmlich:

,Ob der Herr Major, nicht das Sakrament neh-
"men wollte.'

,Lieber Franz, du meinst es recht gut, sagte der
"Kranke, aber wozu? Jch habe das Abendmahl im-
"mer nur genommen, wenn entweder das Regiment
"kommunicirte, oder wenn ich besondere Ursach fand,
"mich zu sammeln, und ernsthaft über mich nachzu-
"denken; aber glaube mir, Franz, ein Krankenlager
"von drey Wochen giebt an sich selbst Gelegenheit ge-
"nug zum ernsthaften Nachdenken.'

,Aber, lieber Herr Major! ein Mensch muß doch
"so schwer sterben, wenn er nicht gebeichtet hat.'

,Höre nur, mit der Beichte habe ich niemals et-
"was zu thun gehabt. Anstatt der Beichte sagte ich
"allemal laut und ernstlich: Schaff in mir Gott
"ein reines Herz, und gieb mir einen neuen ge-
"wissen Geist; verwirf mich nicht von dei-
"nem Angesichte, und sey mir gnädig.
Damit
"war mein Feldprediger zufrieden, und ich denke, Gott
"wird auch damit zufrieden seyn, wenn ichs jetzt sage.
"Aber höre, Franz, ich will jetzt thun, was ich sonst

"bey
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die Gelegenheit, da der Major heiteres Gemuͤths,
und ſie beide allein waren, und that, nach vorgaͤngi-
ger Entſchuldigung, eine Frage, die ihm ſchon lange
auf dem Herzen gelegen hatte, nehmlich:

‚Ob der Herr Major, nicht das Sakrament neh-
”men wollte.‛

‚Lieber Franz, du meinſt es recht gut, ſagte der
”Kranke, aber wozu? Jch habe das Abendmahl im-
”mer nur genommen, wenn entweder das Regiment
”kommunicirte, oder wenn ich beſondere Urſach fand,
”mich zu ſammeln, und ernſthaft uͤber mich nachzu-
”denken; aber glaube mir, Franz, ein Krankenlager
”von drey Wochen giebt an ſich ſelbſt Gelegenheit ge-
”nug zum ernſthaften Nachdenken.‛

‚Aber, lieber Herr Major! ein Menſch muß doch
”ſo ſchwer ſterben, wenn er nicht gebeichtet hat.‛

‚Hoͤre nur, mit der Beichte habe ich niemals et-
”was zu thun gehabt. Anſtatt der Beichte ſagte ich
”allemal laut und ernſtlich: Schaff in mir Gott
”ein reines Herz, und gieb mir einen neuen ge-
”wiſſen Geiſt; verwirf mich nicht von dei-
”nem Angeſichte, und ſey mir gnaͤdig.
Damit
”war mein Feldprediger zufrieden, und ich denke, Gott
”wird auch damit zufrieden ſeyn, wenn ichs jetzt ſage.
”Aber hoͤre, Franz, ich will jetzt thun, was ich ſonſt

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[113/0123] die Gelegenheit, da der Major heiteres Gemuͤths, und ſie beide allein waren, und that, nach vorgaͤngi- ger Entſchuldigung, eine Frage, die ihm ſchon lange auf dem Herzen gelegen hatte, nehmlich: ‚Ob der Herr Major, nicht das Sakrament neh- ”men wollte.‛ ‚Lieber Franz, du meinſt es recht gut, ſagte der ”Kranke, aber wozu? Jch habe das Abendmahl im- ”mer nur genommen, wenn entweder das Regiment ”kommunicirte, oder wenn ich beſondere Urſach fand, ”mich zu ſammeln, und ernſthaft uͤber mich nachzu- ”denken; aber glaube mir, Franz, ein Krankenlager ”von drey Wochen giebt an ſich ſelbſt Gelegenheit ge- ”nug zum ernſthaften Nachdenken.‛ ‚Aber, lieber Herr Major! ein Menſch muß doch ”ſo ſchwer ſterben, wenn er nicht gebeichtet hat.‛ ‚Hoͤre nur, mit der Beichte habe ich niemals et- ”was zu thun gehabt. Anſtatt der Beichte ſagte ich ”allemal laut und ernſtlich: Schaff in mir Gott ”ein reines Herz, und gieb mir einen neuen ge- ”wiſſen Geiſt; verwirf mich nicht von dei- ”nem Angeſichte, und ſey mir gnaͤdig. Damit ”war mein Feldprediger zufrieden, und ich denke, Gott ”wird auch damit zufrieden ſeyn, wenn ichs jetzt ſage. ”Aber hoͤre, Franz, ich will jetzt thun, was ich ſonſt ”bey H 3

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/123>, abgerufen am 21.11.2024.