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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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len Eintritts in das Haus des Attius Tullus 94) scheint,
wie die jüngern Römer eine Vergleichung zwischen ihm
und Themistokles zogen, nach der Zuflucht dieses großen
Atheniensers in die Wohnung seines alten Feindes, des
Molossers Admetus ersonnen zu seyn. Von hier an wird
seine Geschichte ganz dichterisch, und das Unglaubliche
häuft sich auf jedem Schritt; ich wiederhohle es daß mir
in solchen Fällen eine sehr kurze Erinnerung an eine jedem
Gebildeten bekannte Geschichte, und Verweisung auf Li-
vius Erzählung das angemessenste scheint.

Es scheint höchst befremdlich, nach den Erzählungen
von Volskerkriegen während der unmittelbar vorhergehen-
den Jahre 95), ohne daß eines Friedens gedacht würde,
wie die Volsker zu festlichen Spielen nach Rom ziehen
konnten. Ob jene Erzählungen, wie es allerdings von
dem Kriege vor Corioli wahrscheinlich ist, erdichtet sind,
oder ob es die von der List ist wodurch der volskische Prä-
tor seine Nation in einen römischen Krieg hineinstürzte,
dies zu erörtern wäre fruchtlose Mühe, da es gänzlich an
festen Punkten für die Kritik fehlt. Um aber der letzten

94) Wahrscheinlich, nach Sigonius Vermuthung, eigentlich
Tullus Attius, so daß Tullus auch hier wie bey dem rö-
mischen Könige der Vornahme war. Ohne Zweifel war
er, wie es auch die Sage darstellt nur Prätor von An-
tium: die Späteren machen ihn zu einem Könige der Vols-
ker, und leiten Ciceros Geschlecht von ihm ab.
95) In der alten Sage folgte der große Volskerkrieg wahr-
scheinlich unmittelbar auf Coriolanus Verurtheilung, und
daher wohl verbindet Livius sie, zwey Consulpaare, der
Jahre 264 und 265, auslassend.
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len Eintritts in das Haus des Attius Tullus 94) ſcheint,
wie die juͤngern Roͤmer eine Vergleichung zwiſchen ihm
und Themiſtokles zogen, nach der Zuflucht dieſes großen
Athenienſers in die Wohnung ſeines alten Feindes, des
Moloſſers Admetus erſonnen zu ſeyn. Von hier an wird
ſeine Geſchichte ganz dichteriſch, und das Unglaubliche
haͤuft ſich auf jedem Schritt; ich wiederhohle es daß mir
in ſolchen Faͤllen eine ſehr kurze Erinnerung an eine jedem
Gebildeten bekannte Geſchichte, und Verweiſung auf Li-
vius Erzaͤhlung das angemeſſenſte ſcheint.

Es ſcheint hoͤchſt befremdlich, nach den Erzaͤhlungen
von Volskerkriegen waͤhrend der unmittelbar vorhergehen-
den Jahre 95), ohne daß eines Friedens gedacht wuͤrde,
wie die Volsker zu feſtlichen Spielen nach Rom ziehen
konnten. Ob jene Erzaͤhlungen, wie es allerdings von
dem Kriege vor Corioli wahrſcheinlich iſt, erdichtet ſind,
oder ob es die von der Liſt iſt wodurch der volskiſche Praͤ-
tor ſeine Nation in einen roͤmiſchen Krieg hineinſtuͤrzte,
dies zu eroͤrtern waͤre fruchtloſe Muͤhe, da es gaͤnzlich an
feſten Punkten fuͤr die Kritik fehlt. Um aber der letzten

94) Wahrſcheinlich, nach Sigonius Vermuthung, eigentlich
Tullus Attius, ſo daß Tullus auch hier wie bey dem roͤ-
miſchen Koͤnige der Vornahme war. Ohne Zweifel war
er, wie es auch die Sage darſtellt nur Praͤtor von An-
tium: die Spaͤteren machen ihn zu einem Koͤnige der Vols-
ker, und leiten Ciceros Geſchlecht von ihm ab.
95) In der alten Sage folgte der große Volskerkrieg wahr-
ſcheinlich unmittelbar auf Coriolanus Verurtheilung, und
daher wohl verbindet Livius ſie, zwey Conſulpaare, der
Jahre 264 und 265, auslaſſend.
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[435/0457] len Eintritts in das Haus des Attius Tullus 94) ſcheint, wie die juͤngern Roͤmer eine Vergleichung zwiſchen ihm und Themiſtokles zogen, nach der Zuflucht dieſes großen Athenienſers in die Wohnung ſeines alten Feindes, des Moloſſers Admetus erſonnen zu ſeyn. Von hier an wird ſeine Geſchichte ganz dichteriſch, und das Unglaubliche haͤuft ſich auf jedem Schritt; ich wiederhohle es daß mir in ſolchen Faͤllen eine ſehr kurze Erinnerung an eine jedem Gebildeten bekannte Geſchichte, und Verweiſung auf Li- vius Erzaͤhlung das angemeſſenſte ſcheint. Es ſcheint hoͤchſt befremdlich, nach den Erzaͤhlungen von Volskerkriegen waͤhrend der unmittelbar vorhergehen- den Jahre 95), ohne daß eines Friedens gedacht wuͤrde, wie die Volsker zu feſtlichen Spielen nach Rom ziehen konnten. Ob jene Erzaͤhlungen, wie es allerdings von dem Kriege vor Corioli wahrſcheinlich iſt, erdichtet ſind, oder ob es die von der Liſt iſt wodurch der volskiſche Praͤ- tor ſeine Nation in einen roͤmiſchen Krieg hineinſtuͤrzte, dies zu eroͤrtern waͤre fruchtloſe Muͤhe, da es gaͤnzlich an feſten Punkten fuͤr die Kritik fehlt. Um aber der letzten 94) Wahrſcheinlich, nach Sigonius Vermuthung, eigentlich Tullus Attius, ſo daß Tullus auch hier wie bey dem roͤ- miſchen Koͤnige der Vornahme war. Ohne Zweifel war er, wie es auch die Sage darſtellt nur Praͤtor von An- tium: die Spaͤteren machen ihn zu einem Koͤnige der Vols- ker, und leiten Ciceros Geſchlecht von ihm ab. 95) In der alten Sage folgte der große Volskerkrieg wahr- ſcheinlich unmittelbar auf Coriolanus Verurtheilung, und daher wohl verbindet Livius ſie, zwey Conſulpaare, der Jahre 264 und 265, auslaſſend. E e 2

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/457>, abgerufen am 21.11.2024.