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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

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Vieh begonnen haben, eine Erzählung die vielleicht
nichts weniger als fabelhaft ist, da der Mangel an
Futter und selbst an Wasser unter der in die Stadt zu-
sammengetriebenen Menge Seuchen erzeugen konnte,
die durch unvorsichtige Berührung, oder gar durch den
Genuß des Fleisches der gefallenen Rinder, allerdings
pestartige Uebel hervorzubringen hinreichten. Es wird ge-
sagt 88), die Pest habe um den Anfang des Septem-
bers begonnen, und ein ganzes Jahr gewüthet: dies
entspricht beynahe dem consularischen, dessen damals oft
geänderter Anfang in jenem Jahre mit dem Sextilis
zusammenfiel 89). Vom Anfang des Jahrs erscheint
auch die Flucht des Landmanns, und wenn die Monate
den unsrigen entsprachen oder ihnen voreilten 90), so war
der September an den Ufern der Tiber der gefähr-
lichste zur Entwicklung eines giftigen Fiebers. Die
günstigste Jahrszeit für die zerstörenden Einfälle der
alten Kriegsgeschichte, welche in Griechenland wie im
Mittelalter Italiens stets benutzt ward, war die worin
das Korn mit schon ausgetrockneten Halmen, eben vor
der Reife, im Felde steht, so daß die Aehrenfelder ohne
Schwierigkeit Feuer fangen, und doch die Körner noch
nicht so weit gereift sind daß eine übereilte Erndte für
den Landmann einigen Vortheil gäbe: dieselbe Jahrs-
zeit in der es dort noch Gras für die Pferde giebt, und

88) Dionysius IX. c. 67.
89) Livius III. c. 6.
90) Im Jahr 278 folgte der Anfang des Sextilis nahe auf
die Sommersonnenwende: Dionysius IX. c. 25.

Vieh begonnen haben, eine Erzaͤhlung die vielleicht
nichts weniger als fabelhaft iſt, da der Mangel an
Futter und ſelbſt an Waſſer unter der in die Stadt zu-
ſammengetriebenen Menge Seuchen erzeugen konnte,
die durch unvorſichtige Beruͤhrung, oder gar durch den
Genuß des Fleiſches der gefallenen Rinder, allerdings
peſtartige Uebel hervorzubringen hinreichten. Es wird ge-
ſagt 88), die Peſt habe um den Anfang des Septem-
bers begonnen, und ein ganzes Jahr gewuͤthet: dies
entſpricht beynahe dem conſulariſchen, deſſen damals oft
geaͤnderter Anfang in jenem Jahre mit dem Sextilis
zuſammenfiel 89). Vom Anfang des Jahrs erſcheint
auch die Flucht des Landmanns, und wenn die Monate
den unſrigen entſprachen oder ihnen voreilten 90), ſo war
der September an den Ufern der Tiber der gefaͤhr-
lichſte zur Entwicklung eines giftigen Fiebers. Die
guͤnſtigſte Jahrszeit fuͤr die zerſtoͤrenden Einfaͤlle der
alten Kriegsgeſchichte, welche in Griechenland wie im
Mittelalter Italiens ſtets benutzt ward, war die worin
das Korn mit ſchon ausgetrockneten Halmen, eben vor
der Reife, im Felde ſteht, ſo daß die Aehrenfelder ohne
Schwierigkeit Feuer fangen, und doch die Koͤrner noch
nicht ſo weit gereift ſind daß eine uͤbereilte Erndte fuͤr
den Landmann einigen Vortheil gaͤbe: dieſelbe Jahrs-
zeit in der es dort noch Gras fuͤr die Pferde giebt, und

88) Dionyſius IX. c. 67.
89) Livius III. c. 6.
90) Im Jahr 278 folgte der Anfang des Sextilis nahe auf
die Sommerſonnenwende: Dionyſius IX. c. 25.
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[92/0108] Vieh begonnen haben, eine Erzaͤhlung die vielleicht nichts weniger als fabelhaft iſt, da der Mangel an Futter und ſelbſt an Waſſer unter der in die Stadt zu- ſammengetriebenen Menge Seuchen erzeugen konnte, die durch unvorſichtige Beruͤhrung, oder gar durch den Genuß des Fleiſches der gefallenen Rinder, allerdings peſtartige Uebel hervorzubringen hinreichten. Es wird ge- ſagt 88), die Peſt habe um den Anfang des Septem- bers begonnen, und ein ganzes Jahr gewuͤthet: dies entſpricht beynahe dem conſulariſchen, deſſen damals oft geaͤnderter Anfang in jenem Jahre mit dem Sextilis zuſammenfiel 89). Vom Anfang des Jahrs erſcheint auch die Flucht des Landmanns, und wenn die Monate den unſrigen entſprachen oder ihnen voreilten 90), ſo war der September an den Ufern der Tiber der gefaͤhr- lichſte zur Entwicklung eines giftigen Fiebers. Die guͤnſtigſte Jahrszeit fuͤr die zerſtoͤrenden Einfaͤlle der alten Kriegsgeſchichte, welche in Griechenland wie im Mittelalter Italiens ſtets benutzt ward, war die worin das Korn mit ſchon ausgetrockneten Halmen, eben vor der Reife, im Felde ſteht, ſo daß die Aehrenfelder ohne Schwierigkeit Feuer fangen, und doch die Koͤrner noch nicht ſo weit gereift ſind daß eine uͤbereilte Erndte fuͤr den Landmann einigen Vortheil gaͤbe: dieſelbe Jahrs- zeit in der es dort noch Gras fuͤr die Pferde giebt, und 88) Dionyſius IX. c. 67. 89) Livius III. c. 6. 90) Im Jahr 278 folgte der Anfang des Sextilis nahe auf die Sommerſonnenwende: Dionyſius IX. c. 25.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/108>, abgerufen am 21.11.2024.