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Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704.

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unser Fleisch überwindet / daß wir nicht ihren / sondern GOttes Willen thun / da die Seele sich immerfort der Gnade und Ehre der Kindschafft GOttes erinnert / und wandelt als GOttes Kind in der Liebe.

Dazu muntert sie ihr JEsus mit der vortrefflichen Verheissung der künfftigen Herrlichkeit auch kräfftig auf. Ich wil dem Durstigen geben von dem Brunn des lebendigen Wassers umsonst. Wer überwindet der soll alles ererben / und ich werde sein GOtt seyn / und er wird mein Sohn seyn. Diese Seeligkeit ist eine der stärckesten Bewegens-Ursachen / uns alles schändlichen Sünden-Dienstes zu entschlagen. Solte ein Himmlischer Kron-Candidat, des Teuffels / der Welt und der Sünden Sclave seyn? Solte er / wenn ihm dürstet nach Freuden-Wasser / aus den stinckenden Pfützen der garstigen Welt / des schändlichen Fleisches trincken / da ihm der Brunn des lebendigen Wassers offen stehet? Solte ein Erbe GOttes und aller seiner Himmlischen Güter nach Reichtum mit Sünden trachten / wodurch er warhafftig arm / und ewig arm werden würde? Solte ein Kind GOttes mit den Feinden seines Vaters anspannen und sich mit losen Stricken und Wagen-Seilen zu sündigen verkoppeln? Wer seelig werden / und in das Himmelreich kommen wil / soll oder darff der den Weg zur Höllen gehen? Nein. Wer den Himmel wil als sein vorgestecktes Ziel / der strecke sich darnach. Der Himmel und die Himmlische Seeligkeit sey sein Leit-Stern / darnach er seinen Lauff richtet / daß er nichts vornehme oder lasse was ihm an dieser Seeligkeit hinderlich ist. Der Himmel und die Himmlische Seeligkeit sey seiner Seelen Mittel-Punct / in welchem alle Striche / alle Gedancken zusammen kommen. Der Himmel und die Himmlische Seeligkeit sey sein einiges Augenwerck / sein Trost / seine Freude; daß er sage:

Wer wil mir den Himmel rauben? Den mir schon GOttes Sohn Beygelegt im Glauben. Phil. 3. v. 14.

und mit Paulo: Ich jage nach dem vorgesteckten Ziel / nach dem Kleinod / welches vorhält die Himmlische Beruffunge GOttes in Christo JEsu.

unser Fleisch überwindet / daß wir nicht ihren / sondern GOttes Willen thun / da die Seele sich immerfort der Gnade und Ehre der Kindschafft GOttes erinnert / und wandelt als GOttes Kind in der Liebe.

Dazu muntert sie ihr JEsus mit der vortrefflichen Verheissung der künfftigen Herrlichkeit auch kräfftig auf. Ich wil dem Durstigen geben von dem Brunn des lebendigen Wassers umsonst. Wer überwindet der soll alles ererben / und ich werde sein GOtt seyn / und er wird mein Sohn seyn. Diese Seeligkeit ist eine der stärckesten Bewegens-Ursachen / uns alles schändlichen Sünden-Dienstes zu entschlagen. Solte ein Himmlischer Kron-Candidat, des Teuffels / der Welt und der Sünden Sclave seyn? Solte er / wenn ihm dürstet nach Freuden-Wasser / aus den stinckenden Pfützen der garstigen Welt / des schändlichen Fleisches trincken / da ihm der Brunn des lebendigen Wassers offen stehet? Solte ein Erbe GOttes und aller seiner Himmlischen Güter nach Reichtum mit Sünden trachten / wodurch er warhafftig arm / und ewig arm werden würde? Solte ein Kind GOttes mit den Feinden seines Vaters anspannen und sich mit losen Stricken und Wagen-Seilen zu sündigen verkoppeln? Wer seelig werden / und in das Himmelreich kommen wil / soll oder darff der den Weg zur Höllen gehen? Nein. Wer den Himmel wil als sein vorgestecktes Ziel / der strecke sich darnach. Der Himmel und die Himmlische Seeligkeit sey sein Leit-Stern / darnach er seinen Lauff richtet / daß er nichts vornehme oder lasse was ihm an dieser Seeligkeit hinderlich ist. Der Himmel und die Himmlische Seeligkeit sey seiner Seelen Mittel-Punct / in welchem alle Striche / alle Gedancken zusammen kommen. Der Himmel und die Himmlische Seeligkeit sey sein einiges Augenwerck / sein Trost / seine Freude; daß er sage:

Wer wil mir den Himmel rauben? Den mir schon GOttes Sohn Beygelegt im Glauben. Phil. 3. v. 14.

und mit Paulo: Ich jage nach dem vorgesteckten Ziel / nach dem Kleinod / welches vorhält die Himmlische Beruffunge GOttes in Christo JEsu.

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[30/0038] unser Fleisch überwindet / daß wir nicht ihren / sondern GOttes Willen thun / da die Seele sich immerfort der Gnade und Ehre der Kindschafft GOttes erinnert / und wandelt als GOttes Kind in der Liebe. Dazu muntert sie ihr JEsus mit der vortrefflichen Verheissung der künfftigen Herrlichkeit auch kräfftig auf. Ich wil dem Durstigen geben von dem Brunn des lebendigen Wassers umsonst. Wer überwindet der soll alles ererben / und ich werde sein GOtt seyn / und er wird mein Sohn seyn. Diese Seeligkeit ist eine der stärckesten Bewegens-Ursachen / uns alles schändlichen Sünden-Dienstes zu entschlagen. Solte ein Himmlischer Kron-Candidat, des Teuffels / der Welt und der Sünden Sclave seyn? Solte er / wenn ihm dürstet nach Freuden-Wasser / aus den stinckenden Pfützen der garstigen Welt / des schändlichen Fleisches trincken / da ihm der Brunn des lebendigen Wassers offen stehet? Solte ein Erbe GOttes und aller seiner Himmlischen Güter nach Reichtum mit Sünden trachten / wodurch er warhafftig arm / und ewig arm werden würde? Solte ein Kind GOttes mit den Feinden seines Vaters anspannen und sich mit losen Stricken und Wagen-Seilen zu sündigen verkoppeln? Wer seelig werden / und in das Himmelreich kommen wil / soll oder darff der den Weg zur Höllen gehen? Nein. Wer den Himmel wil als sein vorgestecktes Ziel / der strecke sich darnach. Der Himmel und die Himmlische Seeligkeit sey sein Leit-Stern / darnach er seinen Lauff richtet / daß er nichts vornehme oder lasse was ihm an dieser Seeligkeit hinderlich ist. Der Himmel und die Himmlische Seeligkeit sey seiner Seelen Mittel-Punct / in welchem alle Striche / alle Gedancken zusammen kommen. Der Himmel und die Himmlische Seeligkeit sey sein einiges Augenwerck / sein Trost / seine Freude; daß er sage: Wer wil mir den Himmel rauben? Den mir schon GOttes Sohn Beygelegt im Glauben. und mit Paulo: Ich jage nach dem vorgesteckten Ziel / nach dem Kleinod / welches vorhält die Himmlische Beruffunge GOttes in Christo JEsu.

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Zitationshilfe: Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ende_1704/38>, abgerufen am 29.04.2024.