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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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andre Benennung gebräuchlich, von dem Volk, aus dem
das Geschlecht, oder vielleicht, von der weiblichen Seite,
die einzelne Familie abstammte 90). Nun ist es doch
wohl höchst unwahrscheinlich daß während drey Jahrhun-
derten C. Marcius allein diese Auszeichnung genossen ha-
ben sollte; und nichts hindert anzunehmen daß seine Fa-
milie gleich andern von ihrem Wohnsitz in einer latinischen
Stadt benannt worden, und diese erst in dem großen
volskischen Kriege für Rom und Latium verlohren sey.
Denn in dem Verzeichniß der dreyßig latinischen Städte
bey Dionysius, welches sich gewiß auf sehr alte Zeiten be-
zieht, da es so viele später völlig zerstörte und verschwun-
dene nennt, und entweder aus dem Bunde des Servius
Tullius, oder dem des Consuls Cassius entnommen zu
seyn scheint, Urkunden welche beyde noch in seinen Tagen
erhalten waren, findet sich auch Corioli 91).

Ein ausdrückliches Zeugniß des Fabius macht die
herrschende Erzählung von Coriolanus Tode noch verdäch-
tiger, und begründet den Verdacht daß seine Geschichte
erst nach der Zeit jenes Annalisten in ihrer jetzigen Gestalt
ausgebildet sey. Ohne Livius aber, weder durch Diony-

sius
Claudischen Geschlecht, wahrscheinlich. Bey Nahmen die
von Städten angenommen wurden mochte auch Patronat
Veranlassung geben.
90) So Claudius Sabinus, Cominius Auruncus, Cloelius
Siculus, Sicinius Sabinus, Aquillius Tuscus.
91) In der Vaticanischen Handschrift, V. c. 61.: denn im
gewöhnlichen Text fehlt dieser mit vielen andern Nahmen
welche sie herstellt.

andre Benennung gebraͤuchlich, von dem Volk, aus dem
das Geſchlecht, oder vielleicht, von der weiblichen Seite,
die einzelne Familie abſtammte 90). Nun iſt es doch
wohl hoͤchſt unwahrſcheinlich daß waͤhrend drey Jahrhun-
derten C. Marcius allein dieſe Auszeichnung genoſſen ha-
ben ſollte; und nichts hindert anzunehmen daß ſeine Fa-
milie gleich andern von ihrem Wohnſitz in einer latiniſchen
Stadt benannt worden, und dieſe erſt in dem großen
volskiſchen Kriege fuͤr Rom und Latium verlohren ſey.
Denn in dem Verzeichniß der dreyßig latiniſchen Staͤdte
bey Dionyſius, welches ſich gewiß auf ſehr alte Zeiten be-
zieht, da es ſo viele ſpaͤter voͤllig zerſtoͤrte und verſchwun-
dene nennt, und entweder aus dem Bunde des Servius
Tullius, oder dem des Conſuls Caſſius entnommen zu
ſeyn ſcheint, Urkunden welche beyde noch in ſeinen Tagen
erhalten waren, findet ſich auch Corioli 91).

Ein ausdruͤckliches Zeugniß des Fabius macht die
herrſchende Erzaͤhlung von Coriolanus Tode noch verdaͤch-
tiger, und begruͤndet den Verdacht daß ſeine Geſchichte
erſt nach der Zeit jenes Annaliſten in ihrer jetzigen Geſtalt
ausgebildet ſey. Ohne Livius aber, weder durch Diony-

ſius
Claudiſchen Geſchlecht, wahrſcheinlich. Bey Nahmen die
von Staͤdten angenommen wurden mochte auch Patronat
Veranlaſſung geben.
90) So Claudius Sabinus, Cominius Auruncus, Cloelius
Siculus, Sicinius Sabinus, Aquillius Tuſcus.
91) In der Vaticaniſchen Handſchrift, V. c. 61.: denn im
gewoͤhnlichen Text fehlt dieſer mit vielen andern Nahmen
welche ſie herſtellt.
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[432/0454] andre Benennung gebraͤuchlich, von dem Volk, aus dem das Geſchlecht, oder vielleicht, von der weiblichen Seite, die einzelne Familie abſtammte 90). Nun iſt es doch wohl hoͤchſt unwahrſcheinlich daß waͤhrend drey Jahrhun- derten C. Marcius allein dieſe Auszeichnung genoſſen ha- ben ſollte; und nichts hindert anzunehmen daß ſeine Fa- milie gleich andern von ihrem Wohnſitz in einer latiniſchen Stadt benannt worden, und dieſe erſt in dem großen volskiſchen Kriege fuͤr Rom und Latium verlohren ſey. Denn in dem Verzeichniß der dreyßig latiniſchen Staͤdte bey Dionyſius, welches ſich gewiß auf ſehr alte Zeiten be- zieht, da es ſo viele ſpaͤter voͤllig zerſtoͤrte und verſchwun- dene nennt, und entweder aus dem Bunde des Servius Tullius, oder dem des Conſuls Caſſius entnommen zu ſeyn ſcheint, Urkunden welche beyde noch in ſeinen Tagen erhalten waren, findet ſich auch Corioli 91). Ein ausdruͤckliches Zeugniß des Fabius macht die herrſchende Erzaͤhlung von Coriolanus Tode noch verdaͤch- tiger, und begruͤndet den Verdacht daß ſeine Geſchichte erſt nach der Zeit jenes Annaliſten in ihrer jetzigen Geſtalt ausgebildet ſey. Ohne Livius aber, weder durch Diony- ſius 89) 90) So Claudius Sabinus, Cominius Auruncus, Cloelius Siculus, Sicinius Sabinus, Aquillius Tuſcus. 91) In der Vaticaniſchen Handſchrift, V. c. 61.: denn im gewoͤhnlichen Text fehlt dieſer mit vielen andern Nahmen welche ſie herſtellt. 89) Claudiſchen Geſchlecht, wahrſcheinlich. Bey Nahmen die von Staͤdten angenommen wurden mochte auch Patronat Veranlaſſung geben.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/454>, abgerufen am 21.11.2024.