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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

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genannten städtischen Legionen, blieb ohne Zweifel unter
dem Prätor bey Rom. Wahrscheinlich unmittelbar nach-
dem die Unterhandlungen abgebrochen waren, eilten die
Armeen in forcirten Märschen durch das Land der Sabi-
ner, der Marser und Peligner, wo allenthalben das sam-
nitische Bündniß freye Straßen und Quartiere bereitete,
nach Samnium: den Bogen beschreibend dessen Sehne
die Straße von Rom nach Kapua bildet. Das latinische
Heer befand sich an dessen entferntestem Punkt, und die
Kühnheit selbst der Unternehmung bannte sie fest dar-
auf: denn es war unentschieden ob und wo die Römer
von ihrer Straße abweichen, ob sie sie bis in Kampanien
verfolgen würden; dieses mußten die Latiner nach kleinen
Motiven lieber als Latium Schauplatz des Kriegs sehen;
schwankende Hin- und Hermärsche, durch Gerüchte von
den Bewegungen des Feindes geleitet, würden schon al-
lein den Ausgang des Feldzugs gegen sie entschieden ha-
ben. Dieses, und daß die Latiner Kapua, ihren großen
Erwerb, nicht sich selbst und seiner Muthlosigkeit überlas-
sen würden, konnten die Römer berechnen, und darauf
berechneten sie ihren Feldzug.

Der stärkere Geist gebietet seinem schwachsinnigeren
Gegner die Fehler welche er begehen soll. Waren die La-
tiner wohlbedacht, so mußten sie von Kapua eilig aufbre-
chen, und gegen Rom ziehen: alsdann zerstörten sie den
Plan des Feldzugs; sie schnitten die Armee von der
Stadt ab; sie hatten nur gegen die Römer allein zu
kämpfen; eine Schlacht konnte unter günstigen Umstän-
den entscheiden, wenn diese auf die Nachricht von dem

genannten ſtaͤdtiſchen Legionen, blieb ohne Zweifel unter
dem Praͤtor bey Rom. Wahrſcheinlich unmittelbar nach-
dem die Unterhandlungen abgebrochen waren, eilten die
Armeen in forcirten Maͤrſchen durch das Land der Sabi-
ner, der Marſer und Peligner, wo allenthalben das ſam-
nitiſche Buͤndniß freye Straßen und Quartiere bereitete,
nach Samnium: den Bogen beſchreibend deſſen Sehne
die Straße von Rom nach Kapua bildet. Das latiniſche
Heer befand ſich an deſſen entfernteſtem Punkt, und die
Kuͤhnheit ſelbſt der Unternehmung bannte ſie feſt dar-
auf: denn es war unentſchieden ob und wo die Roͤmer
von ihrer Straße abweichen, ob ſie ſie bis in Kampanien
verfolgen wuͤrden; dieſes mußten die Latiner nach kleinen
Motiven lieber als Latium Schauplatz des Kriegs ſehen;
ſchwankende Hin- und Hermaͤrſche, durch Geruͤchte von
den Bewegungen des Feindes geleitet, wuͤrden ſchon al-
lein den Ausgang des Feldzugs gegen ſie entſchieden ha-
ben. Dieſes, und daß die Latiner Kapua, ihren großen
Erwerb, nicht ſich ſelbſt und ſeiner Muthloſigkeit uͤberlaſ-
ſen wuͤrden, konnten die Roͤmer berechnen, und darauf
berechneten ſie ihren Feldzug.

Der ſtaͤrkere Geiſt gebietet ſeinem ſchwachſinnigeren
Gegner die Fehler welche er begehen ſoll. Waren die La-
tiner wohlbedacht, ſo mußten ſie von Kapua eilig aufbre-
chen, und gegen Rom ziehen: alsdann zerſtoͤrten ſie den
Plan des Feldzugs; ſie ſchnitten die Armee von der
Stadt ab; ſie hatten nur gegen die Roͤmer allein zu
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[511/0527] genannten ſtaͤdtiſchen Legionen, blieb ohne Zweifel unter dem Praͤtor bey Rom. Wahrſcheinlich unmittelbar nach- dem die Unterhandlungen abgebrochen waren, eilten die Armeen in forcirten Maͤrſchen durch das Land der Sabi- ner, der Marſer und Peligner, wo allenthalben das ſam- nitiſche Buͤndniß freye Straßen und Quartiere bereitete, nach Samnium: den Bogen beſchreibend deſſen Sehne die Straße von Rom nach Kapua bildet. Das latiniſche Heer befand ſich an deſſen entfernteſtem Punkt, und die Kuͤhnheit ſelbſt der Unternehmung bannte ſie feſt dar- auf: denn es war unentſchieden ob und wo die Roͤmer von ihrer Straße abweichen, ob ſie ſie bis in Kampanien verfolgen wuͤrden; dieſes mußten die Latiner nach kleinen Motiven lieber als Latium Schauplatz des Kriegs ſehen; ſchwankende Hin- und Hermaͤrſche, durch Geruͤchte von den Bewegungen des Feindes geleitet, wuͤrden ſchon al- lein den Ausgang des Feldzugs gegen ſie entſchieden ha- ben. Dieſes, und daß die Latiner Kapua, ihren großen Erwerb, nicht ſich ſelbſt und ſeiner Muthloſigkeit uͤberlaſ- ſen wuͤrden, konnten die Roͤmer berechnen, und darauf berechneten ſie ihren Feldzug. Der ſtaͤrkere Geiſt gebietet ſeinem ſchwachſinnigeren Gegner die Fehler welche er begehen ſoll. Waren die La- tiner wohlbedacht, ſo mußten ſie von Kapua eilig aufbre- chen, und gegen Rom ziehen: alsdann zerſtoͤrten ſie den Plan des Feldzugs; ſie ſchnitten die Armee von der Stadt ab; ſie hatten nur gegen die Roͤmer allein zu kaͤmpfen; eine Schlacht konnte unter guͤnſtigen Umſtaͤn- den entſcheiden, wenn dieſe auf die Nachricht von dem

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 511. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/527>, abgerufen am 22.11.2024.