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Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704.

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hier vor GOtt rede / und zeuge / was ich vor GOtt gehöret und gesehen habe. Seelig sind / die da hungert und durstet nach der Gerechtigkeit / denn sie sollen satt werden. Ein herrliches Ende des Glaubens und Gläubigen Verlangens ist die Seeligkeit der Sättigunge mit den himmlischen Manna. Ich will schauen dein Antlitz in Gerechtigkeit / ich will satt werdenPs. 17. v. 15. wenn ich erwache nach deinem Bilde. So hat demnach die Hochseelige Hertzogin Recht gehabt / Ihr die Worte des HErrn JEsu zuzueigenen / ich will dem Dürstigen geben von dem Brunn des lebendigen Wassers. Und Sie als eine Geistlich-durstige / Geistlich-arme / und Leydtragende wird nu mit ewiger Freude erquicket.

Auch wird die Hochseeligste mit dem himmlischen Reichthum und mit der Erbschafft aller himmlischen Güter beglücket / weil Sie überwunden hat das Böse mit Guten in Sanfftmuth / und aller Unreinigkeit widerstanden mit Zucht und Keuschheit. O seelig sind die Sanfftmüthigen / denn sie sollen das Erdreich besitzen; davon Sie Ihr Theil in Ruhe besessen / und mit diesem Ihren Theil wol zu frieden gewesen ist; Ihr Wandel war ohne Geitz / und Sie ließ sich begnügen an dem das da war / weil Sie wuste / was der HErr gesagt hat / ich will dich nicht verlassen noch versäumen / also daß sie dürffte und pflegte zu sagen / der HErr ist mein Helffer / und will mich nicht fürchtenHeb. 13. v. 5. / was solte mir ein Mensch thun? Seelig sind / die reines Hertzens sind / denn sie werden GOTT schauen. IhrProv. 31 v. 25. Schmuck war / daß Sie reinlich nnd fleißig war. Sie war so eine grosse Feindinne aller Leichtfertigkeit / als Freundinne der Keuschheit und Ehrbarkeit. GOtt reinigte Ihr Hertz durch den Glauben von allen herrschenden Begierden des Fleisches und der verderbten Natur / daß Ihre Seele in GOTT stille / und Sie in allen gelassen war / daß man solche Gelassenheit in den grössesten Anfechtungen mit höchster Verwunderunge und Seelen-Erbauunge wahrgenommen. Ihres reinen Hertzens Schmuck war / daß Sie auff GOTT hoffete. Ein jeglicher1. Joh. 3. v. 3. der solche Hoffnunge zu ihm hat / der reiniget sich / gleich wie er auch rein ist. Meine Hoffnung stehet auff GOtt. War Ihr Fürstl. Wahl-Spruch nebst dem Sinnbild des Anckers / welchen der Heilige Geist selbst dazu erwehlet und beliebet hat / wenn

hier vor GOtt rede / und zeuge / was ich vor GOtt gehöret und gesehen habe. Seelig sind / die da hungert und durstet nach der Gerechtigkeit / denn sie sollen satt werden. Ein herrliches Ende des Glaubens und Gläubigen Verlangens ist die Seeligkeit der Sättigunge mit den himmlischen Manna. Ich will schauen dein Antlitz in Gerechtigkeit / ich will satt werdenPs. 17. v. 15. wenn ich erwache nach deinem Bilde. So hat demnach die Hochseelige Hertzogin Recht gehabt / Ihr die Worte des HErrn JEsu zuzueigenen / ich will dem Dürstigen geben von dem Brunn des lebendigen Wassers. Und Sie als eine Geistlich-durstige / Geistlich-arme / und Leydtragende wird nu mit ewiger Freude erquicket.

Auch wird die Hochseeligste mit dem himmlischen Reichthum und mit der Erbschafft aller him̃lischen Güter beglücket / weil Sie überwunden hat das Böse mit Guten in Sanfftmuth / und aller Unreinigkeit widerstanden mit Zucht und Keuschheit. O seelig sind die Sanfftmüthigen / denn sie sollen das Erdreich besitzen; davon Sie Ihr Theil in Ruhe besessen / und mit diesem Ihren Theil wol zu frieden gewesen ist; Ihr Wandel war ohne Geitz / und Sie ließ sich begnügen an dem das da war / weil Sie wuste / was der HErr gesagt hat / ich will dich nicht verlassen noch versäumen / also daß sie dürffte und pflegte zu sagen / der HErr ist mein Helffer / und will mich nicht fürchtenHeb. 13. v. 5. / was solte mir ein Mensch thun? Seelig sind / die reines Hertzens sind / denn sie werden GOTT schauen. IhrProv. 31 v. 25. Schmuck war / daß Sie reinlich nnd fleißig war. Sie war so eine grosse Feindinne aller Leichtfertigkeit / als Freundinne der Keuschheit und Ehrbarkeit. GOtt reinigte Ihr Hertz durch den Glauben von allen herrschenden Begierden des Fleisches und der verderbten Natur / daß Ihre Seele in GOTT stille / und Sie in allen gelassen war / daß man solche Gelassenheit in den grössesten Anfechtungen mit höchster Verwunderunge und Seelen-Erbauunge wahrgenommen. Ihres reinen Hertzens Schmuck war / daß Sie auff GOTT hoffete. Ein jeglicher1. Joh. 3. v. 3. der solche Hoffnunge zu ihm hat / der reiniget sich / gleich wie er auch rein ist. Meine Hoffnung stehet auff GOtt. War Ihr Fürstl. Wahl-Spruch nebst dem Sinnbild des Anckers / welchen der Heilige Geist selbst dazu erwehlet und beliebet hat / wenn

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[35/0043] hier vor GOtt rede / und zeuge / was ich vor GOtt gehöret und gesehen habe. Seelig sind / die da hungert und durstet nach der Gerechtigkeit / denn sie sollen satt werden. Ein herrliches Ende des Glaubens und Gläubigen Verlangens ist die Seeligkeit der Sättigunge mit den himmlischen Manna. Ich will schauen dein Antlitz in Gerechtigkeit / ich will satt werden wenn ich erwache nach deinem Bilde. So hat demnach die Hochseelige Hertzogin Recht gehabt / Ihr die Worte des HErrn JEsu zuzueigenen / ich will dem Dürstigen geben von dem Brunn des lebendigen Wassers. Und Sie als eine Geistlich-durstige / Geistlich-arme / und Leydtragende wird nu mit ewiger Freude erquicket. Ps. 17. v. 15. Auch wird die Hochseeligste mit dem himmlischen Reichthum und mit der Erbschafft aller him̃lischen Güter beglücket / weil Sie überwunden hat das Böse mit Guten in Sanfftmuth / und aller Unreinigkeit widerstanden mit Zucht und Keuschheit. O seelig sind die Sanfftmüthigen / denn sie sollen das Erdreich besitzen; davon Sie Ihr Theil in Ruhe besessen / und mit diesem Ihren Theil wol zu frieden gewesen ist; Ihr Wandel war ohne Geitz / und Sie ließ sich begnügen an dem das da war / weil Sie wuste / was der HErr gesagt hat / ich will dich nicht verlassen noch versäumen / also daß sie dürffte und pflegte zu sagen / der HErr ist mein Helffer / und will mich nicht fürchten / was solte mir ein Mensch thun? Seelig sind / die reines Hertzens sind / denn sie werden GOTT schauen. Ihr Schmuck war / daß Sie reinlich nnd fleißig war. Sie war so eine grosse Feindinne aller Leichtfertigkeit / als Freundinne der Keuschheit und Ehrbarkeit. GOtt reinigte Ihr Hertz durch den Glauben von allen herrschenden Begierden des Fleisches und der verderbten Natur / daß Ihre Seele in GOTT stille / und Sie in allen gelassen war / daß man solche Gelassenheit in den grössesten Anfechtungen mit höchster Verwunderunge und Seelen-Erbauunge wahrgenommen. Ihres reinen Hertzens Schmuck war / daß Sie auff GOTT hoffete. Ein jeglicher der solche Hoffnunge zu ihm hat / der reiniget sich / gleich wie er auch rein ist. Meine Hoffnung stehet auff GOtt. War Ihr Fürstl. Wahl-Spruch nebst dem Sinnbild des Anckers / welchen der Heilige Geist selbst dazu erwehlet und beliebet hat / wenn Heb. 13. v. 5. Prov. 31 v. 25. 1. Joh. 3. v. 3.

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
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Zitationshilfe: Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ende_1704/43>, abgerufen am 29.04.2024.