Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

oft durch den ersten Hieb auf Eisen gebogen und un-
brauchbar wurden: leichte Truppen hatten sie nicht, und
wußten sich ihrer nicht zu erwehren.

Ueber den Zeitpunkt ihrer Einwanderung in Italien
finden sich zwey äußerst verschiedene Angaben: eine bey
Livius 9), der Urquell der allgemein herrschenden Mei-
nung von der zwiefachen Auswanderung unter Bellove-
sus und Sigovesus, welche sie in die Zeit der Regie-
rung des alten Tarquinius setzt; nach der zweyten, an-
genommen von allen älteren Schriftstellern, erschienen
die Gallier erst zweyhundert Jahre später, während
des vejentischen Kriegs. Dies glaubten Polybius 10)
Diodors Annalisten 11), die des Appian 12), offenbar
auch Trogus Pompejus 13), wichtig schon deswegen weil
er aus einer gallischen Familie abstammte, Dio Cas-
sius 14), und anders urtheilte auch nicht der Annalist,
nach dessen Vorgang Livius die den Vejentern ertheilte
Entschuldigung der Etrusker erzählt: sie könnten ihnen
keine Hülfe senden; denn sie selbst würden von den Gal-
liern bedroht; einem nie gesehenen Volk, neuen Nach-
baren 15): und ferner: ein nie gesehener, nie gehörter
Feind, vom Oceanus und den äußersten Weltenden her-
ziehend 16).


9) Livius V. c. 34.
10) Polybius II. c. 17. 18.
11) Diodor XIV. c. 113.
12) Appian Celt. Ecl. de Legat.
13) Justinus XXIV. c. 4.
14) Zonaras VII. c. 23.
15) Livius V. c. 17.
16) Derselbe V. c. 57.

oft durch den erſten Hieb auf Eiſen gebogen und un-
brauchbar wurden: leichte Truppen hatten ſie nicht, und
wußten ſich ihrer nicht zu erwehren.

Ueber den Zeitpunkt ihrer Einwanderung in Italien
finden ſich zwey aͤußerſt verſchiedene Angaben: eine bey
Livius 9), der Urquell der allgemein herrſchenden Mei-
nung von der zwiefachen Auswanderung unter Bellove-
ſus und Sigoveſus, welche ſie in die Zeit der Regie-
rung des alten Tarquinius ſetzt; nach der zweyten, an-
genommen von allen aͤlteren Schriftſtellern, erſchienen
die Gallier erſt zweyhundert Jahre ſpaͤter, waͤhrend
des vejentiſchen Kriegs. Dies glaubten Polybius 10)
Diodors Annaliſten 11), die des Appian 12), offenbar
auch Trogus Pompejus 13), wichtig ſchon deswegen weil
er aus einer galliſchen Familie abſtammte, Dio Caſ-
ſius 14), und anders urtheilte auch nicht der Annaliſt,
nach deſſen Vorgang Livius die den Vejentern ertheilte
Entſchuldigung der Etrusker erzaͤhlt: ſie koͤnnten ihnen
keine Huͤlfe ſenden; denn ſie ſelbſt wuͤrden von den Gal-
liern bedroht; einem nie geſehenen Volk, neuen Nach-
baren 15): und ferner: ein nie geſehener, nie gehoͤrter
Feind, vom Oceanus und den aͤußerſten Weltenden her-
ziehend 16).


9) Livius V. c. 34.
10) Polybius II. c. 17. 18.
11) Diodor XIV. c. 113.
12) Appian Celt. Ecl. de Legat.
13) Juſtinus XXIV. c. 4.
14) Zonaras VII. c. 23.
15) Livius V. c. 17.
16) Derſelbe V. c. 57.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0274" n="258"/>
oft durch den er&#x017F;ten Hieb auf Ei&#x017F;en gebogen und un-<lb/>
brauchbar wurden: leichte Truppen hatten &#x017F;ie nicht, und<lb/>
wußten &#x017F;ich ihrer nicht zu erwehren.</p><lb/>
        <p>Ueber den Zeitpunkt ihrer Einwanderung in Italien<lb/>
finden &#x017F;ich zwey a&#x0364;ußer&#x017F;t ver&#x017F;chiedene Angaben: eine bey<lb/>
Livius <note place="foot" n="9)">Livius <hi rendition="#aq">V. c.</hi> 34.</note>, der Urquell der allgemein herr&#x017F;chenden Mei-<lb/>
nung von der zwiefachen Auswanderung unter Bellove-<lb/>
&#x017F;us und Sigove&#x017F;us, welche &#x017F;ie in die Zeit der Regie-<lb/>
rung des alten Tarquinius &#x017F;etzt; nach der zweyten, an-<lb/>
genommen von allen a&#x0364;lteren Schrift&#x017F;tellern, er&#x017F;chienen<lb/>
die Gallier er&#x017F;t zweyhundert Jahre &#x017F;pa&#x0364;ter, wa&#x0364;hrend<lb/>
des vejenti&#x017F;chen Kriegs. Dies glaubten Polybius <note place="foot" n="10)">Polybius <hi rendition="#aq">II. c.</hi> 17. 18.</note><lb/>
Diodors Annali&#x017F;ten <note place="foot" n="11)">Diodor <hi rendition="#aq">XIV. c.</hi> 113.</note>, die des Appian <note place="foot" n="12)">Appian <hi rendition="#aq">Celt. Ecl. de Legat.</hi></note>, offenbar<lb/>
auch Trogus Pompejus <note place="foot" n="13)">Ju&#x017F;tinus <hi rendition="#aq">XXIV. c.</hi> 4.</note>, wichtig &#x017F;chon deswegen weil<lb/>
er aus einer galli&#x017F;chen Familie ab&#x017F;tammte, Dio Ca&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ius <note place="foot" n="14)">Zonaras <hi rendition="#aq">VII. c.</hi> 23.</note>, und anders urtheilte auch nicht der Annali&#x017F;t,<lb/>
nach de&#x017F;&#x017F;en Vorgang Livius die den Vejentern ertheilte<lb/>
Ent&#x017F;chuldigung der Etrusker erza&#x0364;hlt: &#x017F;ie ko&#x0364;nnten ihnen<lb/>
keine Hu&#x0364;lfe &#x017F;enden; denn &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t wu&#x0364;rden von den Gal-<lb/>
liern bedroht; einem nie ge&#x017F;ehenen Volk, neuen Nach-<lb/>
baren <note place="foot" n="15)">Livius <hi rendition="#aq">V. c.</hi> 17.</note>: und ferner: ein nie ge&#x017F;ehener, nie geho&#x0364;rter<lb/>
Feind, vom Oceanus und den a&#x0364;ußer&#x017F;ten Weltenden her-<lb/>
ziehend <note place="foot" n="16)">Der&#x017F;elbe <hi rendition="#aq">V. c.</hi> 57.</note>.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[258/0274] oft durch den erſten Hieb auf Eiſen gebogen und un- brauchbar wurden: leichte Truppen hatten ſie nicht, und wußten ſich ihrer nicht zu erwehren. Ueber den Zeitpunkt ihrer Einwanderung in Italien finden ſich zwey aͤußerſt verſchiedene Angaben: eine bey Livius 9), der Urquell der allgemein herrſchenden Mei- nung von der zwiefachen Auswanderung unter Bellove- ſus und Sigoveſus, welche ſie in die Zeit der Regie- rung des alten Tarquinius ſetzt; nach der zweyten, an- genommen von allen aͤlteren Schriftſtellern, erſchienen die Gallier erſt zweyhundert Jahre ſpaͤter, waͤhrend des vejentiſchen Kriegs. Dies glaubten Polybius 10) Diodors Annaliſten 11), die des Appian 12), offenbar auch Trogus Pompejus 13), wichtig ſchon deswegen weil er aus einer galliſchen Familie abſtammte, Dio Caſ- ſius 14), und anders urtheilte auch nicht der Annaliſt, nach deſſen Vorgang Livius die den Vejentern ertheilte Entſchuldigung der Etrusker erzaͤhlt: ſie koͤnnten ihnen keine Huͤlfe ſenden; denn ſie ſelbſt wuͤrden von den Gal- liern bedroht; einem nie geſehenen Volk, neuen Nach- baren 15): und ferner: ein nie geſehener, nie gehoͤrter Feind, vom Oceanus und den aͤußerſten Weltenden her- ziehend 16). 9) Livius V. c. 34. 10) Polybius II. c. 17. 18. 11) Diodor XIV. c. 113. 12) Appian Celt. Ecl. de Legat. 13) Juſtinus XXIV. c. 4. 14) Zonaras VII. c. 23. 15) Livius V. c. 17. 16) Derſelbe V. c. 57.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/274
Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/274>, abgerufen am 24.11.2024.