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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775.

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der Menschenfreund aus seinen eignen Mitteln be-
solden, *) und er bat seinen Freund F. ihm einen sol-
chen Mann zu verschaffen.

Herr F. schlug dem Sebaldus diese Stelle vor,
der sie auch vielleicht würde angenommen haben, wenn
er nicht überlegt hätte, daß sein Wohlthäter, der Armen-
schulmeister, sie so gut, als er, verwalten könnte, und
daß demselben, nach der unverschuldet erlittenen Be-
schimpfung seiner Familie, die Entfernung von seinen
bisherigen Bekannten zur Beruhigung gereichen
würde. Er empfohl also denselben, und er ward an-
genommen.

Jndessen verließ Sebaldus dennoch Berlin ge-
gen den Frühling. Er hatte seit geraumer Zeit keine
Nachricht von seiner Tochter, welches ganz natürlich
zugieng, denn die Frau von Hohenauf hatte für gut
gefunden, den Brief, welchen Mariane, vor ihrer
Abreise zur Gräfinn ***, unter Einschluß des Hie-
ronymus,
an ihren Vater geschrieben hatte, zu

ver-
*) Wenn die Chronologie, welche in unserer wahren Ge-
schichte das Hauptwerk ist, nur auf irgend eine Art, sollte
es auch nur durch eine Hypothese seyn, sich vereinigen
ließe, so würde im übrigen diese ganze Beschreibung
vollkommen auf den verehrungswürdigen menschen-
freundlichen Verfasser des Versuchs eines Schulbuchs für-
Landleute
(Berlin 1771. 8.) passen, welcher alles das oben
erzählte, und noch mehr gethan hat.
J 4



der Menſchenfreund aus ſeinen eignen Mitteln be-
ſolden, *) und er bat ſeinen Freund F. ihm einen ſol-
chen Mann zu verſchaffen.

Herr F. ſchlug dem Sebaldus dieſe Stelle vor,
der ſie auch vielleicht wuͤrde angenommen haben, wenn
er nicht uͤberlegt haͤtte, daß ſein Wohlthaͤter, der Armen-
ſchulmeiſter, ſie ſo gut, als er, verwalten koͤnnte, und
daß demſelben, nach der unverſchuldet erlittenen Be-
ſchimpfung ſeiner Familie, die Entfernung von ſeinen
bisherigen Bekannten zur Beruhigung gereichen
wuͤrde. Er empfohl alſo denſelben, und er ward an-
genommen.

Jndeſſen verließ Sebaldus dennoch Berlin ge-
gen den Fruͤhling. Er hatte ſeit geraumer Zeit keine
Nachricht von ſeiner Tochter, welches ganz natuͤrlich
zugieng, denn die Frau von Hohenauf hatte fuͤr gut
gefunden, den Brief, welchen Mariane, vor ihrer
Abreiſe zur Graͤfinn ***, unter Einſchluß des Hie-
ronymus,
an ihren Vater geſchrieben hatte, zu

ver-
*) Wenn die Chronologie, welche in unſerer wahren Ge-
ſchichte das Hauptwerk iſt, nur auf irgend eine Art, ſollte
es auch nur durch eine Hypotheſe ſeyn, ſich vereinigen
ließe, ſo wuͤrde im uͤbrigen dieſe ganze Beſchreibung
vollkommen auf den verehrungswuͤrdigen menſchen-
freundlichen Verfaſſer des Verſuchs eines Schulbuchs fuͤr-
Landleute
(Berlin 1771. 8.) paſſen, welcher alles das oben
erzaͤhlte, und noch mehr gethan hat.
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[131/0141] der Menſchenfreund aus ſeinen eignen Mitteln be- ſolden, *) und er bat ſeinen Freund F. ihm einen ſol- chen Mann zu verſchaffen. Herr F. ſchlug dem Sebaldus dieſe Stelle vor, der ſie auch vielleicht wuͤrde angenommen haben, wenn er nicht uͤberlegt haͤtte, daß ſein Wohlthaͤter, der Armen- ſchulmeiſter, ſie ſo gut, als er, verwalten koͤnnte, und daß demſelben, nach der unverſchuldet erlittenen Be- ſchimpfung ſeiner Familie, die Entfernung von ſeinen bisherigen Bekannten zur Beruhigung gereichen wuͤrde. Er empfohl alſo denſelben, und er ward an- genommen. Jndeſſen verließ Sebaldus dennoch Berlin ge- gen den Fruͤhling. Er hatte ſeit geraumer Zeit keine Nachricht von ſeiner Tochter, welches ganz natuͤrlich zugieng, denn die Frau von Hohenauf hatte fuͤr gut gefunden, den Brief, welchen Mariane, vor ihrer Abreiſe zur Graͤfinn ***, unter Einſchluß des Hie- ronymus, an ihren Vater geſchrieben hatte, zu ver- *) Wenn die Chronologie, welche in unſerer wahren Ge- ſchichte das Hauptwerk iſt, nur auf irgend eine Art, ſollte es auch nur durch eine Hypotheſe ſeyn, ſich vereinigen ließe, ſo wuͤrde im uͤbrigen dieſe ganze Beſchreibung vollkommen auf den verehrungswuͤrdigen menſchen- freundlichen Verfaſſer des Verſuchs eines Schulbuchs fuͤr- Landleute (Berlin 1771. 8.) paſſen, welcher alles das oben erzaͤhlte, und noch mehr gethan hat. J 4

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/141>, abgerufen am 21.11.2024.