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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776.

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heelte die Verlegenheit nicht, in der er sich befand,
da er von allem Nothwendigen entblößt, die weite
Reise nach Ostindien unternehmen sollte, die in sei-
nem Elende noch seine einzige Hofnung war. Da
der Fischer vernahm, daß Sebaldus lutherisch sey,
schlug er ihm vor, er wolle ihn zu einem lutherischen
Prediger nach Alkmar bringen, der ihm zu ferne-
rem Fortkommen behüflich seyn werde.

Weg! rief Sebaldus, dessen Gemüth durch man-
nigfaltiges Unglück verbittert war, weg mit den
Geistlichen, sie sind an allem meinem Unglücke schuld!
wehe mir! wenn ich mich wieder an sie wenden sollte!

Aber dieser, sagte der Fischer, ist ein frommer
wohlthätiger Mann.

Wohlthätig? rief Sebaldus voll Unwillen, ich
kenne sie! Sind sie nicht kalt und hartherzig, so
thun sie nur denen gutes, die mit ihnen im gleichen
engen Zirkel ihrer Lehrmeinungen herumgehen, außer
demselben, bestreiten sie, verdammen sie, lassen Hun-
gers sterben, so sehr sie vermögen.

Dieser ist aber doch ein recht guter Mann, versetzte
der Fischer. Der vorige Prediger, hat immer mit der
Ehrw. Classis viel Streit gehabt, dieser aber ver
trägt sich mit den Reformirten und mit den Menno-
nisten, so wie mit seinen eignen Glaubensbrüdern.

Er



heelte die Verlegenheit nicht, in der er ſich befand,
da er von allem Nothwendigen entbloͤßt, die weite
Reiſe nach Oſtindien unternehmen ſollte, die in ſei-
nem Elende noch ſeine einzige Hofnung war. Da
der Fiſcher vernahm, daß Sebaldus lutheriſch ſey,
ſchlug er ihm vor, er wolle ihn zu einem lutheriſchen
Prediger nach Alkmar bringen, der ihm zu ferne-
rem Fortkommen behuͤflich ſeyn werde.

Weg! rief Sebaldus, deſſen Gemuͤth durch man-
nigfaltiges Ungluͤck verbittert war, weg mit den
Geiſtlichen, ſie ſind an allem meinem Ungluͤcke ſchuld!
wehe mir! wenn ich mich wieder an ſie wenden ſollte!

Aber dieſer, ſagte der Fiſcher, iſt ein frommer
wohlthaͤtiger Mann.

Wohlthaͤtig? rief Sebaldus voll Unwillen, ich
kenne ſie! Sind ſie nicht kalt und hartherzig, ſo
thun ſie nur denen gutes, die mit ihnen im gleichen
engen Zirkel ihrer Lehrmeinungen herumgehen, außer
demſelben, beſtreiten ſie, verdammen ſie, laſſen Hun-
gers ſterben, ſo ſehr ſie vermoͤgen.

Dieſer iſt aber doch ein recht guter Mann, verſetzte
der Fiſcher. Der vorige Prediger, hat immer mit der
Ehrw. Claſſis viel Streit gehabt, dieſer aber ver
traͤgt ſich mit den Reformirten und mit den Menno-
niſten, ſo wie mit ſeinen eignen Glaubensbruͤdern.

Er
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[6[5]/0012] heelte die Verlegenheit nicht, in der er ſich befand, da er von allem Nothwendigen entbloͤßt, die weite Reiſe nach Oſtindien unternehmen ſollte, die in ſei- nem Elende noch ſeine einzige Hofnung war. Da der Fiſcher vernahm, daß Sebaldus lutheriſch ſey, ſchlug er ihm vor, er wolle ihn zu einem lutheriſchen Prediger nach Alkmar bringen, der ihm zu ferne- rem Fortkommen behuͤflich ſeyn werde. Weg! rief Sebaldus, deſſen Gemuͤth durch man- nigfaltiges Ungluͤck verbittert war, weg mit den Geiſtlichen, ſie ſind an allem meinem Ungluͤcke ſchuld! wehe mir! wenn ich mich wieder an ſie wenden ſollte! Aber dieſer, ſagte der Fiſcher, iſt ein frommer wohlthaͤtiger Mann. Wohlthaͤtig? rief Sebaldus voll Unwillen, ich kenne ſie! Sind ſie nicht kalt und hartherzig, ſo thun ſie nur denen gutes, die mit ihnen im gleichen engen Zirkel ihrer Lehrmeinungen herumgehen, außer demſelben, beſtreiten ſie, verdammen ſie, laſſen Hun- gers ſterben, ſo ſehr ſie vermoͤgen. Dieſer iſt aber doch ein recht guter Mann, verſetzte der Fiſcher. Der vorige Prediger, hat immer mit der Ehrw. Claſſis viel Streit gehabt, dieſer aber ver traͤgt ſich mit den Reformirten und mit den Menno- niſten, ſo wie mit ſeinen eignen Glaubensbruͤdern. Er

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776, S. 6[5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker03_1776/12>, abgerufen am 21.11.2024.