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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

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Livius Erzählung, welcher versichert es sey nicht berührt
worden, sondern die Matronen hätten ihr Geschmeide
zur Zahlung dargeboten: was aber auch nur für eine
Wiederhohlung der Sage gelten kann, über die Art wie
das Gold angeschafft worden womit Camillus Gelübde
wegen Veji gelößt ward 19). Eine offenbar verdorbene
Stelle bey Plinius 20) scheint eine Verbesserung zu for-
dern, wonach dem capitolinischen Gott das empfangene
zwiefach, durch jene in Jupiters Cella niedergelegte zwey-
tausend Pfunde, wiedergegeben ward; wird diese zuge-
lassen, dann erklärt es sich wie über das zur Contribu-
tion verwandte Gold ein Mißvergnügen herrschte, wel-
ches einem Demagogen Stoff zu Anklagen gewährte.
Nach der Räumung der Stadt mußte das vom Capitol
erborgte Gold durch eine Vermögenssteuer wiederersetzt
werden; und der Senat glaubte die Republik verpflich-
tet das Empfangene zwiefach zu erstatten. Je höher aber
das Elend gestiegen war, um so weniger mochte dem
Volk die Verpflichtung einleuchten auch nur mit der

19) Die Massilienser erzählten als Beyspiel ihrer uralten
Nationalfreundschaft für Rom: auf die Botschaft von der
gallischen Eroberung habe die ganze Stadt Trauer ange-
legt; und hernach Gold zur Zahlung der Contribution über-
sandt. Dafür zum Dank hätte ihnen der römische Senat
Atelie und Prohedrie decretirt. Justinus XLIII. c. 5.
Die Erzählung ist sichtbar ächt genug aus massiliensischen
Chroniken: darum aber nicht weniger verdächtig. Von sol-
chen griechischen Ehrenbeschlüssen findet sich in der römi-
schen Geschichte kein Beyspiel.
20) Plinius a. a. O.

Livius Erzaͤhlung, welcher verſichert es ſey nicht beruͤhrt
worden, ſondern die Matronen haͤtten ihr Geſchmeide
zur Zahlung dargeboten: was aber auch nur fuͤr eine
Wiederhohlung der Sage gelten kann, uͤber die Art wie
das Gold angeſchafft worden womit Camillus Geluͤbde
wegen Veji geloͤßt ward 19). Eine offenbar verdorbene
Stelle bey Plinius 20) ſcheint eine Verbeſſerung zu for-
dern, wonach dem capitoliniſchen Gott das empfangene
zwiefach, durch jene in Jupiters Cella niedergelegte zwey-
tauſend Pfunde, wiedergegeben ward; wird dieſe zuge-
laſſen, dann erklaͤrt es ſich wie uͤber das zur Contribu-
tion verwandte Gold ein Mißvergnuͤgen herrſchte, wel-
ches einem Demagogen Stoff zu Anklagen gewaͤhrte.
Nach der Raͤumung der Stadt mußte das vom Capitol
erborgte Gold durch eine Vermoͤgensſteuer wiedererſetzt
werden; und der Senat glaubte die Republik verpflich-
tet das Empfangene zwiefach zu erſtatten. Je hoͤher aber
das Elend geſtiegen war, um ſo weniger mochte dem
Volk die Verpflichtung einleuchten auch nur mit der

19) Die Maſſilienſer erzaͤhlten als Beyſpiel ihrer uralten
Nationalfreundſchaft fuͤr Rom: auf die Botſchaft von der
galliſchen Eroberung habe die ganze Stadt Trauer ange-
legt; und hernach Gold zur Zahlung der Contribution uͤber-
ſandt. Dafuͤr zum Dank haͤtte ihnen der roͤmiſche Senat
Atelie und Prohedrie decretirt. Juſtinus XLIII. c. 5.
Die Erzaͤhlung iſt ſichtbar aͤcht genug aus maſſilienſiſchen
Chroniken: darum aber nicht weniger verdaͤchtig. Von ſol-
chen griechiſchen Ehrenbeſchluͤſſen findet ſich in der roͤmi-
ſchen Geſchichte kein Beyſpiel.
20) Plinius a. a. O.
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[322/0338] Livius Erzaͤhlung, welcher verſichert es ſey nicht beruͤhrt worden, ſondern die Matronen haͤtten ihr Geſchmeide zur Zahlung dargeboten: was aber auch nur fuͤr eine Wiederhohlung der Sage gelten kann, uͤber die Art wie das Gold angeſchafft worden womit Camillus Geluͤbde wegen Veji geloͤßt ward 19). Eine offenbar verdorbene Stelle bey Plinius 20) ſcheint eine Verbeſſerung zu for- dern, wonach dem capitoliniſchen Gott das empfangene zwiefach, durch jene in Jupiters Cella niedergelegte zwey- tauſend Pfunde, wiedergegeben ward; wird dieſe zuge- laſſen, dann erklaͤrt es ſich wie uͤber das zur Contribu- tion verwandte Gold ein Mißvergnuͤgen herrſchte, wel- ches einem Demagogen Stoff zu Anklagen gewaͤhrte. Nach der Raͤumung der Stadt mußte das vom Capitol erborgte Gold durch eine Vermoͤgensſteuer wiedererſetzt werden; und der Senat glaubte die Republik verpflich- tet das Empfangene zwiefach zu erſtatten. Je hoͤher aber das Elend geſtiegen war, um ſo weniger mochte dem Volk die Verpflichtung einleuchten auch nur mit der 19) Die Maſſilienſer erzaͤhlten als Beyſpiel ihrer uralten Nationalfreundſchaft fuͤr Rom: auf die Botſchaft von der galliſchen Eroberung habe die ganze Stadt Trauer ange- legt; und hernach Gold zur Zahlung der Contribution uͤber- ſandt. Dafuͤr zum Dank haͤtte ihnen der roͤmiſche Senat Atelie und Prohedrie decretirt. Juſtinus XLIII. c. 5. Die Erzaͤhlung iſt ſichtbar aͤcht genug aus maſſilienſiſchen Chroniken: darum aber nicht weniger verdaͤchtig. Von ſol- chen griechiſchen Ehrenbeſchluͤſſen findet ſich in der roͤmi- ſchen Geſchichte kein Beyſpiel. 20) Plinius a. a. O.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/338>, abgerufen am 22.11.2024.