Hülfe. Die Volsker wurden zur nämlichen Zeit von einer Pest heimgesucht, die, des Hungers stete Gefährtin, die Vermuthung erregt daß der Mangel die benachbarten Län- der nicht weniger als Rom drückte, und die Folge ver- derblicher Witterung, mehr als der versäumten Feldbe- stellung war. Als endlich die Erndte des folgenden Jah- res eingebracht, und die Sicilischen Kornschiffe angekom- men waren, stand es in der Willkühr des Senats durch wohlfeilen Verkauf ihrer Ladungen der Noth und dem Kornwucher ein Ende zu machen. Unrecht war es un- streitig wenn der Staat Gewinn auf einer Waare suchte die für den Ertrag einer wenigstens im allergröß- ten Verhältniß vom Volk aufgebrachten Steuer einge- kauft war: noch unbilliger wenn der dem Armen abge- preßte hohe Preis dazu diente ihn allgemein zu erhal- ten. Ein mehreres mochte die Majorität der Patricier nicht bezwecken: ein Senator, C. Marcius Coriolanus empfahl die Umstände zur Unterjochung des Volks zu benutzen, und ihm wohlfeiles Brod als den Preis für
den griechischen Herrschern und Republiken gar nicht fremd: ihre Geschichte ist reich an Beyspielen edelmüthiger Hülfe, welche ohne alle Politik und allen Eigennutz dieselben Staa- ten gewährten die in andern Fällen der Herrschsucht ge- horchten. Nur müßte man hier doch annehmen daß die Römer mit den Sicilischen Griechen durch Handelsverträge verbunden waren, damit sie ihre Märkte besuchen konnten: sie waren es mit dem punischen Theil der Insel, welcher ihnen entgegenlag, und so ist es freylich wohl wahrschein- licher daß diese Hülfe, als Geschenk oder erhandelt, dorther kam als aus den entfernteren und vielleicht unfreundliche- ren griechischen Staaten.
Huͤlfe. Die Volsker wurden zur naͤmlichen Zeit von einer Peſt heimgeſucht, die, des Hungers ſtete Gefaͤhrtin, die Vermuthung erregt daß der Mangel die benachbarten Laͤn- der nicht weniger als Rom druͤckte, und die Folge ver- derblicher Witterung, mehr als der verſaͤumten Feldbe- ſtellung war. Als endlich die Erndte des folgenden Jah- res eingebracht, und die Siciliſchen Kornſchiffe angekom- men waren, ſtand es in der Willkuͤhr des Senats durch wohlfeilen Verkauf ihrer Ladungen der Noth und dem Kornwucher ein Ende zu machen. Unrecht war es un- ſtreitig wenn der Staat Gewinn auf einer Waare ſuchte die fuͤr den Ertrag einer wenigſtens im allergroͤß- ten Verhaͤltniß vom Volk aufgebrachten Steuer einge- kauft war: noch unbilliger wenn der dem Armen abge- preßte hohe Preis dazu diente ihn allgemein zu erhal- ten. Ein mehreres mochte die Majoritaͤt der Patricier nicht bezwecken: ein Senator, C. Marcius Coriolanus empfahl die Umſtaͤnde zur Unterjochung des Volks zu benutzen, und ihm wohlfeiles Brod als den Preis fuͤr
den griechiſchen Herrſchern und Republiken gar nicht fremd: ihre Geſchichte iſt reich an Beyſpielen edelmuͤthiger Huͤlfe, welche ohne alle Politik und allen Eigennutz dieſelben Staa- ten gewaͤhrten die in andern Faͤllen der Herrſchſucht ge- horchten. Nur muͤßte man hier doch annehmen daß die Roͤmer mit den Siciliſchen Griechen durch Handelsvertraͤge verbunden waren, damit ſie ihre Maͤrkte beſuchen konnten: ſie waren es mit dem puniſchen Theil der Inſel, welcher ihnen entgegenlag, und ſo iſt es freylich wohl wahrſchein- licher daß dieſe Huͤlfe, als Geſchenk oder erhandelt, dorther kam als aus den entfernteren und vielleicht unfreundliche- ren griechiſchen Staaten.
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Huͤlfe. Die Volsker wurden zur naͤmlichen Zeit von einer
Peſt heimgeſucht, die, des Hungers ſtete Gefaͤhrtin, die
Vermuthung erregt daß der Mangel die benachbarten Laͤn-
der nicht weniger als Rom druͤckte, und die Folge ver-
derblicher Witterung, mehr als der verſaͤumten Feldbe-
ſtellung war. Als endlich die Erndte des folgenden Jah-
res eingebracht, und die Siciliſchen Kornſchiffe angekom-
men waren, ſtand es in der Willkuͤhr des Senats durch
wohlfeilen Verkauf ihrer Ladungen der Noth und dem
Kornwucher ein Ende zu machen. Unrecht war es un-
ſtreitig wenn der Staat Gewinn auf einer Waare
ſuchte die fuͤr den Ertrag einer wenigſtens im allergroͤß-
ten Verhaͤltniß vom Volk aufgebrachten Steuer einge-
kauft war: noch unbilliger wenn der dem Armen abge-
preßte hohe Preis dazu diente ihn allgemein zu erhal-
ten. Ein mehreres mochte die Majoritaͤt der Patricier
nicht bezwecken: ein Senator, C. Marcius Coriolanus
empfahl die Umſtaͤnde zur Unterjochung des Volks zu
benutzen, und ihm wohlfeiles Brod als den Preis fuͤr
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84) den griechiſchen Herrſchern und Republiken gar nicht fremd:
ihre Geſchichte iſt reich an Beyſpielen edelmuͤthiger Huͤlfe,
welche ohne alle Politik und allen Eigennutz dieſelben Staa-
ten gewaͤhrten die in andern Faͤllen der Herrſchſucht ge-
horchten. Nur muͤßte man hier doch annehmen daß die
Roͤmer mit den Siciliſchen Griechen durch Handelsvertraͤge
verbunden waren, damit ſie ihre Maͤrkte beſuchen konnten:
ſie waren es mit dem puniſchen Theil der Inſel, welcher
ihnen entgegenlag, und ſo iſt es freylich wohl wahrſchein-
licher daß dieſe Huͤlfe, als Geſchenk oder erhandelt, dorther
kam als aus den entfernteren und vielleicht unfreundliche-
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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/450>, abgerufen am 18.06.2024.
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