Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

fachen Erzählung, die Triremis sey von liparäischen Kor-
saren, oder sie sey von Schiffen dieser Stadt als eine
Korsarengaleere aufgebracht worden, ist die letzte welche
sich nur allein bey Plutarch findet 86) weit die wahr-
scheinlichste: denn die latinische Küste war wie Tyrrhe-
nien wegen Seeräuberey übelberüchtigt; ein tyrrhenischer
Seeräuber Postumius, dessen Nahme ihn als Latiner
verräth, ward von Timoleon ergriffen und hingerich-
tet 87); und Antium trieb das Gewerbe gegen die Grie-
chen selbst noch unter römischer Herrschaft 88), daher
Schiffe aus diesen Gegenden in griechischen Gewässern
keine freundliche Aufnahme erwarten konnten.

Die verbündeten etruskischen Städte waren souve-
raine Orte, deren jede eine große Landschaft beherrschte,
in deren Umfang kleinere Städte von ihnen abhingen.
Die lauen und mißlungenen Bestrebungen der nächsten
etruskischen Völker im vejentischen Kriege, zogen, als
durch den Fall von Veji das ganze Gebiet dieser Stadt
unter die Herrschaft der Römer gekommen war, ihre
Waffen tiefer in Etrurien hinein, und ohne das galli-
sche Unglück würden die vorliegenden Orte dieses Landes
wahrscheinlich bald unter Roms Gewalt gerathen seyn.
Capena verließ die Falisker durch Schließung eines ab-
gesonderten Friedens. Die Falisker wurden von Ca-
millus unter den Mauern ihrer Stadt, Falerii, geschla-

gen,
86) Plutarch Camill. p. 133. C.
87) Im Jahr vor dem großen latinischen Krieg. Diodor
XVI. c. 82.
88) Strabo V. c. 3. §. 5.

fachen Erzaͤhlung, die Triremis ſey von liparaͤiſchen Kor-
ſaren, oder ſie ſey von Schiffen dieſer Stadt als eine
Korſarengaleere aufgebracht worden, iſt die letzte welche
ſich nur allein bey Plutarch findet 86) weit die wahr-
ſcheinlichſte: denn die latiniſche Kuͤſte war wie Tyrrhe-
nien wegen Seeraͤuberey uͤbelberuͤchtigt; ein tyrrheniſcher
Seeraͤuber Poſtumius, deſſen Nahme ihn als Latiner
verraͤth, ward von Timoleon ergriffen und hingerich-
tet 87); und Antium trieb das Gewerbe gegen die Grie-
chen ſelbſt noch unter roͤmiſcher Herrſchaft 88), daher
Schiffe aus dieſen Gegenden in griechiſchen Gewaͤſſern
keine freundliche Aufnahme erwarten konnten.

Die verbuͤndeten etruskiſchen Staͤdte waren ſouve-
raine Orte, deren jede eine große Landſchaft beherrſchte,
in deren Umfang kleinere Staͤdte von ihnen abhingen.
Die lauen und mißlungenen Beſtrebungen der naͤchſten
etruskiſchen Voͤlker im vejentiſchen Kriege, zogen, als
durch den Fall von Veji das ganze Gebiet dieſer Stadt
unter die Herrſchaft der Roͤmer gekommen war, ihre
Waffen tiefer in Etrurien hinein, und ohne das galli-
ſche Ungluͤck wuͤrden die vorliegenden Orte dieſes Landes
wahrſcheinlich bald unter Roms Gewalt gerathen ſeyn.
Capena verließ die Falisker durch Schließung eines ab-
geſonderten Friedens. Die Falisker wurden von Ca-
millus unter den Mauern ihrer Stadt, Falerii, geſchla-

gen,
86) Plutarch Camill. p. 133. C.
87) Im Jahr vor dem großen latiniſchen Krieg. Diodor
XVI. c. 82.
88) Strabo V. c. 3. §. 5.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0256" n="240"/>
fachen Erza&#x0364;hlung, die Triremis &#x017F;ey von lipara&#x0364;i&#x017F;chen Kor-<lb/>
&#x017F;aren, oder &#x017F;ie &#x017F;ey von Schiffen die&#x017F;er Stadt als eine<lb/>
Kor&#x017F;arengaleere aufgebracht worden, i&#x017F;t die letzte welche<lb/>
&#x017F;ich nur allein bey Plutarch findet <note place="foot" n="86)">Plutarch <hi rendition="#aq">Camill. p. 133. C.</hi></note> weit die wahr-<lb/>
&#x017F;cheinlich&#x017F;te: denn die latini&#x017F;che Ku&#x0364;&#x017F;te war wie Tyrrhe-<lb/>
nien wegen Seera&#x0364;uberey u&#x0364;belberu&#x0364;chtigt; ein tyrrheni&#x017F;cher<lb/>
Seera&#x0364;uber Po&#x017F;tumius, de&#x017F;&#x017F;en Nahme ihn als Latiner<lb/>
verra&#x0364;th, ward von Timoleon ergriffen und hingerich-<lb/>
tet <note place="foot" n="87)">Im Jahr vor dem großen latini&#x017F;chen Krieg. Diodor<lb/><hi rendition="#aq">XVI. c.</hi> 82.</note>; und Antium trieb das Gewerbe gegen die Grie-<lb/>
chen &#x017F;elb&#x017F;t noch unter ro&#x0364;mi&#x017F;cher Herr&#x017F;chaft <note place="foot" n="88)">Strabo <hi rendition="#aq">V. c.</hi> 3. §. 5.</note>, daher<lb/>
Schiffe aus die&#x017F;en Gegenden in griechi&#x017F;chen Gewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern<lb/>
keine freundliche Aufnahme erwarten konnten.</p><lb/>
        <p>Die verbu&#x0364;ndeten etruski&#x017F;chen Sta&#x0364;dte waren &#x017F;ouve-<lb/>
raine Orte, deren jede eine große Land&#x017F;chaft beherr&#x017F;chte,<lb/>
in deren Umfang kleinere Sta&#x0364;dte von ihnen abhingen.<lb/>
Die lauen und mißlungenen Be&#x017F;trebungen der na&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
etruski&#x017F;chen Vo&#x0364;lker im vejenti&#x017F;chen Kriege, zogen, als<lb/>
durch den Fall von Veji das ganze Gebiet die&#x017F;er Stadt<lb/>
unter die Herr&#x017F;chaft der Ro&#x0364;mer gekommen war, ihre<lb/>
Waffen tiefer in Etrurien hinein, und ohne das galli-<lb/>
&#x017F;che Unglu&#x0364;ck wu&#x0364;rden die vorliegenden Orte die&#x017F;es Landes<lb/>
wahr&#x017F;cheinlich bald unter Roms Gewalt gerathen &#x017F;eyn.<lb/>
Capena verließ die Falisker durch Schließung eines ab-<lb/>
ge&#x017F;onderten Friedens. Die Falisker wurden von Ca-<lb/>
millus unter den Mauern ihrer Stadt, Falerii, ge&#x017F;chla-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[240/0256] fachen Erzaͤhlung, die Triremis ſey von liparaͤiſchen Kor- ſaren, oder ſie ſey von Schiffen dieſer Stadt als eine Korſarengaleere aufgebracht worden, iſt die letzte welche ſich nur allein bey Plutarch findet 86) weit die wahr- ſcheinlichſte: denn die latiniſche Kuͤſte war wie Tyrrhe- nien wegen Seeraͤuberey uͤbelberuͤchtigt; ein tyrrheniſcher Seeraͤuber Poſtumius, deſſen Nahme ihn als Latiner verraͤth, ward von Timoleon ergriffen und hingerich- tet 87); und Antium trieb das Gewerbe gegen die Grie- chen ſelbſt noch unter roͤmiſcher Herrſchaft 88), daher Schiffe aus dieſen Gegenden in griechiſchen Gewaͤſſern keine freundliche Aufnahme erwarten konnten. Die verbuͤndeten etruskiſchen Staͤdte waren ſouve- raine Orte, deren jede eine große Landſchaft beherrſchte, in deren Umfang kleinere Staͤdte von ihnen abhingen. Die lauen und mißlungenen Beſtrebungen der naͤchſten etruskiſchen Voͤlker im vejentiſchen Kriege, zogen, als durch den Fall von Veji das ganze Gebiet dieſer Stadt unter die Herrſchaft der Roͤmer gekommen war, ihre Waffen tiefer in Etrurien hinein, und ohne das galli- ſche Ungluͤck wuͤrden die vorliegenden Orte dieſes Landes wahrſcheinlich bald unter Roms Gewalt gerathen ſeyn. Capena verließ die Falisker durch Schließung eines ab- geſonderten Friedens. Die Falisker wurden von Ca- millus unter den Mauern ihrer Stadt, Falerii, geſchla- gen, 86) Plutarch Camill. p. 133. C. 87) Im Jahr vor dem großen latiniſchen Krieg. Diodor XVI. c. 82. 88) Strabo V. c. 3. §. 5.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/256
Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/256>, abgerufen am 24.11.2024.