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Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704.

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setzet wird / also läufft der Gläubige nicht muthwillig in das Feuer der Trübsal / sondern wartet bis ihn GOttes Hand hinein setzet.

Da soll es denn nicht lange währen / sondern nur eine kleine Zeit / wie allhier der heil. Apostel redet. Wie der Goldschmidt am besten weiß / wie lange das Gold und ander Metall im Feuer und Schmeltz-Tiegel stehen müsse / welches er so dann nach einer kurtzen Frist wieder heraus nimmt: Also weiß GOtt besser denn am besten / wie lange seine Gläubige ausdauren können / und wie viel Zeit zu ihrer Läuterunge und Prüfunge erfodert werde. Allewege ist und bleibet die Zeit solcher Prüfunge eine kurtze Zeit / da reisset er sie heraus und machet sie zu Ehren. Unsere Trübsaal die zeitlich und leicht ist / schaffet eine ewige 2. Cor. 4. v. 17.und über alle Maasse wichtige Herrlichkeit uns die wir nicht sehen auf das Sichtbahre / sondern auf das Unsichtbahre.

Lasset uns nun auch sehen / wie die Seeligkeit auf Erden / verborgen / im Himmel aber / offenbahr sey. JEsum Christum / sagt der Apostel / habt ihr lieb / aber nicht gesehen / und gläubet an ihn / wie wol ihr ihn nicht sehet. Hier wohnet GOtt im Dunckeln. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel 1. Cor. 13. v. 12.in einem dunckeln Wort. Der Glaube ist der Art / daß er unsichtbahre / und die Dinge ergreiffet / die von den äusserlichen Sinnen nicht ergriffen werden / als der nicht zweiffelt an dem Hebr. 11. v. 1.was man nicht siehet / wie man es auch guten Theils an dem historischen Glauben findet / daß wir von dem was man uns erzehlet / und wir selbst nicht gesehen noch gehöret haben / sagen: Ich glaube es wol. Also bleibet es vielmehr mit dem seeligmachenden Glauben / wie Petrus sagt / ihr gläubet nun an ihn / wiewol ihr ihn nicht sehet: Und mit der unter vielen Anfechtungen und Traurigkeit / im Glauben verborgener Seeligkeit Joh. 20. v. 29./ wie Christus sagt: Selig sind / die nicht sehen / und doch gläuben. Wenn wir nun im Glauben erkennen und verkündigen die Tugend des der uns beruffen hat von der Finsterniß zu 1. Pet. 2. v. 9.seinen wunderbahren Licht / so gewinnet diese Tugend und Herrlichkeit seiner Gnade unsere Liebe / und zeucht dieselbe durch ihre magnetische Krafft an sich / daß wir solche Tugend und Gnade / einen solchen gnädigen GOtt und JEsum von Hertzen lieben / und daran unsere Lust und Freude haben / wenn von uns

setzet wird / also läufft der Gläubige nicht muthwillig in das Feuer der Trübsal / sondern wartet bis ihn GOttes Hand hinein setzet.

Da soll es denn nicht lange währen / sondern nur eine kleine Zeit / wie allhier der heil. Apostel redet. Wie der Goldschmidt am besten weiß / wie lange das Gold und ander Metall im Feuer und Schmeltz-Tiegel stehen müsse / welches er so dann nach einer kurtzen Frist wieder heraus nim̃t: Also weiß GOtt besser denn am besten / wie lange seine Gläubige ausdauren können / und wie viel Zeit zu ihrer Läuterunge und Prüfunge erfodert werde. Allewege ist und bleibet die Zeit solcher Prüfunge eine kurtze Zeit / da reisset er sie heraus und machet sie zu Ehren. Unsere Trübsaal die zeitlich und leicht ist / schaffet eine ewige 2. Cor. 4. v. 17.und über alle Maasse wichtige Herrlichkeit uns die wir nicht sehen auf das Sichtbahre / sondern auf das Unsichtbahre.

Lasset uns nun auch sehen / wie die Seeligkeit auf Erden / verborgen / im Himmel aber / offenbahr sey. JEsum Christum / sagt der Apostel / habt ihr lieb / aber nicht gesehen / und gläubet an ihn / wie wol ihr ihn nicht sehet. Hier wohnet GOtt im Dunckeln. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel 1. Cor. 13. v. 12.in einem dunckeln Wort. Der Glaube ist der Art / daß er unsichtbahre / und die Dinge ergreiffet / die von den äusserlichen Sinnen nicht ergriffen werden / als der nicht zweiffelt an dem Hebr. 11. v. 1.was man nicht siehet / wie man es auch guten Theils an dem historischen Glauben findet / daß wir von dem was man uns erzehlet / und wir selbst nicht gesehen noch gehöret haben / sagen: Ich glaube es wol. Also bleibet es vielmehr mit dem seeligmachenden Glauben / wie Petrus sagt / ihr gläubet nun an ihn / wiewol ihr ihn nicht sehet: Und mit der unter vielen Anfechtungen und Traurigkeit / im Glauben verborgener Seeligkeit Joh. 20. v. 29./ wie Christus sagt: Selig sind / die nicht sehen / und doch gläuben. Wenn wir nun im Glauben erkennen und verkündigen die Tugend des der uns beruffen hat von der Finsterniß zu 1. Pet. 2. v. 9.seinen wunderbahren Licht / so gewinnet diese Tugend und Herrlichkeit seiner Gnade unsere Liebe / und zeucht dieselbe durch ihre magnetische Krafft an sich / daß wir solche Tugend und Gnade / einen solchen gnädigen GOtt und JEsum von Hertzen lieben / und daran unsere Lust und Freude haben / wenn von uns

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[12/0020] setzet wird / also läufft der Gläubige nicht muthwillig in das Feuer der Trübsal / sondern wartet bis ihn GOttes Hand hinein setzet. Da soll es denn nicht lange währen / sondern nur eine kleine Zeit / wie allhier der heil. Apostel redet. Wie der Goldschmidt am besten weiß / wie lange das Gold und ander Metall im Feuer und Schmeltz-Tiegel stehen müsse / welches er so dann nach einer kurtzen Frist wieder heraus nim̃t: Also weiß GOtt besser denn am besten / wie lange seine Gläubige ausdauren können / und wie viel Zeit zu ihrer Läuterunge und Prüfunge erfodert werde. Allewege ist und bleibet die Zeit solcher Prüfunge eine kurtze Zeit / da reisset er sie heraus und machet sie zu Ehren. Unsere Trübsaal die zeitlich und leicht ist / schaffet eine ewige und über alle Maasse wichtige Herrlichkeit uns die wir nicht sehen auf das Sichtbahre / sondern auf das Unsichtbahre. 2. Cor. 4. v. 17. Lasset uns nun auch sehen / wie die Seeligkeit auf Erden / verborgen / im Himmel aber / offenbahr sey. JEsum Christum / sagt der Apostel / habt ihr lieb / aber nicht gesehen / und gläubet an ihn / wie wol ihr ihn nicht sehet. Hier wohnet GOtt im Dunckeln. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunckeln Wort. Der Glaube ist der Art / daß er unsichtbahre / und die Dinge ergreiffet / die von den äusserlichen Sinnen nicht ergriffen werden / als der nicht zweiffelt an dem was man nicht siehet / wie man es auch guten Theils an dem historischen Glauben findet / daß wir von dem was man uns erzehlet / und wir selbst nicht gesehen noch gehöret haben / sagen: Ich glaube es wol. Also bleibet es vielmehr mit dem seeligmachenden Glauben / wie Petrus sagt / ihr gläubet nun an ihn / wiewol ihr ihn nicht sehet: Und mit der unter vielen Anfechtungen und Traurigkeit / im Glauben verborgener Seeligkeit / wie Christus sagt: Selig sind / die nicht sehen / und doch gläuben. Wenn wir nun im Glauben erkennen und verkündigen die Tugend des der uns beruffen hat von der Finsterniß zu seinen wunderbahren Licht / so gewinnet diese Tugend und Herrlichkeit seiner Gnade unsere Liebe / und zeucht dieselbe durch ihre magnetische Krafft an sich / daß wir solche Tugend und Gnade / einen solchen gnädigen GOtt und JEsum von Hertzen lieben / und daran unsere Lust und Freude haben / wenn von uns 1. Cor. 13. v. 12. Hebr. 11. v. 1. Joh. 20. v. 29. 1. Pet. 2. v. 9.

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Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

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Zitationshilfe: Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ende_1704/20>, abgerufen am 29.04.2024.