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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775.

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"den Anschein, als wenn kein Advokat diese Absicht
"hätte; denn zuerst sucht er euch gemeiniglich mit
"eurem Gegner zu vergleichen, oder es wird, wie
"man sich ausdrückt, ein Termin zur Güte ange-
"stellt. Habt ihr aber jemals gehört, daß ein Ter-
"min zur Güte einen erwünschten Erfolg ge-
"habt hätte?
Der Advokat müßte seinen Vortheil
"gar nicht verstehen,
wenn er nicht, statt euch
"mit eurem Gegner zu vergleichen,
in euch eine
"grössere Lust erweckte,
dem Rechte seinen Lauf
"zu lassen.' Ferner, S. 22. ,Der größte Theil
"der Leute von diesem Stande scheint den Ei-
"gennutz zu seinem Gott gemacht zu haben, den
"er allein anbetet, und dem er Ehre, Gewissen,
"Redlichkeit, alles aufopfert,
u. s. w.

Sollte es wohl möglich seyn, daß der sanftmüthige
Sebaldus einen ganzen, dem gemeinen Wesen nöthi-
gen und nützlichen Stand, habe öffentlich, auf eine so
bittere und zugleich so tölpische Weise, verunglimpfen
wollen? Sollte wohl ein verständiger Mann zweifeln
können, daß jemals ein Termin zur Güte den
erwünschten Erfolg gehabt habe?
Dieß siehet
wirklich viel weniger einem unbefangenen Dorfpre-

diger,



”den Anſchein, als wenn kein Advokat dieſe Abſicht
”haͤtte; denn zuerſt ſucht er euch gemeiniglich mit
”eurem Gegner zu vergleichen, oder es wird, wie
”man ſich ausdruͤckt, ein Termin zur Guͤte ange-
”ſtellt. Habt ihr aber jemals gehoͤrt, daß ein Ter-
”min zur Guͤte einen erwuͤnſchten Erfolg ge-
”habt haͤtte?
Der Advokat muͤßte ſeinen Vortheil
”gar nicht verſtehen,
wenn er nicht, ſtatt euch
”mit eurem Gegner zu vergleichen,
in euch eine
”groͤſſere Luſt erweckte,
dem Rechte ſeinen Lauf
”zu laſſen.‛ Ferner, S. 22. ‚Der groͤßte Theil
”der Leute von dieſem Stande ſcheint den Ei-
”gennutz zu ſeinem Gott gemacht zu haben, den
”er allein anbetet, und dem er Ehre, Gewiſſen,
”Redlichkeit, alles aufopfert,
u. ſ. w.

Sollte es wohl moͤglich ſeyn, daß der ſanftmuͤthige
Sebaldus einen ganzen, dem gemeinen Weſen noͤthi-
gen und nuͤtzlichen Stand, habe oͤffentlich, auf eine ſo
bittere und zugleich ſo toͤlpiſche Weiſe, verunglimpfen
wollen? Sollte wohl ein verſtaͤndiger Mann zweifeln
koͤnnen, daß jemals ein Termin zur Guͤte den
erwuͤnſchten Erfolg gehabt habe?
Dieß ſiehet
wirklich viel weniger einem unbefangenen Dorfpre-

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[276/0290] ”den Anſchein, als wenn kein Advokat dieſe Abſicht ”haͤtte; denn zuerſt ſucht er euch gemeiniglich mit ”eurem Gegner zu vergleichen, oder es wird, wie ”man ſich ausdruͤckt, ein Termin zur Guͤte ange- ”ſtellt. Habt ihr aber jemals gehoͤrt, daß ein Ter- ”min zur Guͤte einen erwuͤnſchten Erfolg ge- ”habt haͤtte? Der Advokat muͤßte ſeinen Vortheil ”gar nicht verſtehen, wenn er nicht, ſtatt euch ”mit eurem Gegner zu vergleichen, in euch eine ”groͤſſere Luſt erweckte, dem Rechte ſeinen Lauf ”zu laſſen.‛ Ferner, S. 22. ‚Der groͤßte Theil ”der Leute von dieſem Stande ſcheint den Ei- ”gennutz zu ſeinem Gott gemacht zu haben, den ”er allein anbetet, und dem er Ehre, Gewiſſen, ”Redlichkeit, alles aufopfert, u. ſ. w. Sollte es wohl moͤglich ſeyn, daß der ſanftmuͤthige Sebaldus einen ganzen, dem gemeinen Weſen noͤthi- gen und nuͤtzlichen Stand, habe oͤffentlich, auf eine ſo bittere und zugleich ſo toͤlpiſche Weiſe, verunglimpfen wollen? Sollte wohl ein verſtaͤndiger Mann zweifeln koͤnnen, daß jemals ein Termin zur Guͤte den erwuͤnſchten Erfolg gehabt habe? Dieß ſiehet wirklich viel weniger einem unbefangenen Dorfpre- diger,

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/290>, abgerufen am 24.11.2024.