Verdoppelung einer historisch wahren Begebenheit durch Versetzung aus späterer Zeit in eine frühere, wiederer- kennt. Bey Claudius war es ein zurückgeworfener Wie- derschein des Kriegs vom Jahr 394: bey den andern Annalisten, die ihn nicht ganz übergingen, wie wir nach Polybius und Diodors Schweigen annehmen können daß wenigstens Fabius es gethan, ist hier eine Anticipation des großen Siegs den L. Furius Camillus im Jahr 406 bey Alba gewann; und worauf die Gallier, eben wie hier erzählt wird, von Latium nach Apulien zogen. Plutarch 98) folgt wahrscheinlich auch jetzt dem Diony- sius, der sicher in den späteren Zeiten der verlohrnen Bücher seiner Archäologie so wenig als in den früheren sich irgend eine Schlacht rauben ließ deren auch nur die leichtgläubigsten Annalisten gedacht hatten: nach ihm war sie am Anio, und so finden wir wohl hier die selbst von Livius verworfene Erzählung des Claudius.
Daß um diese Zeit die römische Taktik verändert ward, ist schon früher gesagt worden: bestimmt nannten die Annalen Camillus als den der eine ganz veränderte Bewaffnung einführte. Dies bewährt nicht die Nach- richt von jener letzten von ihm gegen die Gallier gewon- nenen Schlacht, obgleich es in Beziehung auf sie erzählt wird 99). Berechnet für den furchtbarsten aller Kriege, den gallischen, war diese Aenderung gewiß: aber für die Zukunft vorbereitet. Bey der Botschaft, daß der Feind heranziehe, wäre sie nicht mehr ausführbar gewesen.
98) Plutarch Camill. p. 150. 151.
99) Plutarch Camill. p. 150. D. E.
U 2
Verdoppelung einer hiſtoriſch wahren Begebenheit durch Verſetzung aus ſpaͤterer Zeit in eine fruͤhere, wiederer- kennt. Bey Claudius war es ein zuruͤckgeworfener Wie- derſchein des Kriegs vom Jahr 394: bey den andern Annaliſten, die ihn nicht ganz uͤbergingen, wie wir nach Polybius und Diodors Schweigen annehmen koͤnnen daß wenigſtens Fabius es gethan, iſt hier eine Anticipation des großen Siegs den L. Furius Camillus im Jahr 406 bey Alba gewann; und worauf die Gallier, eben wie hier erzaͤhlt wird, von Latium nach Apulien zogen. Plutarch 98) folgt wahrſcheinlich auch jetzt dem Diony- ſius, der ſicher in den ſpaͤteren Zeiten der verlohrnen Buͤcher ſeiner Archaͤologie ſo wenig als in den fruͤheren ſich irgend eine Schlacht rauben ließ deren auch nur die leichtglaͤubigſten Annaliſten gedacht hatten: nach ihm war ſie am Anio, und ſo finden wir wohl hier die ſelbſt von Livius verworfene Erzaͤhlung des Claudius.
Daß um dieſe Zeit die roͤmiſche Taktik veraͤndert ward, iſt ſchon fruͤher geſagt worden: beſtimmt nannten die Annalen Camillus als den der eine ganz veraͤnderte Bewaffnung einfuͤhrte. Dies bewaͤhrt nicht die Nach- richt von jener letzten von ihm gegen die Gallier gewon- nenen Schlacht, obgleich es in Beziehung auf ſie erzaͤhlt wird 99). Berechnet fuͤr den furchtbarſten aller Kriege, den galliſchen, war dieſe Aenderung gewiß: aber fuͤr die Zukunft vorbereitet. Bey der Botſchaft, daß der Feind heranziehe, waͤre ſie nicht mehr ausfuͤhrbar geweſen.
98) Plutarch Camill. p. 150. 151.
99) Plutarch Camill. p. 150. D. E.
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Verdoppelung einer hiſtoriſch wahren Begebenheit durch
Verſetzung aus ſpaͤterer Zeit in eine fruͤhere, wiederer-
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derſchein des Kriegs vom Jahr 394: bey den andern
Annaliſten, die ihn nicht ganz uͤbergingen, wie wir nach
Polybius und Diodors Schweigen annehmen koͤnnen daß
wenigſtens Fabius es gethan, iſt hier eine Anticipation
des großen Siegs den L. Furius Camillus im Jahr
406 bey Alba gewann; und worauf die Gallier, eben
wie hier erzaͤhlt wird, von Latium nach Apulien zogen.
Plutarch 98) folgt wahrſcheinlich auch jetzt dem Diony-
ſius, der ſicher in den ſpaͤteren Zeiten der verlohrnen
Buͤcher ſeiner Archaͤologie ſo wenig als in den fruͤheren
ſich irgend eine Schlacht rauben ließ deren auch nur
die leichtglaͤubigſten Annaliſten gedacht hatten: nach ihm
war ſie am Anio, und ſo finden wir wohl hier die ſelbſt
von Livius verworfene Erzaͤhlung des Claudius.
Daß um dieſe Zeit die roͤmiſche Taktik veraͤndert
ward, iſt ſchon fruͤher geſagt worden: beſtimmt nannten
die Annalen Camillus als den der eine ganz veraͤnderte
Bewaffnung einfuͤhrte. Dies bewaͤhrt nicht die Nach-
richt von jener letzten von ihm gegen die Gallier gewon-
nenen Schlacht, obgleich es in Beziehung auf ſie erzaͤhlt
wird 99). Berechnet fuͤr den furchtbarſten aller Kriege,
den galliſchen, war dieſe Aenderung gewiß: aber fuͤr die
Zukunft vorbereitet. Bey der Botſchaft, daß der Feind
heranziehe, waͤre ſie nicht mehr ausfuͤhrbar geweſen.
98) Plutarch Camill. p. 150. 151.
99) Plutarch Camill. p. 150. D. E.
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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/323>, abgerufen am 22.11.2024.
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