Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776.von der Unnützlichkeit der heidnischen Weisheit, und sprach zugleich das Urtheil der ewigen Verdamm- niß über Sokrates und Antonin aus. Sebaldus wolte ihre Tugend und folglich ihre Seligkeit ver- theidigen, aber dadurch machte er die Sache noch ärger, und ward selbst verdammt. Domine Dwang- huysen neigte sich darauf freundlichst gegen Domine Ter Breidelen, und zeigte in einer wohlgesetzten Rede, daß, so herzlich er sonst seine lutherischen Brüder liebe, so könne er doch eine so gefährliche Lehre, wie Sebaldus hege, auf keine Weise ent- schuldigen. Ter Breidelen rief: Sebaldus sey kein Lutheraner, sondern ein Synergist und Pe- lagianer, der die ächte lutherische Lehre, von der gänzlichen Verderbniß der menschlichen Natur ver- schmähe. Dwanghuysen erwiederte; fast sollte man denselben, der Holland so schädlichen Sekte der Ar- minianer beygethan halten, weil er zu behaupten schiene, die bekehrende Gnade, sey lenis suasio oder eine sanfte Ueberredung, welche Lehre in den Ka- nonen des Dordrechtschen Synods, Kap. IV, 7. verdammet worden. Ter Breidelen rümpfte ein wenig die Nase, bey Erwähnung des Dordrecht- schen Synods. Sebaldus erschrocken, daß er bey Behauptung der unschuldigsten Wahrheiten ver- dammt
von der Unnuͤtzlichkeit der heidniſchen Weisheit, und ſprach zugleich das Urtheil der ewigen Verdamm- niß uͤber Sokrates und Antonin aus. Sebaldus wolte ihre Tugend und folglich ihre Seligkeit ver- theidigen, aber dadurch machte er die Sache noch aͤrger, und ward ſelbſt verdammt. Domine Dwang- huyſen neigte ſich darauf freundlichſt gegen Domine Ter Breidelen, und zeigte in einer wohlgeſetzten Rede, daß, ſo herzlich er ſonſt ſeine lutheriſchen Bruͤder liebe, ſo koͤnne er doch eine ſo gefaͤhrliche Lehre, wie Sebaldus hege, auf keine Weiſe ent- ſchuldigen. Ter Breidelen rief: Sebaldus ſey kein Lutheraner, ſondern ein Synergiſt und Pe- lagianer, der die aͤchte lutheriſche Lehre, von der gaͤnzlichen Verderbniß der menſchlichen Natur ver- ſchmaͤhe. Dwanghuyſen erwiederte; faſt ſollte man denſelben, der Holland ſo ſchaͤdlichen Sekte der Ar- minianer beygethan halten, weil er zu behaupten ſchiene, die bekehrende Gnade, ſey lenis ſuaſio oder eine ſanfte Ueberredung, welche Lehre in den Ka- nonen des Dordrechtſchen Synods, Kap. IV, 7. verdammet worden. Ter Breidelen ruͤmpfte ein wenig die Naſe, bey Erwaͤhnung des Dordrecht- ſchen Synods. Sebaldus erſchrocken, daß er bey Behauptung der unſchuldigſten Wahrheiten ver- dammt
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von der Unnuͤtzlichkeit der heidniſchen Weisheit, und
ſprach zugleich das Urtheil der ewigen Verdamm-
niß uͤber Sokrates und Antonin aus. Sebaldus
wolte ihre Tugend und folglich ihre Seligkeit ver-
theidigen, aber dadurch machte er die Sache noch
aͤrger, und ward ſelbſt verdammt. Domine Dwang-
huyſen neigte ſich darauf freundlichſt gegen Domine
Ter Breidelen, und zeigte in einer wohlgeſetzten
Rede, daß, ſo herzlich er ſonſt ſeine lutheriſchen
Bruͤder liebe, ſo koͤnne er doch eine ſo gefaͤhrliche
Lehre, wie Sebaldus hege, auf keine Weiſe ent-
ſchuldigen. Ter Breidelen rief: Sebaldus ſey
kein Lutheraner, ſondern ein Synergiſt und Pe-
lagianer, der die aͤchte lutheriſche Lehre, von der
gaͤnzlichen Verderbniß der menſchlichen Natur ver-
ſchmaͤhe. Dwanghuyſen erwiederte; faſt ſollte man
denſelben, der Holland ſo ſchaͤdlichen Sekte der Ar-
minianer beygethan halten, weil er zu behaupten
ſchiene, die bekehrende Gnade, ſey lenis ſuaſio oder
eine ſanfte Ueberredung, welche Lehre in den Ka-
nonen des Dordrechtſchen Synods, Kap. IV, 7.
verdammet worden. Ter Breidelen ruͤmpfte ein
wenig die Naſe, bey Erwaͤhnung des Dordrecht-
ſchen Synods. Sebaldus erſchrocken, daß er bey
Behauptung der unſchuldigſten Wahrheiten ver-
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