A. Was redst du da? Was für romanhaftes Ge- schwätz? Eine Göttin die in einer Hütte lebt? Ey nun ja, die wird freylich auch wohl kein Geld ha- ben, denn das braucht man weder im Himmel noch im goldnen Zeitalter. -- Aber sage mir nur, ists möglich daß du mir solche Streiche machst? Gleich sag' heraus; wer ist das Mensch?
S. Aber lieber Papa! -- Aber wirklich -- Sie sprechen in Ausdrücken -- von dem edelsten süßesten Mädchen -- Es ist doch auch nicht ein bischen -- Sie machen mich warhaftig ganz verwirrt.
V. So! der Herr Sohn meint, ich brauchte nicht Respekt genug! Gar fein! Wer ist denn also deine Göttinn? Wem gehört sie an?
S. Bester liebster Vater! Es ist die schönste Seele in dem schönsten Körver, sanft, gut, gefällig --
V. Bester liebster Herr Sohn, wem sie angehört, wer ihre Eltern sind, möchte ich wissen.
S. Sie ist die Tochter eines würdigen Mannes, eines redlichen Predigers, eines unglücklichen Man- nes, der von den Feinden vertrieben worden. Sie hat unschuldig viele Verfolgungen ausstehen müs- sen, die Vorsicht hat sie mir nach langer Abwesen- heit wieder zugeführt. Jch habe sie nun, ich liebe
sie
A. Was redſt du da? Was fuͤr romanhaftes Ge- ſchwaͤtz? Eine Goͤttin die in einer Huͤtte lebt? Ey nun ja, die wird freylich auch wohl kein Geld ha- ben, denn das braucht man weder im Himmel noch im goldnen Zeitalter. — Aber ſage mir nur, iſts moͤglich daß du mir ſolche Streiche machſt? Gleich ſag’ heraus; wer iſt das Menſch?
S. Aber lieber Papa! — Aber wirklich — Sie ſprechen in Ausdruͤcken — von dem edelſten ſuͤßeſten Maͤdchen — Es iſt doch auch nicht ein bischen — Sie machen mich warhaftig ganz verwirrt.
V. So! der Herr Sohn meint, ich brauchte nicht Reſpekt genug! Gar fein! Wer iſt denn alſo deine Goͤttinn? Wem gehoͤrt ſie an?
S. Beſter liebſter Vater! Es iſt die ſchoͤnſte Seele in dem ſchoͤnſten Koͤrver, ſanft, gut, gefaͤllig —
V. Beſter liebſter Herr Sohn, wem ſie angehoͤrt, wer ihre Eltern ſind, moͤchte ich wiſſen.
S. Sie iſt die Tochter eines wuͤrdigen Mannes, eines redlichen Predigers, eines ungluͤcklichen Man- nes, der von den Feinden vertrieben worden. Sie hat unſchuldig viele Verfolgungen ausſtehen muͤſ- ſen, die Vorſicht hat ſie mir nach langer Abweſen- heit wieder zugefuͤhrt. Jch habe ſie nun, ich liebe
ſie
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A. Was redſt du da? Was fuͤr romanhaftes Ge-
ſchwaͤtz? Eine Goͤttin die in einer Huͤtte lebt? Ey
nun ja, die wird freylich auch wohl kein Geld ha-
ben, denn das braucht man weder im Himmel noch
im goldnen Zeitalter. — Aber ſage mir nur, iſts
moͤglich daß du mir ſolche Streiche machſt? Gleich
ſag’ heraus; wer iſt das Menſch?
S. Aber lieber Papa! — Aber wirklich — Sie
ſprechen in Ausdruͤcken — von dem edelſten ſuͤßeſten
Maͤdchen — Es iſt doch auch nicht ein bischen —
Sie machen mich warhaftig ganz verwirrt.
V. So! der Herr Sohn meint, ich brauchte nicht
Reſpekt genug! Gar fein! Wer iſt denn alſo deine
Goͤttinn? Wem gehoͤrt ſie an?
S. Beſter liebſter Vater! Es iſt die ſchoͤnſte Seele
in dem ſchoͤnſten Koͤrver, ſanft, gut, gefaͤllig —
V. Beſter liebſter Herr Sohn, wem ſie angehoͤrt,
wer ihre Eltern ſind, moͤchte ich wiſſen.
S. Sie iſt die Tochter eines wuͤrdigen Mannes,
eines redlichen Predigers, eines ungluͤcklichen Man-
nes, der von den Feinden vertrieben worden. Sie
hat unſchuldig viele Verfolgungen ausſtehen muͤſ-
ſen, die Vorſicht hat ſie mir nach langer Abweſen-
heit wieder zugefuͤhrt. Jch habe ſie nun, ich liebe
ſie
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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776, S. 132[131]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker03_1776/144>, abgerufen am 16.02.2025.
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