Weins gelockt: der Fülle, und des Besitzes der Reben- hügel; sonst freylich verschaffte den Galliern theils Mas- silien gegen gallisches Gold schon seit zwey Jahrhunder- ten griechische und italische Weine, theils auch boten die Alpen, ehe wandernde Völker über sie zogen, offene Han- delsstraßen dar. Die allgemeine Gefahr vereinigte Staa- ten die bis dahin über Obermacht, nicht über das Da- seyn stritten. Die Clusiner flehten um die Hülfe der Römer, und diese erkannten, daß die Rettung der vor- liegenden Städte ihre eigene sey. Sie versuchten Ver- mittlung; aber die Gallier verwarfen sie: ihre Bedin- gung war die Abtretung eines Theils der clusinischen Landschaft, nothwendig mit der Unterwerfung der Stadt, in dem Sinn wie die wandernden germanischen Völker die Ländereyen der eroberten römischen Provinzen theil- ten. So waren ihnen ohne Zweifel, welches Polybius von vielen Völkern sagt, schon die Umbrer, Italiens ältestes und einst größtes Volk, und die Picenter in der kurzen Laufbahn ihrer Siege gehorsam geworden. Nach Diodor 34) sandte der Senat die Abgeordneten, weni- ger in der thörichten Hoffnung zu vermitteln, als um die Macht der Celten zu erkundschaften.
Darüber stimmen alle Sagen überein, daß diese rö- mischen Abgesandten sich in ein Gefecht zwischen den Clusinern und den Galliern mischten, und von diesen er- kannt wurden. Ein gallischer Anführer ward von einem derselben, Q. Fabius, niedergestoßen. Die Beleidigung des Völkerrechts erbitterte die Senoner, auch sie schick-
34) Diodor XIV. c. 114.
Weins gelockt: der Fuͤlle, und des Beſitzes der Reben- huͤgel; ſonſt freylich verſchaffte den Galliern theils Maſ- ſilien gegen galliſches Gold ſchon ſeit zwey Jahrhunder- ten griechiſche und italiſche Weine, theils auch boten die Alpen, ehe wandernde Voͤlker uͤber ſie zogen, offene Han- delsſtraßen dar. Die allgemeine Gefahr vereinigte Staa- ten die bis dahin uͤber Obermacht, nicht uͤber das Da- ſeyn ſtritten. Die Cluſiner flehten um die Huͤlfe der Roͤmer, und dieſe erkannten, daß die Rettung der vor- liegenden Staͤdte ihre eigene ſey. Sie verſuchten Ver- mittlung; aber die Gallier verwarfen ſie: ihre Bedin- gung war die Abtretung eines Theils der cluſiniſchen Landſchaft, nothwendig mit der Unterwerfung der Stadt, in dem Sinn wie die wandernden germaniſchen Voͤlker die Laͤndereyen der eroberten roͤmiſchen Provinzen theil- ten. So waren ihnen ohne Zweifel, welches Polybius von vielen Voͤlkern ſagt, ſchon die Umbrer, Italiens aͤlteſtes und einſt groͤßtes Volk, und die Picenter in der kurzen Laufbahn ihrer Siege gehorſam geworden. Nach Diodor 34) ſandte der Senat die Abgeordneten, weni- ger in der thoͤrichten Hoffnung zu vermitteln, als um die Macht der Celten zu erkundſchaften.
Daruͤber ſtimmen alle Sagen uͤberein, daß dieſe roͤ- miſchen Abgeſandten ſich in ein Gefecht zwiſchen den Cluſinern und den Galliern miſchten, und von dieſen er- kannt wurden. Ein galliſcher Anfuͤhrer ward von einem derſelben, Q. Fabius, niedergeſtoßen. Die Beleidigung des Voͤlkerrechts erbitterte die Senoner, auch ſie ſchick-
34) Diodor XIV. c. 114.
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Weins gelockt: der Fuͤlle, und des Beſitzes der Reben-
huͤgel; ſonſt freylich verſchaffte den Galliern theils Maſ-
ſilien gegen galliſches Gold ſchon ſeit zwey Jahrhunder-
ten griechiſche und italiſche Weine, theils auch boten die
Alpen, ehe wandernde Voͤlker uͤber ſie zogen, offene Han-
delsſtraßen dar. Die allgemeine Gefahr vereinigte Staa-
ten die bis dahin uͤber Obermacht, nicht uͤber das Da-
ſeyn ſtritten. Die Cluſiner flehten um die Huͤlfe der
Roͤmer, und dieſe erkannten, daß die Rettung der vor-
liegenden Staͤdte ihre eigene ſey. Sie verſuchten Ver-
mittlung; aber die Gallier verwarfen ſie: ihre Bedin-
gung war die Abtretung eines Theils der cluſiniſchen
Landſchaft, nothwendig mit der Unterwerfung der Stadt,
in dem Sinn wie die wandernden germaniſchen Voͤlker
die Laͤndereyen der eroberten roͤmiſchen Provinzen theil-
ten. So waren ihnen ohne Zweifel, welches Polybius
von vielen Voͤlkern ſagt, ſchon die Umbrer, Italiens
aͤlteſtes und einſt groͤßtes Volk, und die Picenter in der
kurzen Laufbahn ihrer Siege gehorſam geworden. Nach
Diodor 34) ſandte der Senat die Abgeordneten, weni-
ger in der thoͤrichten Hoffnung zu vermitteln, als um die
Macht der Celten zu erkundſchaften.
Daruͤber ſtimmen alle Sagen uͤberein, daß dieſe roͤ-
miſchen Abgeſandten ſich in ein Gefecht zwiſchen den
Cluſinern und den Galliern miſchten, und von dieſen er-
kannt wurden. Ein galliſcher Anfuͤhrer ward von einem
derſelben, Q. Fabius, niedergeſtoßen. Die Beleidigung
des Voͤlkerrechts erbitterte die Senoner, auch ſie ſchick-
34) Diodor XIV. c. 114.
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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/281>, abgerufen am 24.11.2024.
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