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Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704.

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get gelassen / und wie Sie wüste / daß GOtt Ihr diesen Fürstlichen Eh-Segen auf Ihre Rechnunge und Einnahme mit gesetzet; so erkannte Sie Ihre Obligation, und danckete Ihrem GOtt so hertzlich / wenn Er Ihr Gebet vor Ihre Fürstl. Kinder gnädiglich erhörete / und es Ihnen wol gehen ließ: Ach wie freudig danckete Sie für solche Ihre und der Ihrigen Glückseeligkeit / und war gewißlich auch ein rechtes Glück / und eine Lust anzusehen / und zu hören / wie die Hochseeligste als Mutter / Schwieger-Groß- und Aelter Mutter mit der verbündlichsten Kindlichen Liebe / Ehr-Erbietunge / Respect und Gehorsam / die Fürstliche Kinder aber mit Mütterlichen Segen / Trost und Raht erfreuet würden. Der HErr bringe über Sie samt und sonders diesenSyr. 3, 11 Segen / zu Ihrer aller zeitlicher und ewiger Wohlfahrt!

Livia Drusilla lebete / mit ihrem Herrn und Gemahl dem Kayser Augusto, aufs friedlichste ein und funfftzig Jahr. Sie hatte sich bey ihm höchst beliebt gemachet durch ihre Keuschheit /Sandrart Teutsche Aacad. 2 haupt T. von den 12. ersten Röm. K. p. 27. Gehorsam / und sonderbare Klugheit. Als man einsten fragte / wie sie des Käysers Hertz gewonnen hätte? gab sie zur Antwort: Damit; daß ich alles gerne gethan / was er befohlen / nach seinen geheimen Sachen nicht geforschet / und etliche seiner Gebrechen nicht geachtet / sondern verduldet. In der Officin des Heil. Geistes finden wir viel schönere Tugend-Bilder ehelicher Liebe und Gehorsams auffgehänget / daran sich unsere Hochseeligste liebe Landes-Mutter delectiret / und denselben geähnlichet hat. Nemlich die Beyspiele der heiligen Weiber / die mit gar vielen und vortrefflichen Tugenden geschmücket und ihren Männern unterthan waren / wie1. Pet. 3. v. 5. Sara Abraham gehorsam war / und hieß ihn Herr. Die Hochseeligste nannte Ihren hertzgeliebten Ehe-Gemahl / nicht pro forma, aus blosser Gewohnheit / nicht mit einem leeren Compliment, und mit dem Munde allein / Ihren Herrn / sondern in der That und Wahrheit; mit welchem Ihren Gehorsam / Liebe / und andern Christ-Fürstlichen Qualitäten / Sie eine so hertzliche Gegenliebe gewonnen / daß diese Fürst-Eheliche Liebe immer in ihrer ersten Blüte unverwelcket / und in unverrückter Auffrichtigkeit und Inbrünstigkeit verblieben / daß man zu beyden Seiten nur auff das bedacht war / und das mit allem ersinnlichen Fleiß zu Wercke richtete / womit man einander erfreuen /

get gelassen / und wie Sie wüste / daß GOtt Ihr diesen Fürstlichen Eh-Segen auf Ihre Rechnunge und Einnahme mit gesetzet; so erkañte Sie Ihre Obligation, und danckete Ihrem GOtt so hertzlich / wenn Er Ihr Gebet vor Ihre Fürstl. Kinder gnädiglich erhörete / und es Ihnen wol gehen ließ: Ach wie freudig danckete Sie für solche Ihre und der Ihrigen Glückseeligkeit / und war gewißlich auch ein rechtes Glück / und eine Lust anzusehen / und zu hören / wie die Hochseeligste als Mutter / Schwieger-Groß- und Aelter Mutter mit der verbündlichsten Kindlichen Liebe / Ehr-Erbietunge / Respect und Gehorsam / die Fürstliche Kinder aber mit Mütterlichen Segen / Trost und Raht erfreuet würden. Der HErr bringe über Sie samt und sonders diesenSyr. 3, 11 Segen / zu Ihrer aller zeitlicher und ewiger Wohlfahrt!

Livia Drusilla lebete / mit ihrem Herrn und Gemahl dem Kayser Augusto, aufs friedlichste ein und funfftzig Jahr. Sie hatte sich bey ihm höchst beliebt gemachet durch ihre Keuschheit /Sandrart Teutsche Aacad. 2 haupt T. von den 12. ersten Röm. K. p. 27. Gehorsam / und sonderbare Klugheit. Als man einsten fragte / wie sie des Käysers Hertz gewonnen hätte? gab sie zur Antwort: Damit; daß ich alles gerne gethan / was er befohlen / nach seinen geheimen Sachen nicht geforschet / und etliche seiner Gebrechen nicht geachtet / sondern verduldet. In der Officin des Heil. Geistes finden wir viel schönere Tugend-Bilder ehelicher Liebe und Gehorsams auffgehänget / daran sich unsere Hochseeligste liebe Landes-Mutter delectiret / und denselben geähnlichet hat. Nemlich die Beyspiele der heiligen Weiber / die mit gar vielen und vortrefflichen Tugenden geschmücket und ihren Männern unterthan waren / wie1. Pet. 3. v. 5. Sara Abraham gehorsam war / und hieß ihn Herr. Die Hochseeligste nannte Ihren hertzgeliebten Ehe-Gemahl / nicht pro forma, aus blosser Gewohnheit / nicht mit einem leeren Compliment, und mit dem Munde allein / Ihren Herrn / sondern in der That und Wahrheit; mit welchem Ihren Gehorsam / Liebe / und andern Christ-Fürstlichen Qualitäten / Sie eine so hertzliche Gegenliebe gewonnen / daß diese Fürst-Eheliche Liebe immer in ihrer ersten Blüte unverwelcket / und in unverrückter Auffrichtigkeit und Inbrünstigkeit verblieben / daß man zu beyden Seiten nur auff das bedacht war / und das mit allem ersinnlichen Fleiß zu Wercke richtete / womit man einander erfreuen /

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                     gehen ließ: Ach wie freudig danckete Sie für solche Ihre und der Ihrigen
                     Glückseeligkeit / und war gewißlich auch ein rechtes Glück / und eine Lust
                     anzusehen / und zu hören / wie die Hochseeligste als Mutter / Schwieger-Groß-
                     und Aelter Mutter mit der verbündlichsten Kindlichen Liebe / Ehr-Erbietunge /
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                     hätte? gab sie zur Antwort: Damit; daß ich alles gerne gethan / was er befohlen
                     / nach seinen geheimen Sachen nicht geforschet / und etliche seiner Gebrechen
                     nicht geachtet / sondern verduldet. In der Officin des Heil. Geistes finden wir
                     viel schönere Tugend-Bilder ehelicher Liebe und Gehorsams auffgehänget / daran
                     sich unsere Hochseeligste liebe Landes-Mutter delectiret / und denselben
                     geähnlichet hat. Nemlich die Beyspiele der heiligen Weiber / die mit gar vielen
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                     Fürst-Eheliche Liebe immer in ihrer ersten Blüte unverwelcket / und in
                     unverrückter Auffrichtigkeit und Inbrünstigkeit verblieben / daß man zu beyden
                     Seiten nur auff das bedacht war / und das mit allem ersinnlichen Fleiß zu Wercke
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[33/0041] get gelassen / und wie Sie wüste / daß GOtt Ihr diesen Fürstlichen Eh-Segen auf Ihre Rechnunge und Einnahme mit gesetzet; so erkañte Sie Ihre Obligation, und danckete Ihrem GOtt so hertzlich / wenn Er Ihr Gebet vor Ihre Fürstl. Kinder gnädiglich erhörete / und es Ihnen wol gehen ließ: Ach wie freudig danckete Sie für solche Ihre und der Ihrigen Glückseeligkeit / und war gewißlich auch ein rechtes Glück / und eine Lust anzusehen / und zu hören / wie die Hochseeligste als Mutter / Schwieger-Groß- und Aelter Mutter mit der verbündlichsten Kindlichen Liebe / Ehr-Erbietunge / Respect und Gehorsam / die Fürstliche Kinder aber mit Mütterlichen Segen / Trost und Raht erfreuet würden. Der HErr bringe über Sie samt und sonders diesen Segen / zu Ihrer aller zeitlicher und ewiger Wohlfahrt! Syr. 3, 11 Livia Drusilla lebete / mit ihrem Herrn und Gemahl dem Kayser Augusto, aufs friedlichste ein und funfftzig Jahr. Sie hatte sich bey ihm höchst beliebt gemachet durch ihre Keuschheit / Gehorsam / und sonderbare Klugheit. Als man einsten fragte / wie sie des Käysers Hertz gewonnen hätte? gab sie zur Antwort: Damit; daß ich alles gerne gethan / was er befohlen / nach seinen geheimen Sachen nicht geforschet / und etliche seiner Gebrechen nicht geachtet / sondern verduldet. In der Officin des Heil. Geistes finden wir viel schönere Tugend-Bilder ehelicher Liebe und Gehorsams auffgehänget / daran sich unsere Hochseeligste liebe Landes-Mutter delectiret / und denselben geähnlichet hat. Nemlich die Beyspiele der heiligen Weiber / die mit gar vielen und vortrefflichen Tugenden geschmücket und ihren Männern unterthan waren / wie Sara Abraham gehorsam war / und hieß ihn Herr. Die Hochseeligste nannte Ihren hertzgeliebten Ehe-Gemahl / nicht pro forma, aus blosser Gewohnheit / nicht mit einem leeren Compliment, und mit dem Munde allein / Ihren Herrn / sondern in der That und Wahrheit; mit welchem Ihren Gehorsam / Liebe / und andern Christ-Fürstlichen Qualitäten / Sie eine so hertzliche Gegenliebe gewonnen / daß diese Fürst-Eheliche Liebe immer in ihrer ersten Blüte unverwelcket / und in unverrückter Auffrichtigkeit und Inbrünstigkeit verblieben / daß man zu beyden Seiten nur auff das bedacht war / und das mit allem ersinnlichen Fleiß zu Wercke richtete / womit man einander erfreuen / Sandrart Teutsche Aacad. 2 haupt T. von den 12. ersten Röm. K. p. 27. 1. Pet. 3. v. 5.

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Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

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Zitationshilfe: Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ende_1704/41>, abgerufen am 21.11.2024.