Niekamp, Johann: Der zum Leyden und Sterben bereitwilliger [...] Herr M. Johannes Ulricus Dörrien [...]. Hildesheim, 1706.gefärbter Liebe / in dem Worte der Warheit / in der Krafft GOttes: Durch Waffen der Gerechtigkeit / zur rechten und zur lincken / durch Ehre und Schande / durch böse Gerüchte und gute Gerüchte / als die Verführer und doch warhafftig / als die unbekandten und doch bekandt / als die Sterbenden / und sihe wir leben / als die Gezüchtigten / und doch nicht ertödtet / als die Traurigen aber allezeit frölig / als die Armen / aber die doch viele reich machen / als die nichts inne haben / und doch alles haben. Setzet man schon heutiges Tages die Diener Christi nicht in den Stand / daß sie obspecificirte Trübsahlen alle zu leyden noch den Halß dem Schwerdt darzustrecken nöhtig haben / so wird doch der / der GOttes Diener seyn will / sich zu vielen dieser und dergleichen Trübsahlen anschicken / vest halten / und sichSirach. II 1. 2. leyden müssen; Man wird ihn ängsten / als einen Auffrührer und Verführer schimpffen / oder sonst mit Schande und bösen Gerüchte vor der Welt stinckend machen / mit Schmach- und Quaal-Stöcken / wo nicht zum schändlichenBuch der Weißheit II. 19. 20. Tode verdammen / doch mit einem langsamen Tode quälen / indem man ihm für seine Liebe und treue Seel-Sorge einen Hertz-nagenden Dampff nach dem andern anthun wird. Legt man ihn schon nicht ins Gefängniß / in Ketten und Bande / wiewoll es an schimpfflichen arresten / Gefängnissen und Verdammunge auff die Galleeren u. d. g. manches Orthes nicht fehlet / so wird man ihm sonst andere Trübsahl mit Suspensionen / Remotionen / ungerechten Processen und dergleichen anlegen / summa. Er muß um des Nahmens und des Worts gefärbter Liebe / in dem Worte der Warheit / in der Krafft GOttes: Durch Waffen der Gerechtigkeit / zur rechten und zur lincken / durch Ehre und Schande / durch böse Gerüchte und gute Gerüchte / als die Verführer und doch warhafftig / als die unbekandten und doch bekandt / als die Sterbenden / und sihe wir leben / als die Gezüchtigten / und doch nicht ertödtet / als die Traurigen aber allezeit frölig / als die Armen / aber die doch viele reich machen / als die nichts inne haben / und doch alles haben. Setzet man schon heutiges Tages die Diener Christi nicht in den Stand / daß sie obspecificirte Trübsahlen alle zu leyden noch den Halß dem Schwerdt darzustrecken nöhtig haben / so wird doch der / der GOttes Diener seyn will / sich zu vielen dieser und dergleichen Trübsahlen anschicken / vest halten / und sichSirach. II 1. 2. leyden müssen; Man wird ihn ängsten / als einen Auffrührer und Verführer schimpffen / oder sonst mit Schande und bösen Gerüchte vor der Welt stinckend machen / mit Schmach- und Quaal-Stöcken / wo nicht zum schändlichenBuch der Weißheit II. 19. 20. Tode verdammen / doch mit einem langsamen Tode quälen / indem man ihm für seine Liebe und treue Seel-Sorge einen Hertz-nagenden Dampff nach dem andern anthun wird. Legt man ihn schon nicht ins Gefängniß / in Ketten und Bande / wiewoll es an schimpfflichen arresten / Gefängnissen und Verdammunge auff die Galleeren u. d. g. manches Orthes nicht fehlet / so wird man ihm sonst andere Trübsahl mit Suspensionen / Remotionen / ungerechten Processen und dergleichen anlegen / summa. Er muß um des Nahmens und des Worts <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0025" n="23"/> gefärbter Liebe / in dem Worte der Warheit / in der Krafft GOttes: Durch Waffen der Gerechtigkeit / zur rechten und zur lincken / durch Ehre und Schande / durch böse Gerüchte und gute Gerüchte / als die Verführer und doch warhafftig / als die unbekandten und doch bekandt / als die Sterbenden / und sihe wir leben / als die Gezüchtigten / und doch nicht ertödtet / als die Traurigen aber allezeit frölig / als die Armen / aber die doch viele reich machen / als die nichts inne haben / und doch alles haben. Setzet man schon heutiges Tages die Diener Christi nicht in den Stand / daß sie obspecificirte Trübsahlen alle zu leyden noch den Halß dem Schwerdt darzustrecken nöhtig haben / so wird doch der / der GOttes Diener seyn will / sich zu vielen dieser und dergleichen Trübsahlen anschicken / vest halten / und sich<note place="right">Sirach. II 1. 2.</note> leyden müssen; Man wird ihn ängsten / als einen Auffrührer und Verführer schimpffen / oder sonst mit Schande und bösen Gerüchte vor der Welt stinckend machen / mit Schmach- und Quaal-Stöcken / wo nicht zum schändlichen<note place="right">Buch der Weißheit II. 19. 20.</note> Tode verdammen / doch mit einem langsamen Tode quälen / indem man ihm für seine Liebe und treue Seel-Sorge einen Hertz-nagenden Dampff nach dem andern anthun wird. Legt man ihn schon nicht ins Gefängniß / in Ketten und Bande / wiewoll es an schimpfflichen arresten / Gefängnissen und Verdammunge auff die Galleeren u. d. g. manches Orthes nicht fehlet / so wird man ihm sonst andere Trübsahl mit Suspensionen / Remotionen / ungerechten Processen und dergleichen anlegen / summa. Er muß um des Nahmens und des Worts </p> </div> </body> </text> </TEI> [23/0025]
gefärbter Liebe / in dem Worte der Warheit / in der Krafft GOttes: Durch Waffen der Gerechtigkeit / zur rechten und zur lincken / durch Ehre und Schande / durch böse Gerüchte und gute Gerüchte / als die Verführer und doch warhafftig / als die unbekandten und doch bekandt / als die Sterbenden / und sihe wir leben / als die Gezüchtigten / und doch nicht ertödtet / als die Traurigen aber allezeit frölig / als die Armen / aber die doch viele reich machen / als die nichts inne haben / und doch alles haben. Setzet man schon heutiges Tages die Diener Christi nicht in den Stand / daß sie obspecificirte Trübsahlen alle zu leyden noch den Halß dem Schwerdt darzustrecken nöhtig haben / so wird doch der / der GOttes Diener seyn will / sich zu vielen dieser und dergleichen Trübsahlen anschicken / vest halten / und sich leyden müssen; Man wird ihn ängsten / als einen Auffrührer und Verführer schimpffen / oder sonst mit Schande und bösen Gerüchte vor der Welt stinckend machen / mit Schmach- und Quaal-Stöcken / wo nicht zum schändlichen Tode verdammen / doch mit einem langsamen Tode quälen / indem man ihm für seine Liebe und treue Seel-Sorge einen Hertz-nagenden Dampff nach dem andern anthun wird. Legt man ihn schon nicht ins Gefängniß / in Ketten und Bande / wiewoll es an schimpfflichen arresten / Gefängnissen und Verdammunge auff die Galleeren u. d. g. manches Orthes nicht fehlet / so wird man ihm sonst andere Trübsahl mit Suspensionen / Remotionen / ungerechten Processen und dergleichen anlegen / summa. Er muß um des Nahmens und des Worts
Sirach. II 1. 2.
Buch der Weißheit II. 19. 20.
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Zitationshilfe: | Niekamp, Johann: Der zum Leyden und Sterben bereitwilliger [...] Herr M. Johannes Ulricus Dörrien [...]. Hildesheim, 1706, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_prediger_1706/25>, abgerufen am 16.07.2024. |