meinen Landsturm, dem latinischen Feldherrn Numi- sius zu, der die Nation beschwor den Krieg nicht auf- zugeben. Er wagte es mit diesem unordentlichen Heer über den Liris zu gehen, der ihn gedeckt hatte: bey Trifanum, zwischen Sinuessa und Minturnä, traf ihn der Consul, und die Erbitterung trieb beyde Heere sogleich zur Schlacht. Die Niederlage der Latiner war so ent- schieden, daß alle Städte außer Antium capitulir- ten. Während des Winters wurden sie von dem Sie- ger gerichtet. Das Blut welches nach den unabänder- lichen Grundsätzen römischer Obmacht in allen Städten geflossen seyn muß; das Blut welches ein Consul wie Manlius vergossen haben muß, ist unsern Blicken durch die mildernde Geschichte entzogen. Wir haben nur Kunde von der Vertheilung des latinischen Gemeinlands, welches durch die Auflösung des Bundes dem Sieger verfallen war, und mit zwey Drittheilen der Priver- nermark, und der Falerner Landschaft bis an den Vul- turnus, der kampanischen Republik confiscirt, für das römische Volk getheilt ward; doch so daß den Vorneh- men noch ein großes Gemeinland geblieben seyn muß 16), denn die welche diesseits des Liris Land empfingen, er- hielten nur 23/4, die aber jenseits, 31/4 Jugern. Aeußerst
Es scheint daß sie ihren Marsch einstellten, und damit die Sache vergessen glaubten: indem gemeldet wird, ihr Prä- tor Milionius, anders gesinnt, habe gesagt, sie würden für den kurzen Weg den Römern theuer bezahlen müssen.
16) Daher die Klage über geizige Assignation: ager maligne plebei divisus. Livius VIII. c. 12.
meinen Landſturm, dem latiniſchen Feldherrn Numi- ſius zu, der die Nation beſchwor den Krieg nicht auf- zugeben. Er wagte es mit dieſem unordentlichen Heer uͤber den Liris zu gehen, der ihn gedeckt hatte: bey Trifanum, zwiſchen Sinueſſa und Minturnaͤ, traf ihn der Conſul, und die Erbitterung trieb beyde Heere ſogleich zur Schlacht. Die Niederlage der Latiner war ſo ent- ſchieden, daß alle Staͤdte außer Antium capitulir- ten. Waͤhrend des Winters wurden ſie von dem Sie- ger gerichtet. Das Blut welches nach den unabaͤnder- lichen Grundſaͤtzen roͤmiſcher Obmacht in allen Staͤdten gefloſſen ſeyn muß; das Blut welches ein Conſul wie Manlius vergoſſen haben muß, iſt unſern Blicken durch die mildernde Geſchichte entzogen. Wir haben nur Kunde von der Vertheilung des latiniſchen Gemeinlands, welches durch die Aufloͤſung des Bundes dem Sieger verfallen war, und mit zwey Drittheilen der Priver- nermark, und der Falerner Landſchaft bis an den Vul- turnus, der kampaniſchen Republik confiscirt, fuͤr das roͤmiſche Volk getheilt ward; doch ſo daß den Vorneh- men noch ein großes Gemeinland geblieben ſeyn muß 16), denn die welche dieſſeits des Liris Land empfingen, er- hielten nur 2¾, die aber jenſeits, 3¼ Jugern. Aeußerſt
Es ſcheint daß ſie ihren Marſch einſtellten, und damit die Sache vergeſſen glaubten: indem gemeldet wird, ihr Praͤ- tor Milionius, anders geſinnt, habe geſagt, ſie wuͤrden fuͤr den kurzen Weg den Roͤmern theuer bezahlen muͤſſen.
16) Daher die Klage uͤber geizige Aſſignation: ager maligne plebei divisus. Livius VIII. c. 12.
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meinen Landſturm, dem latiniſchen Feldherrn Numi-
ſius zu, der die Nation beſchwor den Krieg nicht auf-
zugeben. Er wagte es mit dieſem unordentlichen Heer
uͤber den Liris zu gehen, der ihn gedeckt hatte: bey
Trifanum, zwiſchen Sinueſſa und Minturnaͤ, traf ihn der
Conſul, und die Erbitterung trieb beyde Heere ſogleich
zur Schlacht. Die Niederlage der Latiner war ſo ent-
ſchieden, daß alle Staͤdte außer Antium capitulir-
ten. Waͤhrend des Winters wurden ſie von dem Sie-
ger gerichtet. Das Blut welches nach den unabaͤnder-
lichen Grundſaͤtzen roͤmiſcher Obmacht in allen Staͤdten
gefloſſen ſeyn muß; das Blut welches ein Conſul wie
Manlius vergoſſen haben muß, iſt unſern Blicken durch
die mildernde Geſchichte entzogen. Wir haben nur
Kunde von der Vertheilung des latiniſchen Gemeinlands,
welches durch die Aufloͤſung des Bundes dem Sieger
verfallen war, und mit zwey Drittheilen der Priver-
nermark, und der Falerner Landſchaft bis an den Vul-
turnus, der kampaniſchen Republik confiscirt, fuͤr das
roͤmiſche Volk getheilt ward; doch ſo daß den Vorneh-
men noch ein großes Gemeinland geblieben ſeyn muß 16),
denn die welche dieſſeits des Liris Land empfingen, er-
hielten nur 2¾, die aber jenſeits, 3¼ Jugern. Aeußerſt
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16) Daher die Klage uͤber geizige Aſſignation: ager maligne
plebei divisus. Livius VIII. c. 12.
15) Es ſcheint daß ſie ihren Marſch einſtellten, und damit die
Sache vergeſſen glaubten: indem gemeldet wird, ihr Praͤ-
tor Milionius, anders geſinnt, habe geſagt, ſie wuͤrden fuͤr
den kurzen Weg den Roͤmern theuer bezahlen muͤſſen.
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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/533>, abgerufen am 22.11.2024.
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