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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775.

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"dafür, das derjenige, der das Gesetz machte, alle
"möglichen Zeuge in Leinwand Tuch und Rasch ab-
"theilte, und daß keiner daran dachte, daß es auch
"Kottonade in der Welt geben könnte. -- Kurzum,
"hieß es, Euer Gesuch ist wider alle gute Policey,
"laßt ab das neue Zeug zu machen, das wir nicht
"dulden wollen, oder man wird Euch Ernst weisen."

"Jch fuhr aber fort zu arbeiten, und mußte, wenn
"ich leben wollte, und so kamen des andern Tages
"die Altmeister, schlugen meinen Stuhl auseinander,
"und brachten ihn mit allem meinem Werkzeuge aufs
"Rathhaus. -- Jch schrie über Gewalt. Hat man
"Euch nicht genug gewarnt? sagte der Rathsherr fro-
"stig. -- Aber lieber Gott! ich muß ja Hungers
"sterben, wenn ich nicht arbeiten soll. -- Wer sagt
"denn, sprach der Rathsherr mit weiser Miene, daß
"Jhr nicht arbeiten sollt, Jhr sollt nur nicht solches
"Zeug machen, das wir hier bey uns nicht leiden
"wollen; es sind ja sonst Handwerke genug. -- Aber,
"lieber Herr! sagte ich, die werden auch zünftig seyn,
"und werden mich nicht aufnehmen, und denn habe
"ich einmal nichts anders gelernt, als Kottonade
"weben. -- Jch merke wohl, Jhr seyd widerspenstig;
"seht zu, ob man Euch sonst wo dulden will, bey uns
"werden wir Euretwegen die Gesetze nicht ändern: --
"dieß war mein Abschied."

"Jch



”dafuͤr, das derjenige, der das Geſetz machte, alle
”moͤglichen Zeuge in Leinwand Tuch und Raſch ab-
”theilte, und daß keiner daran dachte, daß es auch
”Kottonade in der Welt geben koͤnnte. — Kurzum,
”hieß es, Euer Geſuch iſt wider alle gute Policey,
”laßt ab das neue Zeug zu machen, das wir nicht
”dulden wollen, oder man wird Euch Ernſt weiſen.‟

„Jch fuhr aber fort zu arbeiten, und mußte, wenn
”ich leben wollte, und ſo kamen des andern Tages
”die Altmeiſter, ſchlugen meinen Stuhl auseinander,
”und brachten ihn mit allem meinem Werkzeuge aufs
”Rathhaus. — Jch ſchrie uͤber Gewalt. Hat man
”Euch nicht genug gewarnt? ſagte der Rathsherr fro-
”ſtig. — Aber lieber Gott! ich muß ja Hungers
”ſterben, wenn ich nicht arbeiten ſoll. — Wer ſagt
”denn, ſprach der Rathsherr mit weiſer Miene, daß
”Jhr nicht arbeiten ſollt, Jhr ſollt nur nicht ſolches
”Zeug machen, das wir hier bey uns nicht leiden
”wollen; es ſind ja ſonſt Handwerke genug. — Aber,
”lieber Herr! ſagte ich, die werden auch zuͤnftig ſeyn,
”und werden mich nicht aufnehmen, und denn habe
”ich einmal nichts anders gelernt, als Kottonade
”weben. — Jch merke wohl, Jhr ſeyd widerſpenſtig;
”ſeht zu, ob man Euch ſonſt wo dulden will, bey uns
”werden wir Euretwegen die Geſetze nicht aͤndern: —
”dieß war mein Abſchied.‟

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[66/0072] ”dafuͤr, das derjenige, der das Geſetz machte, alle ”moͤglichen Zeuge in Leinwand Tuch und Raſch ab- ”theilte, und daß keiner daran dachte, daß es auch ”Kottonade in der Welt geben koͤnnte. — Kurzum, ”hieß es, Euer Geſuch iſt wider alle gute Policey, ”laßt ab das neue Zeug zu machen, das wir nicht ”dulden wollen, oder man wird Euch Ernſt weiſen.‟ „Jch fuhr aber fort zu arbeiten, und mußte, wenn ”ich leben wollte, und ſo kamen des andern Tages ”die Altmeiſter, ſchlugen meinen Stuhl auseinander, ”und brachten ihn mit allem meinem Werkzeuge aufs ”Rathhaus. — Jch ſchrie uͤber Gewalt. Hat man ”Euch nicht genug gewarnt? ſagte der Rathsherr fro- ”ſtig. — Aber lieber Gott! ich muß ja Hungers ”ſterben, wenn ich nicht arbeiten ſoll. — Wer ſagt ”denn, ſprach der Rathsherr mit weiſer Miene, daß ”Jhr nicht arbeiten ſollt, Jhr ſollt nur nicht ſolches ”Zeug machen, das wir hier bey uns nicht leiden ”wollen; es ſind ja ſonſt Handwerke genug. — Aber, ”lieber Herr! ſagte ich, die werden auch zuͤnftig ſeyn, ”und werden mich nicht aufnehmen, und denn habe ”ich einmal nichts anders gelernt, als Kottonade ”weben. — Jch merke wohl, Jhr ſeyd widerſpenſtig; ”ſeht zu, ob man Euch ſonſt wo dulden will, bey uns ”werden wir Euretwegen die Geſetze nicht aͤndern: — ”dieß war mein Abſchied.‟ „Jch

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/72>, abgerufen am 21.11.2024.