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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776.

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Achtung gegen das, was sie für Fratzen halten,
seinen andern guten Eigenschaften und guten Mei-
nungen schaden werde. Der Mann, der nun
einmal seine Menschenliebe und seine Toleranz
durch die bildliche Vorstellung des neuen Jerusa-
lems bestätigt, zumal, wenn er ein scharfsinni-
ger Kopf ist, wird seine Theorie von Eingebung
und Prophezeyung auch schon so zu modeln wis-
sen, daß seinen menschenfreundlichen Gesinnungen
dadurch kein Eintrag geschehe. Und warum sollte
dieß, an sich, schwerer seyn, als solche Theorien
so zu formen, daß sie zu herrschsüchtigen und ver-
dammenden Absichten gemißbraucht werden können?

Wirklich beschäftigt sich Sebaldus, seit einiger
Zeit, mehr als jemals mit der Apokalypse, und
hat seinen Kommentar darüber beynahe völlig ge-
endigt. Er hat auch schon seinem Freunde Hie-
ronymus
den Verlag desselben angetragen, wel-

chen



Achtung gegen das, was ſie fuͤr Fratzen halten,
ſeinen andern guten Eigenſchaften und guten Mei-
nungen ſchaden werde. Der Mann, der nun
einmal ſeine Menſchenliebe und ſeine Toleranz
durch die bildliche Vorſtellung des neuen Jeruſa-
lems beſtaͤtigt, zumal, wenn er ein ſcharfſinni-
ger Kopf iſt, wird ſeine Theorie von Eingebung
und Prophezeyung auch ſchon ſo zu modeln wiſ-
ſen, daß ſeinen menſchenfreundlichen Geſinnungen
dadurch kein Eintrag geſchehe. Und warum ſollte
dieß, an ſich, ſchwerer ſeyn, als ſolche Theorien
ſo zu formen, daß ſie zu herrſchſuͤchtigen und ver-
dammenden Abſichten gemißbraucht werden koͤnnen?

Wirklich beſchaͤftigt ſich Sebaldus, ſeit einiger
Zeit, mehr als jemals mit der Apokalypſe, und
hat ſeinen Kommentar daruͤber beynahe voͤllig ge-
endigt. Er hat auch ſchon ſeinem Freunde Hie-
ronymus
den Verlag deſſelben angetragen, wel-

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[172[171]/0186] Achtung gegen das, was ſie fuͤr Fratzen halten, ſeinen andern guten Eigenſchaften und guten Mei- nungen ſchaden werde. Der Mann, der nun einmal ſeine Menſchenliebe und ſeine Toleranz durch die bildliche Vorſtellung des neuen Jeruſa- lems beſtaͤtigt, zumal, wenn er ein ſcharfſinni- ger Kopf iſt, wird ſeine Theorie von Eingebung und Prophezeyung auch ſchon ſo zu modeln wiſ- ſen, daß ſeinen menſchenfreundlichen Geſinnungen dadurch kein Eintrag geſchehe. Und warum ſollte dieß, an ſich, ſchwerer ſeyn, als ſolche Theorien ſo zu formen, daß ſie zu herrſchſuͤchtigen und ver- dammenden Abſichten gemißbraucht werden koͤnnen? Wirklich beſchaͤftigt ſich Sebaldus, ſeit einiger Zeit, mehr als jemals mit der Apokalypſe, und hat ſeinen Kommentar daruͤber beynahe voͤllig ge- endigt. Er hat auch ſchon ſeinem Freunde Hie- ronymus den Verlag deſſelben angetragen, wel- chen

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776, S. 172[171]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker03_1776/186>, abgerufen am 21.11.2024.