Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776.sahe ihn mit den nothwendigsten Erfordernissen. Sie hatten den freundschaftlichsten Umgang. Freylich konnte es nicht fehlen, daß nicht beide, sehr bald, über Erbsünde, Wiedergeburt und Genugthuung zu disputiren anfiengen, aber dieses machte in den menschenfreundlichen Gesinnungen des Predigers keine Aenderung, selbst alsdenn noch nicht, da Se- baldus zuweilen Argumente vorbrachte, bey denen der gute Prediger einige Minuten still schweigen, und sich erst auf Gegenargumente besinnen mußte. Auf diese Art giengen einige Wochen vorbey, bis Zwey- Dritter Theil. B
ſahe ihn mit den nothwendigſten Erforderniſſen. Sie hatten den freundſchaftlichſten Umgang. Freylich konnte es nicht fehlen, daß nicht beide, ſehr bald, uͤber Erbſuͤnde, Wiedergeburt und Genugthuung zu diſputiren anfiengen, aber dieſes machte in den menſchenfreundlichen Geſinnungen des Predigers keine Aenderung, ſelbſt alsdenn noch nicht, da Se- baldus zuweilen Argumente vorbrachte, bey denen der gute Prediger einige Minuten ſtill ſchweigen, und ſich erſt auf Gegenargumente beſinnen mußte. Auf dieſe Art giengen einige Wochen vorbey, bis Zwey- Dritter Theil. B
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ſahe ihn mit den nothwendigſten Erforderniſſen. Sie
hatten den freundſchaftlichſten Umgang. Freylich
konnte es nicht fehlen, daß nicht beide, ſehr bald,
uͤber Erbſuͤnde, Wiedergeburt und Genugthuung
zu diſputiren anfiengen, aber dieſes machte in den
menſchenfreundlichen Geſinnungen des Predigers
keine Aenderung, ſelbſt alsdenn noch nicht, da Se-
baldus zuweilen Argumente vorbrachte, bey denen
der gute Prediger einige Minuten ſtill ſchweigen,
und ſich erſt auf Gegenargumente beſinnen mußte.
Auf dieſe Art giengen einige Wochen vorbey, bis
ein Kaufmann aus Rotterdam, der eine Parthey
Guͤter auf dem geſtrandeten Schiffe gehabt hatte,
deshalb nach Egmont reiſete, und ſich bey dieſer Ge-
legenheit einige Tage in Alkmar aufhielt, wo er den
lutheriſchen Prediger, ſeinen alten Bekannten, be-
ſuchte. Er ſahe daſelbſt den Sebaldus, und nach
einiger naͤhern Erkundigung, trug er demſelben die
Erziehung ſeines zweyten Sohnes unter vortheil-
haften Bedingungen an. Sebaldus beurlaubte ſich
alſo bey ſeinem Wohlthaͤter, und reiſete mit dem
Kaufmanne nach Rotterdam.
Zwey-
Dritter Theil. B
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