Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.tyrrhenische Nahme blieb ihren Nachkommen, welche von welches ich bedauern würde erst da diese Blätter zum Druck gegeben werden befragt zu haben, wenn nicht selbst gesam- melte Stellen nothwendig fruchtbarer für den Schriftsteller wären, als die welche fremder Fleiß zusammenbrachte. Cha- rakteristisch für die Verwirrung der Sagenart ist die Stelle aus Polyänus, wo die aus Lemnus von den Tyrrhenern ver- triebenen Minyer mit ihnen verwechselt werden. 36) In dem schon erwähnten wandelbaren Sinn der Sage er- zählte Antiklides bey Strabo V. c. 2. §. 4.: sie hätten zuerst Lemnus und Imbrus bewohnt, von dort wäre ein Theil mit dem Lydier Tyrrhenus nach Italien gezogen. Andre ließen sie gar aus Lydien nach Thessalien, von dort nach Italien zie- hen. Plutarch, Romul. p. 18. b. 37) Herodot I. c. 57. VI. c. 136. 38) Thukydides IV. c. 109. 39) Herodots Stelle (I. c. 57.) über die Pelasger zu Kreston,
über den Tyrrhenern, hat viele Gelehrte beschäftigt, und die Erklärung welche es für eine thrakische Stadt nimmt gefällt mit täuschendem Schein, weil auf dem Athos füdlich (doch entfernt) von den thrakischen Krestonäern die erwähn- tyrrheniſche Nahme blieb ihren Nachkommen, welche von welches ich bedauern wuͤrde erſt da dieſe Blaͤtter zum Druck gegeben werden befragt zu haben, wenn nicht ſelbſt geſam- melte Stellen nothwendig fruchtbarer fuͤr den Schriftſteller waͤren, als die welche fremder Fleiß zuſammenbrachte. Cha- rakteriſtiſch fuͤr die Verwirrung der Sagenart iſt die Stelle aus Polyaͤnus, wo die aus Lemnus von den Tyrrhenern ver- triebenen Minyer mit ihnen verwechſelt werden. 36) In dem ſchon erwaͤhnten wandelbaren Sinn der Sage er- zaͤhlte Antiklides bey Strabo V. c. 2. §. 4.: ſie haͤtten zuerſt Lemnus und Imbrus bewohnt, von dort waͤre ein Theil mit dem Lydier Tyrrhenus nach Italien gezogen. Andre ließen ſie gar aus Lydien nach Theſſalien, von dort nach Italien zie- hen. Plutarch, Romul. p. 18. b. 37) Herodot I. c. 57. VI. c. 136. 38) Thukydides IV. c. 109. 39) Herodots Stelle (I. c. 57.) uͤber die Pelasger zu Kreſton,
uͤber den Tyrrhenern, hat viele Gelehrte beſchaͤftigt, und die Erklaͤrung welche es fuͤr eine thrakiſche Stadt nimmt gefaͤllt mit taͤuſchendem Schein, weil auf dem Athos fuͤdlich (doch entfernt) von den thrakiſchen Kreſtonaͤern die erwaͤhn- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0091" n="69"/> tyrrheniſche Nahme blieb ihren Nachkommen, welche von<lb/> Attika nach Lemnus und Imbrus <note place="foot" n="36)">In dem ſchon erwaͤhnten wandelbaren Sinn der Sage er-<lb/> zaͤhlte Antiklides bey Strabo <hi rendition="#aq">V. c.</hi> 2. §. 4.: ſie haͤtten zuerſt<lb/> Lemnus und Imbrus bewohnt, von dort waͤre ein Theil mit<lb/> dem Lydier Tyrrhenus nach Italien gezogen. Andre ließen ſie<lb/> gar aus Lydien nach Theſſalien, von dort nach Italien zie-<lb/> hen. Plutarch, <hi rendition="#aq">Romul. p. 18. b.</hi></note>, von dort nach<lb/> Jahrhunderten von den Athenienſern vertrieben, theils an<lb/> den Helleſpontus <note place="foot" n="37)">Herodot <hi rendition="#aq">I. c. 57. VI. c.</hi> 136.</note>, theils an die Thrakiſche Kuͤſte, und<lb/> auf die Halbinſel des Athos zogen. Daher ſagt Thukydi-<lb/> des, am Athos wohnt auch ein Pelasgiſches Volk, die<lb/> Tyrſener, welche ehemals in Attika und Lemnus wohn-<lb/> ten <note place="foot" n="38)">Thukydides <hi rendition="#aq">IV. c.</hi> 109.</note>. Dieſe Tyrrheniſche Auswanderung (eines nicht<lb/> etruskiſchen Volks) nach Griechenland, bildete die Sage<lb/> um zu einer Auswanderung aus Griechenland nach Tyr-<lb/> rhenien, und der Dichter nannte die alten Pelasger tyr-<lb/> rheniſche, weil die Pelasger ſeiner Zeit mit beyden Nah-<lb/> men, obwohl taͤuſchend mit beyden, genannt wurden <note xml:id="note-0091a" next="#note-0092" place="foot" n="39)">Herodots Stelle (<hi rendition="#aq">I. c.</hi> 57.) uͤber die Pelasger zu Kreſton,<lb/> uͤber den Tyrrhenern, hat viele Gelehrte beſchaͤftigt, und<lb/> die Erklaͤrung welche es fuͤr eine thrakiſche Stadt nimmt<lb/> gefaͤllt mit taͤuſchendem Schein, weil auf dem Athos fuͤdlich<lb/> (doch entfernt) von den thrakiſchen Kreſtonaͤern die erwaͤhn-</note>.<lb/><note xml:id="note-0091" prev="#note-0090" place="foot" n="35)">welches ich bedauern wuͤrde erſt da dieſe Blaͤtter zum Druck<lb/> gegeben werden befragt zu haben, wenn nicht ſelbſt geſam-<lb/> melte Stellen nothwendig fruchtbarer fuͤr den Schriftſteller<lb/> waͤren, als die welche fremder Fleiß zuſammenbrachte. Cha-<lb/> rakteriſtiſch fuͤr die Verwirrung der Sagenart iſt die Stelle<lb/> aus Polyaͤnus, wo die aus Lemnus von den Tyrrhenern ver-<lb/> triebenen Minyer mit ihnen verwechſelt werden.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [69/0091]
tyrrheniſche Nahme blieb ihren Nachkommen, welche von
Attika nach Lemnus und Imbrus 36), von dort nach
Jahrhunderten von den Athenienſern vertrieben, theils an
den Helleſpontus 37), theils an die Thrakiſche Kuͤſte, und
auf die Halbinſel des Athos zogen. Daher ſagt Thukydi-
des, am Athos wohnt auch ein Pelasgiſches Volk, die
Tyrſener, welche ehemals in Attika und Lemnus wohn-
ten 38). Dieſe Tyrrheniſche Auswanderung (eines nicht
etruskiſchen Volks) nach Griechenland, bildete die Sage
um zu einer Auswanderung aus Griechenland nach Tyr-
rhenien, und der Dichter nannte die alten Pelasger tyr-
rheniſche, weil die Pelasger ſeiner Zeit mit beyden Nah-
men, obwohl taͤuſchend mit beyden, genannt wurden 39).
35)
36) In dem ſchon erwaͤhnten wandelbaren Sinn der Sage er-
zaͤhlte Antiklides bey Strabo V. c. 2. §. 4.: ſie haͤtten zuerſt
Lemnus und Imbrus bewohnt, von dort waͤre ein Theil mit
dem Lydier Tyrrhenus nach Italien gezogen. Andre ließen ſie
gar aus Lydien nach Theſſalien, von dort nach Italien zie-
hen. Plutarch, Romul. p. 18. b.
37) Herodot I. c. 57. VI. c. 136.
38) Thukydides IV. c. 109.
39) Herodots Stelle (I. c. 57.) uͤber die Pelasger zu Kreſton,
uͤber den Tyrrhenern, hat viele Gelehrte beſchaͤftigt, und
die Erklaͤrung welche es fuͤr eine thrakiſche Stadt nimmt
gefaͤllt mit taͤuſchendem Schein, weil auf dem Athos fuͤdlich
(doch entfernt) von den thrakiſchen Kreſtonaͤern die erwaͤhn-
35) welches ich bedauern wuͤrde erſt da dieſe Blaͤtter zum Druck
gegeben werden befragt zu haben, wenn nicht ſelbſt geſam-
melte Stellen nothwendig fruchtbarer fuͤr den Schriftſteller
waͤren, als die welche fremder Fleiß zuſammenbrachte. Cha-
rakteriſtiſch fuͤr die Verwirrung der Sagenart iſt die Stelle
aus Polyaͤnus, wo die aus Lemnus von den Tyrrhenern ver-
triebenen Minyer mit ihnen verwechſelt werden.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |