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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775.

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Streiten keinen Gefallen hatte, war doch, da seinen
Beichtkindern seine Reinigkeit in der Lehre verdäch-
tig zu werden anfieng, genöthigt, sich in den Nach-
mittagspredigten zu vertheidigen. Die Erbitterung
nahm täglich zu. Das ehrwürdige Ministerium theilte
sich in zwey Parteyen, davon der größte Theil
wider Mackligius war, und man faßte einen Mi-
nisterialschluß, vermittelst dessen sowohl der Archtdia-
kon, als der Jnformator, wegen falscher Lehre, vor
dem Konsistorium verklagt wurden.

Jndessen dieses auf dem Tapete war, starb ein
reicher Brauer, welcher mit der ganzen Schule,
mit Wachslichtern und Schildern, und mit einer Lei-
chenpredigt, begraben ward. Das ganze geistliche
Ministerium gieng mit zur Leiche. Da war der
Probst Ehrn D. Puddewustius, der Pastor
Ehrn Buhkvedderius, der Pastor Ehrn Lic.
Wulkenkragenius, der Archidiakonus Ehrn
Weelsteertius, der Archidiakonus Ehrn Mackligius,
der Diakonus Ehrn Mag. Slabörderius und der
Diakonus Ehrn Pypsnövenius.

Ehrn Wulkenkragenius hielt eine Leichenpredigt
von der Bewahrung der reinen Lehre. Er
rühmte an dem seligverstorbenen, daß er vor den Kal-

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Streiten keinen Gefallen hatte, war doch, da ſeinen
Beichtkindern ſeine Reinigkeit in der Lehre verdaͤch-
tig zu werden anfieng, genoͤthigt, ſich in den Nach-
mittagspredigten zu vertheidigen. Die Erbitterung
nahm taͤglich zu. Das ehrwuͤrdige Miniſterium theilte
ſich in zwey Parteyen, davon der groͤßte Theil
wider Mackligius war, und man faßte einen Mi-
niſterialſchluß, vermittelſt deſſen ſowohl der Archtdia-
kon, als der Jnformator, wegen falſcher Lehre, vor
dem Konſiſtorium verklagt wurden.

Jndeſſen dieſes auf dem Tapete war, ſtarb ein
reicher Brauer, welcher mit der ganzen Schule,
mit Wachslichtern und Schildern, und mit einer Lei-
chenpredigt, begraben ward. Das ganze geiſtliche
Miniſterium gieng mit zur Leiche. Da war der
Probſt Ehrn D. Puddewuſtius, der Paſtor
Ehrn Buhkvedderius, der Paſtor Ehrn Lic.
Wulkenkragenius, der Archidiakonus Ehrn
Weelſteertius, der Archidiakonus Ehrn Mackligius,
der Diakonus Ehrn Mag. Slaboͤrderius und der
Diakonus Ehrn Pypſnoͤvenius.

Ehrn Wulkenkragenius hielt eine Leichenpredigt
von der Bewahrung der reinen Lehre. Er
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[245/0257] Streiten keinen Gefallen hatte, war doch, da ſeinen Beichtkindern ſeine Reinigkeit in der Lehre verdaͤch- tig zu werden anfieng, genoͤthigt, ſich in den Nach- mittagspredigten zu vertheidigen. Die Erbitterung nahm taͤglich zu. Das ehrwuͤrdige Miniſterium theilte ſich in zwey Parteyen, davon der groͤßte Theil wider Mackligius war, und man faßte einen Mi- niſterialſchluß, vermittelſt deſſen ſowohl der Archtdia- kon, als der Jnformator, wegen falſcher Lehre, vor dem Konſiſtorium verklagt wurden. Jndeſſen dieſes auf dem Tapete war, ſtarb ein reicher Brauer, welcher mit der ganzen Schule, mit Wachslichtern und Schildern, und mit einer Lei- chenpredigt, begraben ward. Das ganze geiſtliche Miniſterium gieng mit zur Leiche. Da war der Probſt Ehrn D. Puddewuſtius, der Paſtor Ehrn Buhkvedderius, der Paſtor Ehrn Lic. Wulkenkragenius, der Archidiakonus Ehrn Weelſteertius, der Archidiakonus Ehrn Mackligius, der Diakonus Ehrn Mag. Slaboͤrderius und der Diakonus Ehrn Pypſnoͤvenius. Ehrn Wulkenkragenius hielt eine Leichenpredigt von der Bewahrung der reinen Lehre. Er ruͤhmte an dem ſeligverſtorbenen, daß er vor den Kal- vini- Q 5

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/257>, abgerufen am 27.11.2024.