Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775."schenlich, den Mann zu berauben, der mir gutwil- "lig würde gegeben haben. -- -- Jch bin in Jhren "Händen, machen Sie mit mir was Sie wollen, "aber retten Sie nur meine unglückliche Frau und "Kinder." ,Jch war äußerst gerührt. Jch ließ diesen un- ,Mein Gott! dachte ich, dieser arme Mann lei- Flecke,
”ſchenlich, den Mann zu berauben, der mir gutwil- ”lig wuͤrde gegeben haben. — — Jch bin in Jhren ”Haͤnden, machen Sie mit mir was Sie wollen, ”aber retten Sie nur meine ungluͤckliche Frau und ”Kinder.‟ ‚Jch war aͤußerſt geruͤhrt. Jch ließ dieſen un- ‚Mein Gott! dachte ich, dieſer arme Mann lei- Flecke,
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”ſchenlich, den Mann zu berauben, der mir gutwil-
”lig wuͤrde gegeben haben. — — Jch bin in Jhren
”Haͤnden, machen Sie mit mir was Sie wollen,
”aber retten Sie nur meine ungluͤckliche Frau und
”Kinder.‟
‚Jch war aͤußerſt geruͤhrt. Jch ließ dieſen un-
”gluͤcklichen Leuten, was im Beutel war, und eilte
”fort, um mich ihrem Danke zu entziehen.‛
‚Mein Gott! dachte ich, dieſer arme Mann lei-
”det auch, weil die Vorfahren ein Symbolum fuͤr
”die Weber erdacht, und alle Zeuge, die man weben
”ſoll, auf Tuch, Raſch und Leinwand eingeſchraͤnkt
”haben! Und dieſer uͤbelverſtandnen Formalie wegen
”ſollen ſeine vier armen Kinder Hungers ſterben? Er
”iſt in Verzweiflung gerathen. Natuͤrlich! das
”zahmſte Thier wird wuͤtend, wenn es ſeine Jungen
”darben ſiehet! — Und ich, der ich auch Vater bin,
”ſoll ich mich in Gefahr ſetzen, die Meinigen darben
”zu ſehen, oder ſoll ich — Ja, ich will unterſchrei-
”ben, was man will. Die Erhaltung meiner ſelbſt
”und der Meinigen iſt die erſte Pflicht, der alle an-
”dern, die damit in Kolliſion kommen, weichen muͤſ-
”ſen. Kann ich den Lauf der Welt aͤndern? Die Koͤ-
”nige und die Prieſter haben den Erdkreis unter ſich
”getheilt, ſo das nichts mehr uͤbrig iſt. Auf dem
Flecke,
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